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WARMBRUNNER KRIEGDENKZEICHEN
Von Gustav E. Pazaurek, Stuttgart
Überall ist man sich dessen voll bewusst, was
wir unseren unvergleichlichen Helden schul-
den, nicht nur den ruhmbedeckten Führern, deren
würdige und hoffentlich auch künstlerisch wertvolle
Denkmäler gewiss nicht werden vergessen werden,
sondern auch den schlichten Soldaten, die in der
Hingabe ihres Herzblutes für die Sicherheit unseres
teueren Vaterlandes unvergängliche Beispiele treue-
ster Pflichterfüllung und bewunderungsvoller Hel-
dengrösse aufgestellt haben. Auch
die kleinsten Gemeinden, die ja
alle im edlen Wetteifer ihre Söhne
auf die heissen Schlachtfelder nach
West und Ost gesandt haben, sehen
es als eine Ehrensache an, den
tapferen Kriegern würdige Grab-
stätten zu schaffen oder wenig-
stens dieNamen ihrer, im Feindes-
land ruhenden Angehörigen auf
entsprechenden Gedenktafeln in
den Kirchen oder Rathäusern
künftigen Geschlechtern zu über-
liefern, wie es ja bereits — aller-
dings meist in allzubescheidener
Form — vor hundert Jahren für
die Kämpfer der Freiheitskriege
geschehen war.
Die ersten, in Laienkreisen
auftauchenden Vorschläge, wie
etwa der, mit den Photographien
der gefallenen Soldaten Rathaus-
Sitzungsäle oder andere Räume
zu tapezieren, waren bald über-
wunden; dass dafür die Anlegung
eines entsprechenden Ehren-
bucheseineungleich bessereForm
ist, leuchtete allen ein. Aber ein
Buch,selbstwenn es von Künstler-
hand eine durchaus würdige Form
erhalten hat, genügt doch nicht
ganz. Wer lässt sich denn — nach
vielen Jahren — ein solches Buch vorlegen? Wo
soll es pietätsvoll gehütet und doch für Jeder-
mann bequem und ohne umständliche Anmeldung
erreichbar verwahrt werden? — Auch der einfache
Soldat aber, der „furchtlos und treu“ sein Leben
für das grosse Vaterland in die Schanze geschlagen,
hat wahrlich ein Anrecht darauf, dass sein Opfer
nicht vergessen werde. Wenn dereinst in den Ther-
mophylen ein Denkstein dem Wanderer Halt ge-
bot, um ihn an die Heldentat des Leonidas und
seiner 300 Spartaner zu erinnern, so dürfen auch
Tausende unserer unvergleichlichen Krieger, deren
Ruhm sicherlich gerade in diesem Kriege jenem
des alten lakedämonischen Königs nicht nachsteht,
ein gleiches beanspruchen.
Und doch können wir unser Land nicht mit stei-
nernen oder ehernen Einzel-Denkmälern pflastern,
selbst wenn Raum und Geld dafür vorhanden wäre,
und letzteres nicht zur Linderung der Notlage der
Hinterbliebenen besser verwendet werden könnte.
Ein Volk, das, wie das unsere, die
Aufgabe hat, seine grosse Kultur-
mission richtig einzuschätzen, muß
auch für die Qualität der Denk-
mäler sorgen, und dies wird in
den meisten Fällen nur durch eine
entsprechende Zusammenfassung
erreichbar sein, wobei jedoch der
einzelne Name eines jeden Be-
teiligten nicht unterdrückt zu wer-
den braucht.
Überall werden für solche
dankbare Aufgaben tüchtige künst-
lerische Kräfte heranzuziehen
sein, und es ist sehr erfreulich
wahrzunehmen, dass dieser For-
derung bereits Rechnung ge-
tragen wird. So hat der Württem-
bergische Landesausschuss für
Natur- und Heimatschutz und
Friedhof- und Kriegdenkmal-
Kunst in dieser Beziehung „Richt-
linien“ herausgegeben und einen
Wettbewerb veranstaltet, dessen
sehr achtbare Ergebnisse — Krie-
gerabzeichen und Gedenktafeln —
bereits in einer Ausstellung ver-
einigt waren und nun auch in einer
guten Auswahl im Buchhandel
(Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart!
allgemein zugänglich gemacht
wurden. Eine noch reichere Vor-
bildersammlung „Soldatengräber und Kriegsdenk-
male“ hat unter Mitwirkung erster Wiener Künstler,
wie F. Barwig, J. Breitner, A. Hanak, J. Hoffmann,
R. v. Larisch, M. Powolny, O. Strnad, H. Tessenow
und anderen das Wiener k. k. Gewerbeförderungsamt
(im Verlag von A. Schroll & Co. in Wien; 130 Ent-
würfe mit 213 Bildern) herausgegeben, die eine Fülle
guter Anregungen und Gedanken enthalten.
Wo aber Stein, der in den genannten Fällen die
Hauptrolle spielt, oder Erz nicht zur Verfügung
stehen, in manchen schlichten ländlichen Bezirken
Holschnitzschule von Warmbrunn i. Schl.
