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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 16.1917

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Widmer, Karl: Friedrich Fehrs Bilder von Innenräumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.50178#0062
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FRIEDRICH FEHRS BILDER VON INNENRAUMEN
Von Karl Widmer

Ein eigenartiges Programm hat sich Friedrich
Fehr als Maler moderner Innenräume aufgestellt.
Es sind künstlerische Darstellungen aus Wohn- und
Landhäusern, die mit der malerischen Wiedergabe
der Motive zugleich eine besondere Kulturaufgabe
verfolgen. Am besten können sie als Bildnisse
künstlerisch bedeutender Raumschöpfungen charak-
terisiert werden. Der Gedanke, dass die Kultur des
Wohnraums, wie sie im künstlerisch gestalteten
Eigenhaus ihre höchste Steigerung erhält, auch ein
persönliches Verhältnis zwischen dem Hausund
seinem Bewohner schafft, hat die erste Anregung
zu diesen Bildern gegeben. Die Wiedergabe solcher
Räume durch Künstlerhand soll als Ausdruck des
geistigen Bandes, das den Besitzer mit seinem Be-
sitz verbindet, der modernen Malerei ein neues
Gebiet ihrer Betätigung aufschliessen, das sich in
gewissem Sinn mit der Aufgabe des Porträts berührt.
Fehr hat, von diesem Gedanken geleitet, in den
letzten Jahren eine grössere Folge solcher Bilder
ausgeführt. Sie geben Ansichten von Landhäusern
und Villen, Motive aus Gärten und Innenräumen
wieder. Darunter bilden die Innenräume eine Grup-
pe, bei der die Natur der Aufgabe der Eigenart der
Fehrschen Kunst besonders liegt. Wenn die künst-
lerische Darstellung des Innenraums den Maler vor
einen Gegenstand von einem verhältnismässig be-
schränkten Formenkreis stellt, so bietet sie dafür in
der Farbe eine um so grössere Mannigfaltigkeit der

Erscheinungen. So hat sich denn auch bei Fehr der
Kolorist durch diese Aufgabe ganz besonders ange-
zogen gefühlt. Die Bilder geben vor allem die Schön-
heit der Farbe im Raum, wie sie auch durch die
Reize der Perspektive mit ihren charakteristischen
Lichtwirkungen bereichert wird, in geschlossenen
Kompositionen wieder. Immer wird dabei aber neben
der rein malerischen Aufgabe der Charakter des
Raumbildnisses festgehalten, das in der Wieder-
gabe des Raumes selbst seinen besonderen Zweck
verfolgt. Darum ist auch in diesen Bildern auf das
Figürliche grundsätzlich verzichtet worden.
Fehr wendet sich mit seinem künstlerischen
Programm wohl in erster Linie an die Eigentümer
der betreffenden Wohnhäuser selbst. Doch werden
diese Darstellungen — abgesehen von ihrem Wert
als Kunstwerke an sich — auch für den Raumkünst-
ler von besonderem Interesse sein. Sie sind nament-
lich nach der Farbe hin, in hohem Masse anregend.
Denn der Gehalt einer farbigen Raumstimmung, wie
sie von der künstlerischen Auffassung des Malers
aufgenommen wird, wird gerade in ihrer Konzen-
tration auf das Malerische auch auf die Phantasie
des Schaffenden in ihrer Art wieder besonders be-
fruchtend einwirken. Jedenfalls gibt eine solche
Steigerung im Kunstwerk mehr als jede handwerk-
liche oder gar mechanische Aufnahme geben kann:
auch darin berührt sich das Wesen dieser Bilder
mit dem des Porträts.


Bildhauer Richard Kuöhl, Hamburg
Ein Schlußstein
 
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