des Gebäudes verhältnifsmäfsig eine gröfsere Hohe erhielt; alle Verhältnisse der Säulen>
Kapitale, der Gewölbe, der Thürme u. s. w. werden daher gegen das Ende des Jahr-
hunderts schlanker, und die flachen Wandstreifen treten als Strebepfeiler weiter vor.
Nachdem auf diese Weise bereits alle wesentliche Theile des Gebäudes in ihren Formen
und Verhältnissen geändert waren, so blieben die Details und Verzierungen der frühern
Bauart noch einige Zeit beibehalten. Die Gebäude dieser Periode sind unbeachtet man-
eher Schönheiten doch voll Dissonanzen. Der Kreisbogen und der Spitzbogen, in die
Höhe strebende Pfeiler und Gewölbe und horizontale dieselben durchschneidende Gesimse
sind im grellen Widerspruch angebracht. Die Krisis, welche jeden Uebergang in einen
andern Zustand bezeichnet, und welche in der ganzen Natur, meistens für den Augen-
blick disharmonisch und widerwärtig ist, scheint auch hier sichtbar diesen Charakter
zu tragen. Diese ungleichartige Verbindung der ältern südlichen mit der neuern in ih-
ren Grundformen dem Klima mehr entsprechenden Bauart dauerte nur kurze Zeit. Der
gesunde Sinn der deutschen Meister erkannte bald, dafs so ungleichartige Theile nicht
ohne die Störung aller Verhältnisse gebraucht werden konnten, auch mogte der Wunsch
etwas Eieren thümliches an die Stelle des Alten zu setzen, mitwirken. Die oben an^e-
fühlten Gebäude zeigen auf eine interessante Weise, wie man sich nach und nach ent-
schlofs, alle untergeordneten Theile der ältern Bauart durch andere den nun angenom-
menen Hauplformen mehr entsprechende Theile zu ersetzen. Im Jahr 1 235, wo die
Kirche des deutschen Ordens zu Marburg angefangen und schnell in einen Styl bis an
das westliche Portal beendigt wurde, zeigt sich die Veränderung der Bauart vollkommen
beendigt. Der hohe Giebel und der Spitzbogen herrschen durchgängig, und alle ein-
zelne Theile sind mit dem Ganzen in vollkommenster Uebereinstimmung. Diese Kirche
zeichnet sich ausserdem bei meisterhafter artistischer und technischer Vollendung durch
die gröfste Einfachheit und Eleganz aus, welche in dieser Art verbunden nicht leicht
gefunden werden. Nachdem sich auf diese Weise eine folgerecht durchdachte, in
ihren Hauptformen dem Klima und den Materialien , in ihren Theilen den Hauptfor-
men angemessene eigenthümliche Bauart gebildet hatte , so sehen wir dieselbe schnell in
bewundernswerthen Werken zur höchsten Vollkommenheit ausgebildet. Schon im Jahr
1248 wurde der Dombau zu Köln nach seinem jetzigen Plane und im Jahr i2yC der
Bau des Portals am Münster zu Strafiburg unter Erwin von Steinbach begonnen, zwei
Werke, welche obgleich nicht vollendet doch durch die Kühnheit des Gedankens, durch
die Schönheit und Zierlichkeit des Einzelnen und die Trefflichkeit der Ausführung die
Bewunderung aller Zeiten seyn werden. Fast zu gleicher Zeit wurde diese neue Bauart
in allen Ländern von Europa herrschend, und wir finden ihren Einflufs bei allen Kir-
chen , welche in diesem und in dem folgenden Jahrhundert erbaut wurden. Eine Theorie
Kapitale, der Gewölbe, der Thürme u. s. w. werden daher gegen das Ende des Jahr-
hunderts schlanker, und die flachen Wandstreifen treten als Strebepfeiler weiter vor.
Nachdem auf diese Weise bereits alle wesentliche Theile des Gebäudes in ihren Formen
und Verhältnissen geändert waren, so blieben die Details und Verzierungen der frühern
Bauart noch einige Zeit beibehalten. Die Gebäude dieser Periode sind unbeachtet man-
eher Schönheiten doch voll Dissonanzen. Der Kreisbogen und der Spitzbogen, in die
Höhe strebende Pfeiler und Gewölbe und horizontale dieselben durchschneidende Gesimse
sind im grellen Widerspruch angebracht. Die Krisis, welche jeden Uebergang in einen
andern Zustand bezeichnet, und welche in der ganzen Natur, meistens für den Augen-
blick disharmonisch und widerwärtig ist, scheint auch hier sichtbar diesen Charakter
zu tragen. Diese ungleichartige Verbindung der ältern südlichen mit der neuern in ih-
ren Grundformen dem Klima mehr entsprechenden Bauart dauerte nur kurze Zeit. Der
gesunde Sinn der deutschen Meister erkannte bald, dafs so ungleichartige Theile nicht
ohne die Störung aller Verhältnisse gebraucht werden konnten, auch mogte der Wunsch
etwas Eieren thümliches an die Stelle des Alten zu setzen, mitwirken. Die oben an^e-
fühlten Gebäude zeigen auf eine interessante Weise, wie man sich nach und nach ent-
schlofs, alle untergeordneten Theile der ältern Bauart durch andere den nun angenom-
menen Hauplformen mehr entsprechende Theile zu ersetzen. Im Jahr 1 235, wo die
Kirche des deutschen Ordens zu Marburg angefangen und schnell in einen Styl bis an
das westliche Portal beendigt wurde, zeigt sich die Veränderung der Bauart vollkommen
beendigt. Der hohe Giebel und der Spitzbogen herrschen durchgängig, und alle ein-
zelne Theile sind mit dem Ganzen in vollkommenster Uebereinstimmung. Diese Kirche
zeichnet sich ausserdem bei meisterhafter artistischer und technischer Vollendung durch
die gröfste Einfachheit und Eleganz aus, welche in dieser Art verbunden nicht leicht
gefunden werden. Nachdem sich auf diese Weise eine folgerecht durchdachte, in
ihren Hauptformen dem Klima und den Materialien , in ihren Theilen den Hauptfor-
men angemessene eigenthümliche Bauart gebildet hatte , so sehen wir dieselbe schnell in
bewundernswerthen Werken zur höchsten Vollkommenheit ausgebildet. Schon im Jahr
1248 wurde der Dombau zu Köln nach seinem jetzigen Plane und im Jahr i2yC der
Bau des Portals am Münster zu Strafiburg unter Erwin von Steinbach begonnen, zwei
Werke, welche obgleich nicht vollendet doch durch die Kühnheit des Gedankens, durch
die Schönheit und Zierlichkeit des Einzelnen und die Trefflichkeit der Ausführung die
Bewunderung aller Zeiten seyn werden. Fast zu gleicher Zeit wurde diese neue Bauart
in allen Ländern von Europa herrschend, und wir finden ihren Einflufs bei allen Kir-
chen , welche in diesem und in dem folgenden Jahrhundert erbaut wurden. Eine Theorie