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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 14.1900

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23. Heft
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Dewey, C. Frank: Amerikanische Millionen-Erbinnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22226#0550
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373

merißaniscfie j^iirionen-^rßinnen. -4^

Von Frank Dewey.

-1 * «1- [Nachdruck verboten.]

_ ur wenige Leute können sich einen Begriff machen von den Launen heiten zu. Doch auch sie liebt den Sport, und wenn sie nicht gerade
und Schwächen, welche das tägliche Leben einer amerikanischen in wissenschaftliche Diskussionen verwickelt ist, kann man sie häufig bei

Millionen-Erbin charakterisieren. Von diesem Thun und einer Fuchsjagd oder auf ihrem Segelschiffe finden.

Treuben ist dem Auge des Laien nur ein kleiner Teil ] — llflflHM Am meisten vorgeschritten in Bezug auf moderne

erschlossen; und da diejenigen, welchen es gestattet ist, tiSm'''- ' Ideen und freie Denkungsart ist Miss Eva Perkins in

einen Blick in dieses Wunderland zu werfen, oft mehr iV.iffaio. ()'-v :hl in der !Yo\iiiv geboren, wurde sie in

wissen, als sie der Oeffentlichkeit zu offenbaren wünschen, "'iSäS einem der ersten Seminare erzogen und brachte überdies

erfährt man nur ganz ausnahmsweise einige interessante , ■ . ■HB-. einige Jahre in Europa zu. Bei ihrer sanften Gemütsart

Details aus diesem seltsamen Lebenswandel. I __ und ihren kosmopolitischen Ansichten ist sie die „belle"

Das auf mehr als sechs Millionen goscliiiizt. Ein- von Bufl'alo. Bereitwilligst erfüllt ihr der Vater alle ihre

kommen einer grossen Besitzung macht es Miss Vir- \Vnn>che. so d;iss ihre maleriselie Villa mit dem wohl-

ginia Fair möglich, ihren extravagantesten Ideen nach- i|| UjH gv-pflegien Vn:k< Sannnrljilalz für die elegantesten

zugehen. Zu ihrem persönlichen Komfort trägt in erster '•' j soirces jener schönen Stadt gi-wordm ist,

Linie ein elegantes Boudoir bei, das ganz in orientalischer Last not least ist Miss Gaunud bei dieser glänzcn-

Behaglichkeitausgestattet, keine der pruukviillen, j111idenuai i..*f,' .•• 1 den Versammlung von schönen Frauen zu erwähnen. Mit

Erfindungen entbehrt. Eigenartige Farben in den w ; iehsten . i inen! F.inkommen, weh lies zwei Millionen übersteigt, und

Tönen, schwere, üppige- Draperieen verleihen dem ent- r» ,' anderen anziehenden Eigenschaften ausgestattet, die ihr

zückenden Ganzen einen märchenhaften Reiz. Selbst • die gütige Mutter Natur verliehen hat, wird sie zweifellos

die Aufwartung dieser modernen Kleopatra im prosaischen Miss Georeine Gaunud. irgend einen Auserwählten in ihrem schönen Schlosse

Westen ist einem nubischen Diener in orientalischem Gewände übertragen. am Lorenzostrom glücklich machen. Diese Erbin ist nicht mehr jung,
Miss Higgensbatham in Chicago steht nur wenig hinter ihrer dennoch fährt sie fort, der Gegenstand des lebhaftesten Interesses für die

