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Moller, Georg; Gladbach, Ernst
Denkmähler der deutschen Baukunst (Band 2,3): Der Muenster zu Freiburg im Breisgau — Darmstadt, [1828-31]

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https://doi.org/10.11588/diglit.8369#0002
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Bemerkungen

über

den Münster zu Freiburg im Breisgau.

I. Grundriss des ersten Stockes.

Derselbe zeigt den horizontalen Durchschnitt des Gebäudes unterhalb der ersten
Fensterreihe. Man erkennet in der ganzen Anordnung leicht, dass die Kirche zu
verschiedenen Zeiten aufgeführt worden ist. Der Querbau oder die Arme des Kreuzes
mit dem Untertheile der beiden Seitenthürme sind wahrscheinlich aus den Zeiten der
ersten Erbauung der Kirche unter dem Herzog Konrad von Zähringen 1122 bis 1152-
Das Schiff und der Hauptthurm, unter dem sich diese Vorhalle befindet, scheinen
grösstentheils nach einerlei Plan ausgeführt zu seyn, und gehören der Mitte des drei-
zehnten Jahrhunderts an; das Chor dagegen ist weit neuer, nämlich aus dem fünf-
zehnten Jahrhundert. Gewöhnlich wurde das Chor der Kirchen zuerst erbauet und
für den Gottesdienst eröffnet5 es lässt sich daher annehmen, dass ein älteres, kleineres,
halbrundes Chor vorhanden war, wie solches fast alle Kirchen vor dem dreizehnten
Jahrhundert hatten, z. B. die Kastorkirche zu Coblenz, der Dom zu Worms, zu
Speier, zu Mainz u. a. m.

Das Schiff der Kirche, nebst der geräumigen Vorhalle unter dem Hauptthurme,
bilden ein regelmässiges und schönes Ganze; das einzige Auffallende ist die geringe
Breite des Mittelschiffs in Vergleichung zu den Seitenschiffen. Die Ursache scheint
darin zu liegen, dass, als man im dreizehnten Jahrhundert die Kirche grösser und
prächtiger ausbauen wollte, wie dieselbe ursprünglich angefangen war, man doch die
Breite des Mittelschiffs nach dem alten Chor und der Kuppel richten musste, und
daher den beabsichtigten grösseren inneren Raum nur durch weitere Seitenschiffe
gewinnen konnte. *

II. Grundriss des zweiten und dritten Stockwerkes.

Die eine Hälfte dieses Grundrisses ist über den kleineren Gallerieen der Seiten-
schiffe und durch die Fenster derselben, die andere über den Dächern der Seitenschiffe
durch die Fenster des Mittelschiffes angenommen worden.

Die Seitenschiffe des Chors, so wie die daran stossenden Kapellen haben ein ganz
flaches Dach, von Sandsteinplatten konstruirt. Die hier stattfindende verständige
Anordnung, dass alle Theile des Gebäudes durch Gallerieen und Treppen zugänglich
sind, wodurch die Unterhaltung und Reparatur der Kirche sehr erleichtert wird, trifft
man fast bei allen Gebäuden des Mittelalters an, und verdiente wohl bei neueren
Bauwerken nachgeahmt zu werden, bei denen gewöhnlich auf künftige Reparaturen
wenig Rücksicht genommen wird.

* Anmerkung. Heber die Geschichte und ausführliche Beschreibung- des Münsters verweise ich auf das schätzharn
Werk des Professors Heinrich Schreiler zu Freiburg-.

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