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Moller, Georg; Gladbach, Ernst
Denkmähler der deutschen Baukunst (Band 1): Beiträge zur Kenntniss der deutschen Baukunst des Mittelalters: enthaltend eine chronologisch geordnete Reihe von Werken, aus dem Zeitraume vom achten bis zum sechszehnten Jahrhundert von Georg Moller — Darmstadt, 1821

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https://doi.org/10.11588/diglit.8366#0042
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Strasburg, Köln und andern Kirchen bewundern. Hier erscheinen zuerst über den Statuen die kleinen
Baldachine, welche wie Thürmchen geformt sind, und spater weit zierlicher und reicher ausgebildet
wurden. (*)

XVIII. Kupfertafel.

Die Westseite des Dom's zu Worms.

Die flachen Giebel und niedrigen Dächer der frühern Zeit, haben in der Komposition dieser Seite
der Domkirche schon dem hohen Dach Platz gemacht. Auch die Gewölbe im Innern zeigen schon den
Spitzbogen, aber das ganze Detail der Aussenseite hat noch runde Bogen und gehört der altern Bauart
an. Das Mifsverhältnifs der Fenster zu der in die Höhe strebenden Form des Ganzen ist auffallend.

XIX. bi8 XXV. Kupfer tafel.

Grundrifs, Aufrifs, Durchschnitt, Perspektive und Details der Hauptkirche

i zu Gelnhausen.

Die alte Reichsstadt Gelnhausen hatte ihre blühendste Zeit unter den Kaisern aus dem schwäbischen
Hause. Nach der Bauart zu schiiefsen , ist die hier dargestellte Kirche in der ersten Hälfte des drei-
zehnten Jahrhunderts unter Friedrich dein zweiten aufgeführt worden. Die Ansicht des Chores, welche
in der Anlage mit der westlichen Seite des Dom's zu Worms Aehnlichkeit hat, zeigt die erste Entwicke-
lung des Spitzbogenstyls, Harmonisch mit den spitzen Giebeln der Dächer sind die Fenster ebenfalls
nachdem Spitzbogen geformt. Nur bei den kleinem Verzierungen ist noch der Halbkreis beibehalten.
In dem Innern der Kirche findet sich die Vermischung von Spitzbogen und Halbkreisen. Im Schiff sind
die untern Bogen spitz und die obern Fensler nach dem Halbkreise gewölbt, welches deutlich beweiset,
dafs sich der Gebrauch beider Formen nicht streng abschneidet, und dafs es daher nicht erlaubt ist immer
ein Gebäude mit Spitzbogen für neuer zu halten, als dasjenige weiches runde Bogen hat. Die drei
Blätter der Details enthalten die Zeichnung der südlichen Thüre, der Kapitale und der Tragsleinc,
(Nro I. — IV.) welche im Chor die kleinen Bot;en unterstützen. Nro. VI. zeigt die Verzierung des Bund-
stabe« an der Thüre und Nro. V. die Glafsmalerei des Fensters über derselben. Die Thüre sowohl, als
die Kapitale der Säulen sind von sehr schöner Wirkung. (**)

XXVI. Iiis XXVIII. Kupfer tafel.

Grundrifs, Thüre und Vorha 11 e der Kirche zu Friedberg.

In der Wetterau am Bande eines alten Reichsforstes wurde die Burg Friedberg erbauet, welche spä-
ter die Erbauung der Beichsstadt Friedberg veranlagst haben soll. Im Jahre 1226 war Friedberg schon
bedeutend genug, um mit den Städten Mainz, Speier, Worms, Bingen, Frankfurt und Gelnhausen in ei-
nen Bund gegen das Erzstift Mainz zu treten , (***) und nicht viel später wird der Anfang der Erbauung
der hier abgebildeten Hauptkirche angenommen werden können.

Eine Vergleichung der gröfsern Kirchen in Hessen, namentlich der zu Kloster Haina, zu Marburg
zu Frankenberg, zu Grünberg, zu Wetter, zu Alsfeld, zu Wetzlar und zu Friedberg zeigt eine bedeu-
tende Aehnlichkeit in ihrer Bauart, welche ausser der llebereinstimmung der Säulen, Kapitale und Profile
hauptsächlich auch darin bestellt, dafs in ihnen die beiden Seitenschiffe eben so hoch als das Mittelschiff
sind, so, dafs es wahrscheinlich ist, dafs dieselben ein gemeinschaftliches Vorbild gehabt haben. (****)

Der hier abgebildete sehr rogelmäfsise Grundrifs hat das Eigentümliche, dafs die beiden Thürme
offne Hallen bilden, welche zum Durchgang dienen. Der abgeschlossene Chor mit seinen zahlreichen
Stühlen und der vor dem Lettner angebrachte sogenannte Layenaltar zeigen, dafs diese Kirche nicht
nur Pfarrkirche war, sondern auch als Stiftskirche diente.

Die in der Mitte des südlichen Armes des Kreuzes angebrachte Seitenthüre ist von gefälliger Formund
zeigt die gröl'ste Harmonie mit dem Styl des ganzen Gebäudes; die Blätterverzierung und die Profile der
Glieder sind von guter Wirkung. Hier ist mit Ausnahme des Sockels, welcher noch immer der attische

(*) S. «las fac simile der Originalzeichnung des Kölner Dom's.

(**) In dem Durchschnitt ist durch ein Versehen die Thüre inner den drei Fensterrosen nicht angedeutet worden.
(***) S. Schmidt'» Geschichte von Hessen. Giesen 1819. Band 1. Seite 162.

(****) Der Verfasser beabsichtiget Lei der für den zweiten Band bestimmten Bekanntmachung der Kirche in Marburg ein«
Vergleichung dieser Kirchen zu geben.
 
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