schönen Rivalin von New-York zurück. amerikanische Gesellschaft zu sein,wohl

Vielleicht in mancher —'—--~~~\ i \ ~—'—hauptsächlich infolge

Hinsicht weniger r"~ \ \ -y—i der grossartigen

unabhängig, ge- \ 1 ■ Empfänge, welche

bietet sie auf der 1 s. \ f A / ■9Hk sie öfter zu Ehren

anderen Seite über \ jfm^&%, \ ■R^^tH^ «8 'nrerv'e'en^1 cunc^c

alle Mittel, welche 1 \ Wut ^ ]B> / *J»^^<PlB| veranstaltet. Es ist

erforderlich sind, um \ \ / jK wm / keineswegs etwas

ein glänzendes Haus \ 1 I j Aussergewöhnliches

zu machen. Diese l \ {TSSBß^ \ \ für Miss Gaunud, einen

Chicagoer Erbin ist \ .40?*\ Mt&Sm ' jO^ \ \ \ Extrazug zu mieten

wohl der schönste \ j \ \ ■ : ' '.•] / / und mehrere Hundert

aller Preise, welche auf \ -t \ ^äjj^f^^i^j^^g^^^Kä / / von vornehmen Gästen

dem amerikanischen \ \ Ej^kfl^Eßf jm / nach ihrem schönen

Heiratsmarkt zu errin- ■c^ÄÖSf , / ml „Island-Home" beför-

gen sind. Dabei kann i_________- ~~ " ——____ f*- \ dern zulassen, wo dic-

i ii L—-■—' i „feUer. Miss Sophie Garrett. „,. ' -—£l__ •/ „ ,. ,: ,

sie sich einer tadellosen ,. »Vice Rockeie» jö,ss y,- . t u selben die märchenhafte

Miss t^"~ 6""a J-air.

Bildung rühmen und be- Pracht eines orientali-

sitzt ebenso viel Vorliebe wie Geschick für alle sportlichen Vergnügungen. sehen Nachtfestes gemessen können. — Dass es nicht an Persönlichkeiten

Neben diesen beiden muss zunächst Miss Rockefeiler genannt fehlt, die eine dieser Millionen-Erbinnen mit Freuden auf dem Wege zum

werden, die in Bezug auf Reichtum alle anderen Traualtar begleiten würden, liegt auf der Hand, ja, dass

übertrifft, indem ihre Mitgift auf über _____———~~~~~~ \ \-----________ es auch in Amerika Leute giebt, die,

zehn Millionen Dollars geschätzt r \ \ I aus der Heiratsvermittlung so be-
wird. Uebrigens ist es ein offenes \ l / / gehrenswerter Damen ein schwung-
Geheimnis, dass sie sich als Gatten \ \ / / volles Geschäft zu machen ver-
einen Landsmann erkoren hat. Miss \ jBl>*«»h, II I suchen, ist leicht einzusehen. Es mag
Rockefeller zieht das einfache Leben \ \ / Tm / aber nichtleichtsein, eineranspruchs-
ihres väterlichen Heims dem Umher- \ \ I . TT / vollen Miss den Rechten zuzuführen.

schweifen in fremden Ländern vor \ -fl \ I ' M \ Von jeher ist die Sucht reicher Ameri-

und einer ihrer grössten Anziehungs- \ / * / Iranerinnen, einen europäischen Edel-

punkte liegt in der Thatsache, dass \ iflHB \ \ \ mann von möglichst altem Adel zu hei-

sie sich ganz ausgezeichnet auf die l \ / /" f I raten der Gegenstand boshafter Scherze

Haushaltung versteht. Man erzählt \ \ \ M " ■ gewesen. Das Millionärs-Töchterlein,

sich, dass sie kürzlich zu Ehren von 1 \ / l das gern eine Gräfin oder gar Prinzessin

ihres Vaters Geburtstag mit eigenen l _ja [__ / werden möchte, gehört zu den ständigen

Händen ein Diner für ihn bereitete, wo- \_________•---~~ b lham. ~ ~--————___*] Figuren in amerikanischen Witzblättern.

rauf dieser stillschweigend seiner Tochter . f \0rei^ce W1886 va perkins. Nicht übel ist die einem solchen Blatte

ein versiegeltes Couvert in die Hand . . entnommene Anekdote: Auf die Frage

drückte, welches einen Check auf fünfzigtausend Dollars enthielt. des Herrn Papa, was er wohl aus Europa mitbringen solle, antwortet das

Miss Garret in Baltimore ist von einem klassischeren Stil und Töchterchen entschlossen: „Ein Perlenhalsband aus Paris und dann sieh,

neigt sich konservativen, man möchte fast sagen puritanischen Gewohn- ob Du nicht einen echten Grafen kriegen kannst aber — nicht zu teuer."

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XIV. 23. IV.
 
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