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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 24.1925

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Nr. IV
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W., G. J.: Zu den Bauten von Max Wiederanders und den Plastiken von Knut Anderson
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Dip 1.-In g. Architekt Max Wiederanders, München
Badehaus als Sommerhaus

ZU DEN BAUTEN VON MAX WIEDERANDERS
UND DEN PEAST1KEN VON KNUT ANDERSON

Die Entwicklung unseres kulturellen Lebens
hat heute ein solches Tempo eingeschlagen,
daß der Besinnliche und Beschauliche, der Mensch,
der gern prüfend rückwärts blickt, gar nicht mehr
mitkommt, daß er von den hastig Nachstürmenden
und unerbittlich Nachdrängenden niedergetreten,
zerstampft wird, am Wege bleibt wie viele in diesen
Tagen. Diese Tatsache spiegelt sich in allen einzel-
nen Erscheinungsformen der Kultur. Man verlangt
Sensationen, Unerwartetes, Übertrumpfungen.
Auch in der festest gefügten, stark im Technischen
verankerten, phantastischen Entgleisungen durch
naturgegebene Hemmungen am wenigsten aus-
gesetzten Provinz der Kunst, in der Architektur,
besteht allenthalben das Bestreben, durch Außer-
ordentliches, durch Gewagtestes, die tektonischen
Grundgesetze Auflösendes dem Geist der Zeit
Rechnung zu tragen. Es ist geradezu „die Bau-
forderung des Tages“ geworden. Ich täusche mich
nicht, wenn ich annehme, daß diese Forderung von

den Konsumenten ausging und erst durch deren
Wünsche auf die Schaffenden übersprang. Ich
glaube, dies aus der Tatsache schließen zu dürfen,
daß sich mancher Bauende in völliger Verkennung
dessen, worauf es bei diesen neuen Lösungen an-
zukommen hat, ohne Logik und ohne geistige Or-
ganisation in die Bewegung stürzte und darin eben-
so umkam, ebenso niedergetreten wurde, wie ich
es von dem allzu Rückschauenden behauptete.
Aber gleichviel: es muß sein. Die Baukunst muß,
wennauch mitBedachtund Vorbehalten,dem Zeit-
empfinden Rechnung tragen. Sie muß loskommen
von den ewigen Kopien alter Stile. Lieber möge
sie—wenn ich so sagen darf—geographisch weiter
ausgreifen, lieber möge sie den Blick nach dem un-
seren Gebreiten künstlerisch noch viel zu wenig
nutzbar gemachten fernen Osten wenden, wo
Indien, China, Japan, die Sundainseln reiche An-
regungen geben können. Ich will damit nicht den
Chinoiserien das Wort sprechen, die heute, oft ge-

MOD. BAUFORMEN 1925. IV, 1.
 
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