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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0178

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154

werke aller Epochen unter ihren Schätzen zählt,
und der Verfasser bei kunsthistorischer Würdigung
derselben auch die in den übrigen Museen vor-
handenen, verwandten Werke zu eingehendem Ver-
gleich heranzieht, so darf diese Beschreibung als
eine Einführung in die antike Kunstgeschichte
überhaupt betrachtet werden. [845
Niederzell. In der Pfarrkirche zu Niederzell, dem
westlichsten der drei auf der Insel Reichenau im
Untersee gelegenen Gemeinwesen, hat man, wie
wir dem »Schwäbischen Merkur« entnehmen, kürz-
lich alte Wandgemälde aufgefunden, die aus früh-
romanischer Zeit stammen und deren Ursprung
ins 11. Jahrhundert zu verlegen ist. Anfänglich
entdeckte man hinter den beiden Seitenaltären
frühgothische Malereien, rechts einen hl. Martinus,
seinen Mantel teilend und einem Armen darreichend,
ferner eine hl. Katharina mit Palme und Rad,
darunter ein betender Benediktinermönch und Reste
einer älteren Untermalung. Die entgegengesetzte
linke Wandfläche enthält eine Darstellung des
Todes Mariens aus hochgothischer Zeit, sodann
eine Maria Magdalena und ältere Scenen aus einem
Heiligenleben. Am bedeutsamsten ist jedoch ein
grosses frühromanisches Wandgemälde in der den
Hauptchor abschliessenden runden, oben einge-
wölbten Nische, das Christus, auf einem Sternen-
kranz sitzend, in der Glorie darstellt. Die Rechte
ist segnend erhoben, die Linke hält auf dem Knie
ein aufgeschlagenes Evangelienbuch, auf dem in
lateinischer Sprache die Worte stehen: »Ich bin
der Weg, die Wahrheit und das Leben«. Die
rotgekleidete, drei Meter hohe Christusfigur hebt
sich von einem mit weissen Sternen übersäeten,
blauen Hintergründe ab. Ausserhalb der Um-
rahmung befinden sich die geflügelten Symbole
der vier Evangelisten, dann die beiden Kirchen-
patrone Petrus und Paulus. Den Abschluss bilden
rechts und links zwei sechsgeflügelte Seraphe, die
mit ihren Fussspitzen auf geflügelten Rädern stehen.
Unter diesem Hauptbild öffnen sich zwei Rund-
bogenstellungen. In der oberen erscheinen zwischen
zierlichen romanischen Säulchen die Apostel in
zwei Drittel Lebensgrösse, auf romanischen Thron-
sesseln sitzend. Die untere Arkadenstellung ist
mit stehenden Prophetenfiguren ausgefüllt, die sich
durch den urbildlichen, spitzenJudenhut des Mittel-
alters, sowie durch die in ihren Händen befind-
lichen Schriftrollen kennzeichnen. Bekanntlich
enthält _ auch die Kirche von Oberzell wertvolle,
erst vor einigen Jahren von der sie überdecken-
den Tünche befreite Wandgemälde aus dem zehn-
ten Jahrhundert. (Vgl. über diese die Publikation
von Frz. X. Kraus und F. Baer, Die Wandgemälde
der St. Georgskirche zu Oberzell auf der Reichenau.
Mit 16 Taf., wovon 3 in Chromolitho., u. 4 Holzschn.
Freib. 1884. gr. Fol. br., Mk. 36.—.) [846
Paris. Sammlung Rudolf Kann. Im Anschluss
an unsere Notiz im vorigen Hefte (S. 111) betr.
die Publikation der Gesellschaft für vervielfältigende
Kunst in Wien über die Galerie Kann verzeichnen
wir hier den Inhalt der ersten Lieferung:

Rembrandt, Bildnis einer Frau mit einer Nelke.
Aelbert Cuyp, Junges Hirtenpaar neben Kühen.
Jacob van Ruisdael, Windmühlen am Ufer.
Frans Hals, Porträt einer Holländerin.
Melchior d’Hondecoeter, Ausländisches Feder-
vieh im Park.
Rubens, Meleager und Atalante.
van Dyck, Heilige Familie.
Domenico Ghirlandajo, Profildbild einer jungen
Florentinerin.
Francois Boucher, Hirtenleben.
Thomas Gainsborough, Bildnis der Lady Sophia
Charlotte Sheffield.
Da wir dieses grossartige Galeriewerk in einer
längeren Besprechung eingehend zu würdigen ge-
denken , begnügen wir uns für heute mit vor-
stehender Notiz über den Inhalt der ersten Liefe-
rung. [847
Stockholm. Nordiska Museet. Meddelanden 1898
utgifna af Artur Hazelius, Nordiska Museets Styres-
man. 400 SS. mit vielen Tafeln und Abbildungen
im Text. Stockholm 1900. 8°. Aus dem Inhalte
seien hervorgehoben : E. Hammarstedt, Lussi-
K. B. Wiklund, Om lapparnes sätt att hälsa —
E. Hammarstedt, Ett bond-bröllop i Danderyds
socken i Uppland 1786 af J. P. Wallensteen —
Conterfeije och Malare Skraä, Hwarefter the sig
vthi alla Städer i Sweriges Rijke rätte och regulera
skole, förfatadt vthi efterföliende Artickler. Ur
Nordiska museets arkiv. Af P. G. Vistrand —
C. Palm, En tobaksdosa frän frihetstiden — C. M.
Carlander, En märklig bokstämpel — J. Böttiger,
Till Gripsholmservisens historia — O. Siren, Om
kopparsticksamlingar. Deras betydelse och deras
ordnande. —- Ausserdem Verwaltungsberichte und
eine interessante Darstellung der Feier des 25 jähr.
Bestehens des Museums sowie der internationalen
Beteiligung an derselben. [848
Wien. Secession. Am 15. December hielt die
Wiener Secession unter dem Vorsitze des Präsi-
denten Malers Moll eine Generalversammlung ab.
Die Herren Architect Leopold Bauer, Maler C. O.
Czeschka und Maler Leopold Stolba wurden zu
ordentlichen Mitgliedern und die Herren Maler
Baertson (Gent), Architect Mackintosh (Glasgow),
Bildhauer Minne (Brüssel), Maler Toorop (Katwyck)
zu correspondierenden Mitgliedern ernannt. Der
Rechnungsabschluss ergab, dass die vorjährigen
Ausstellungen von 64,154 Personen besucht und
Kunstwerke im Betrage von 121,242 Kronen
angekauft wurden; der Kassabestand beträgt
37,537 Kronen. Die Ausführungen wurden von
der Versammlung freudig aufgenommen. Darauf
wurde das Programm für die nächsten Veranstalt-
ungen der Vereinigung festgesetzt; die jetzige
Ausstellung wird am 27. December geschlossen.
Mitte Januar wird die 9. Ausstellung eröffnet,
welche in erster Reihe eine Huldigung für das
verstorbene Mitglied Maler Segantini bedeutet. Im
März folgt die FTühjahrsausstellung. Im Sommer
wird sich die Vereinigung an der internationalen
Ausstellung in Dresden beteiligen. [849
 
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