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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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Einweihung der Kgl- Bibliothek Berlin.
Die Einweihung der neuen Königlichen Bibliothek,
deren imposanter kuppelgekrönter Bau sich neben der
Universität Unter den Linden erhebt, bot ein ungewöhn-
lich festliches Bild. Die fahnentragenden Verbindungen
der akademischen Korporationen umsäumten die breite
Treppe in der Vorhalle und die bunten Uniformen der
Hofgesellschaft und Offiziere verliehen dem glänzenden
Bild einen würdigen Rahmen. Unter den geladenen
Gästen sah man den Reichskanzler von Bethmann-
Hollweg in Dragoneruniform, den Reichstagspräsidenten
und Präsidenten des Abgeordnetenhauses Graf Schwerin-
Löwitz in Kürassieruniform, den früheren Kultusminister
von Studt und fast sämtliche Koriphäen der Wissen-
schaft, den Präsidenten der Wiener Akademie, die
Direktoren der hervorragenden Bibliotheken Oster-

Zauberbann zu lösen, Ererbtes neu zu erwerben, alles
Lebende in lebensvoller Durchdringung zu erfassen und
auf sicherem Grunde des Erreichten kühn den Flug in
neue Welten zu wagen. Gott gebe, daß der Deutschen
Wissenschaft nie die Männer fehlen, die sich so des
Wortes bewußt bleiben, daß der Buchstabe tötet, der
Geist aber lebendig macht."
Der Ansprache des Monarchen folgten die des
Kultusministers, des Geheimrats Professor Dr. Diehls,
Vorsitzenden Sekretärs . der Königlichen Akademie der
Wissenschaften. Zum Schluß ergriff der Generaldirektor
der Königlichen Bibliothek, Exzellenz Dr. von Harnack,
das Wort und übersetzte darin „Habemus domutn“
treffend: „Wir haben einen „Dom“ der Wissenschaft“,
nicht nur ein „Haus“! Er gab einen Überblick über die
Geschichte der Königlichen Bibliothek, die auf einen Zeit-
raum von 253 Jahren zurückreicht, was im Vergleich zu
den Bibliotheken von München, Wien, Rom und Paris

dem er als Überschrift die Worte gab: „Nutrimentum
spiritus“. 20 Jahre nach Jena hat der Etat der Biblio-
thek 26000 Mark jährlich betragen, während er sich
heute auf das fünffache beläuft und die Zahl der Bücher
auf . rund zwei Millionen gestiegen ist. Diese Ziffern
geben von dem gewaltigen Aufstieg der Berliner Biblio-
thek eine klare Anschauung. Mit dem Kaiserhoch und
dem „Salvum fac regem“, das der Domchor anstimmte,
fand die Feier ihr Ende.
Von der Panamaausstellung.
Wenn der Panamakanal vollendet sein wird und
die ersten Schiffe durch die neue Wasserstraße fahren,
werden die Vereinigten Staaten, voraussichtlich also am
f . Januar 1915, dem Tage der offiziellen Einweihung, das
große Ereignis durch eine.Sonderausstellung „ThePanama


Die Einweihung der neuen Königlichen Bibliothek in Berlin durch den Kaiser. Phot. Zander & Labisch, Berlin.