Ein Soldaten-Grabkreuz
WARMBRUNNER KRIEGDENKZEICHEN
Von Gustav E. Pazaurek, Stuttgart
Überall ist man sich dessen voll bewusst, was
wir unseren unvergleichlichen Helden schul-
den, nicht nur den ruhmbedeckten Führern, deren
würdige und hoffentlich auch künstlerisch wertvolle
Denkmäler gewiss nicht werden vergessen werden,
sondern auch den schlichten Soldaten, die in der
Hingabe ihres Herzblutes für die Sicherheit unseres
teueren Vaterlandes unvergängliche Beispiele treue-
ster Pflichterfüllung und bewunderungsvoller Hel-
dengrösse aufgestellt haben. Auch
die kleinsten Gemeinden, die ja
alle im edlen Wetteifer ihre Söhne
auf die heissen Schlachtfelder nach
West und Ost gesandt haben, sehen
es als eine Ehrensache an, den
tapferen Kriegern würdige Grab-
stätten zu schaffen oder wenig-
stens dieNamen ihrer, im Feindes-
land ruhenden Angehörigen auf
entsprechenden Gedenktafeln in
den Kirchen oder Rathäusern
künftigen Geschlechtern zu über-
liefern, wie es ja bereits — aller-
dings meist in allzubescheidener
Form — vor hundert Jahren für
die Kämpfer der Freiheitskriege
geschehen war.
Die ersten, in Laienkreisen
auftauchenden Vorschläge, wie
etwa der, mit den Photographien
der gefallenen Soldaten Rathaus-
Sitzungsäle oder andere Räume
zu tapezieren, waren bald über-
wunden; dass dafür die Anlegung
eines entsprechenden Ehren-
bucheseineungleich bessereForm
ist, leuchtete allen ein. Aber ein
Buch,selbstwenn es von Künstler-
hand eine durchaus würdige Form
erhalten hat, genügt doch nicht
ganz. Wer lässt sich denn — nach
vielen Jahren — ein solches Buch vorlegen? Wo
soll es pietätsvoll gehütet und doch für Jeder-
mann bequem und ohne umständliche Anmeldung
erreichbar verwahrt werden? — Auch der einfache
Soldat aber, der „furchtlos und treu“ sein Leben
für das grosse Vaterland in die Schanze geschlagen,
hat wahrlich ein Anrecht darauf, dass sein Opfer
nicht vergessen werde. Wenn dereinst in den Ther-
mophylen ein Denkstein dem Wanderer Halt ge-
bot, um ihn an die Heldentat des Leonidas und
seiner 300 Spartaner zu erinnern, so dürfen auch
Tausende unserer unvergleichlichen Krieger, deren
Ruhm sicherlich gerade in diesem Kriege jenem
des alten lakedämonischen Königs nicht nachsteht,
ein gleiches beanspruchen.
Und doch können wir unser Land nicht mit stei-
nernen oder ehernen Einzel-Denkmälern pflastern,
selbst wenn Raum und Geld dafür vorhanden wäre,
und letzteres nicht zur Linderung der Notlage der
Hinterbliebenen besser verwendet werden könnte.
Ein Volk, das, wie das unsere, die
Aufgabe hat, seine grosse Kultur-
mission richtig einzuschätzen, muß
auch für die Qualität der Denk-
mäler sorgen, und dies wird in
den meisten Fällen nur durch eine
entsprechende Zusammenfassung
erreichbar sein, wobei jedoch der
einzelne Name eines jeden Be-
teiligten nicht unterdrückt zu wer-
den braucht.
Überall werden für solche
dankbare Aufgaben tüchtige künst-
lerische Kräfte heranzuziehen
sein, und es ist sehr erfreulich
wahrzunehmen, dass dieser For-
derung bereits Rechnung ge-
tragen wird. So hat der Württem-
bergische Landesausschuss für
Natur- und Heimatschutz und
Friedhof- und Kriegdenkmal-
Kunst in dieser Beziehung „Richt-
linien“ herausgegeben und einen
Wettbewerb veranstaltet, dessen
sehr achtbare Ergebnisse — Krie-
gerabzeichen und Gedenktafeln —
bereits in einer Ausstellung ver-
einigt waren und nun auch in einer
guten Auswahl im Buchhandel
(Verlag Konrad Wittwer, Stuttgart!
allgemein zugänglich gemacht
wurden. Eine noch reichere Vor-
bildersammlung „Soldatengräber und Kriegsdenk-
male“ hat unter Mitwirkung erster Wiener Künstler,
wie F. Barwig, J. Breitner, A. Hanak, J. Hoffmann,
R. v. Larisch, M. Powolny, O. Strnad, H. Tessenow
und anderen das Wiener k. k. Gewerbeförderungsamt
(im Verlag von A. Schroll & Co. in Wien; 130 Ent-
würfe mit 213 Bildern) herausgegeben, die eine Fülle
guter Anregungen und Gedanken enthalten.
Wo aber Stein, der in den genannten Fällen die
Hauptrolle spielt, oder Erz nicht zur Verfügung
stehen, in manchen schlichten ländlichen Bezirken
Holschnitzschule von Warmbrunn i. Schl.
Ein Soldaten-Grabkreuz