reichs, Schwedens, Norwegens, Dänemarks und Hollands
und viele andere hochgestellte Persönlichkeiten. Trom-
melwirbel und Fanfarenklänge verkündeten die Ankunft
des Kaisers, der in der Vorhalle die Schlußsteinlegung
vornahm und dann, an den Ehrenwachen der Gardedu-
korps vorbeischreitend, den Lesesaal der Bibliothek
betrat. Aus der Rede des Kaisers, die der Einweihung
dieses „Palastes der Wissenschaften“ galt, sei folgende
Stelle hervorgehoben:
.„Aufgeschlossen liegt vor uns das reiche Erbe
der Vergangenheit. Aus der Geschichte der Akademie
sprechen zu uns die erhabenen Geister eines I.eibniz,
der Brüder Humboldt, eines Helmholtz, eines Mommsen.
Und die Blätter der Bibliothek zeugen vom Werden und
Vergehen der Völker, von dem tiefen Denken der
Meister des Altertums, von des Minnesangs Rosenzeit,
von heißen Glaubenskämpfen und dem Sehnen nach
den heiligsten Gütern, von dem forschenden Ringen um
das Verstehen der Welten. Alles, was die Menschheit
getan, gedacht, gewonnen und gewesen, sagt Carlyle,
liegt wie durch einen Zauberbann in den Seiten der
Bücher beschlossen.
Aber was wir stolz als Überkommenes ehren, darf
nicht toter Besitz sein. Der Wissenschaft gilt es, den

nur eine kurze Spanne Zeit bedeutet. Unter anderem
führte er aus: .... „Die Schöpfung der Bibliothek ist
ganz und gar das Werk des Großen Kurfürsten. Was
waren die Mittel und Einkünfte, von denen die Bibliothek
leben sollte? Nun außer zahlreichen kürfürstlichen Ge-
schenken an Büchern und vom Monarchen nach Bedarf
bewilligten Summen wurde der Bibliothek der Betrag
gewisser Gebühren angewiesen. Das waren seltsame
Gebühren! Wenn ein Brautpaar vom dreimaligen kirch-
lic :en Aufgebot befreit sein wollte, wenn ein Vetter
seine Kusine zu heiraten begehrte, wenn jemand für sein
Kind mehr als die übliche Zahl von Paten bestellen
wollte, so hatte er eine kleine Gebühr an den Staat zu
bezahlen, und diese Gebühren zusammen mit einigen
Gerichtsstrafgeldern bildeten den regelmäßigen Etat der
Bibliothek. Die Bibliotheksverwaltung hatte also das
höchste Interesse an Brautpaaren im Lande, die sich mit
der Hochzeit beeilen, und an Vettern, die um jeden
Preis ihre Kusine heiraten wollten.“ Zur Zeit des Großen
Kurfürsten zählte die Bibliothek 20000 Bände und
16000 Handschriften, beim Regierungsantritt Friedrichs
des Großen 72000 Bände und 20000 Handschriften. Er
war es, der ihr ein neues Haus, die jetzt verlassene
„Kommode“ gegenüber dem Opernhaus bauen ließ,

Pacific International Exposition“ feiern, die zu derselben
Zeit ihre Tore öffnet. Dem internationalen Zwecke
entsprechend ist die Ausstellung, an deren Fertigstellung
fieberhaft gearbeitet wird, groß und würdig angelegt.
Sie soll die endgültige Verwirklichung des Jahrhunderte
alten Traumes der Vereinigung der Wogen des Atlanti-
schen und Stillen Ozeans bei der panamanischen Land-
enge versinnbildlichen und auf dem ganzen amerika-
nischen Kontinent die Erinnerung an das gigantische
Unternehmen in seinen verschiedenen Phasen aufleben
lassen, das die Welt solange in Atem hielt und so
oft in Aufregung versetzte. Wie zahlreicher Opfer an
Menschenleben und Material, welcher Summe von
Energie, Tatkraft und Ausdauer hat es doch bedurft, um
endlich siegreich aus dem Kampfe mit Elementen und
Naturgewalten hervorzugehen! Da waren zunächst unter
des genialen Lesseps Leitung, dem wir den Suezkanal
verdanken, die Franzosen auf den Plan getreten. Ein
mächtiges Arbeiterheer hatten sie an den Isthmus ge-
worfen, ungeheure Summen hatten sie aufgebracht; aber
kein guter Stern waltete über ihrem Werk, alle Opfer
waren umsonst, der große Panamakrach vernichtete alles
mit einem Schlage und setzte dem französischen Unter-
nehmen ein unrühmliches Ziel. Doch es bleibt unter

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