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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0177

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153

der gesamte Fund aus einem Kehrichthügel neben
dem alten Tempel stammt, auf den die nicht mehr
gebrauchten Acten des Tempels im Altertum hin-
geworfen waren. Gleichzeitig fanden sich in die-
sem Kehricht allerlei Töpfe, Kinderspielzeug und
andere Geräte, die für die k. Sammlung durch ihre
genaue Datierung von besonderem Inseresse sind.
Von den anderweitigen sehr zahlreichen Er-
werbungen dieses Vierteljahrs, die zumeist den
Bemühungen des Herrn Dr. Reinhardt und der
Herren Dr. von Bissing, Borchardt und Schäfer
zu verdanken sind, seien hier nur die wichtigsten
Stücke genannt:
a) Aus den drei ersten Dynastien
(um 3000 v. Chr.)
Sechs Mumien von Erwachsenen, die sich von
den Mumien der späteren Zeit schon durch ihre
Körperlage unterscheiden. Sie liegen mit ange-
zogenen Knieen auf der linken Seite und sind in
Leder oder Matten eingehüllt. Die eine hält in
den Händen eine der grünen Schieferplatten, wie
man sie in der ältesten Zeit zum Reiben der
Schminke benutzte. Bei einer anderen ist erhalten,
was ihr in das Grab beigegeben war: Töpfe, Brote,
ein Holzkästchen, ein Kamm, eine Frauenfigur aus
Thon, ein hölz. Siegelcylinder mit dem Namen u. A.
b) Aus der Zeit des sogenannten alten Reichs
(um 2500 v. Chr.)
Bruchstücke verschiedener Grabreliefs mit Bil-
dern des Ackerbaues, der Begräbnisceremonien u. a.
Dioritschale mit dem Namen des Cheops.
Zwei Grabsteine aus dem Ende des alten Reichs
in dem eigentümlich rohen Stil dieser Zeit.
c) Aus der Zeit des sog. mittleren Reichs
(2000—1800 v. Chr.)
Figur einer Frau mit Kind, merkwürdig durch
die Aufschrift: »dass der Frau ein Kind gegeben
werde«, die uns lehrt, zu welchem magischen
Zwecke diese häufigen Figuren bestimmt waren,
d) Aus der Zeit des sog. neuen Reichs
(etwa 1600—1200 v. Chr.)
Der Regierung des merkwürdigen Ketzer-
königs Amenophis IV, deren eigentümliche Kunst
in den Königlichen Sammlungen schon so gut
vertreten ist, entstammen die folgenden neuen
Erwerbungen:
Farbige Skizze eines Bildhauers: dem jugend-
lichen Könige, der sich in nachlässiger Haltung
auf einen Stock lehnt, reicht die Königin Blumen.
Das Motiv und die freie Bewegung der Figuren
entspricht schon ganz dem neuen Stile, doch
kündigt sich die spätere Manieriertheit desselben
höchstens in dem Porträt der Königin an.
Bruchstück eines kleinen Reliefs, das den
König darstellte, wie er die Königin auf dem
Schoss hielt; sie knüpft ihm einen Halsschmuck um.
Von den anderen Altertümern des neuen
Reichs seien erwähnt:
Statuette eines hockenden kleinen Mädchens,
das ein mantelartiges Gewand um die Schultern
geschlagen hat, von grosser Feinheit der Arbeit.
Zierliche Statuette eines hockenden Schreibers,
der sich leicht über seine Arbeit beugt.

Bruchstücke von Grabreliefs, dabei Darstellung
des Leichenzugs: die kleinen Kinder des Toten
werden in Tüchern getragen; dahinter folgt ein
Wagen.
Malerei aut Stuck aus einem Grabe der
18. Dynastie: drei Damen, die, Blumen in den
Händen, auf niedrigen Bänken sitzen; vor ihnen
eine Dienerin, die ihnen zu trinken reicht.
e) Aus der Spätzeit (etwa 700—300 v. Chr.)
Grosses Alabastergefäss mit dem Namen des
Perserkönigs Artaxerxes (465—424 V. Chr.) »Ar-
taxerxes, der grosse König« in Hieroglyphen, in
persischer, neususischer und neubabyl. Keilschrift.
Sogenannte Neujahrsflasche aus hellblauer
Fayence; darauf dargestellt: Spazierfahrt in den
Sümpfen, Harfenspiel u. A,
Vorlagen für Steinmetzen, u. A. zum Rumpf
ein Königsstatue und zu Säulenkapitellen.
f) Aus griechisch-römischer Zeit.
Denkstein mit dem Bilde der »Isis vom hei-
ligen Berge zu Hermonthis«.
Bruchstück eines Tempelreliefs; das Kultbild
des Amon, verhüllt, wie es in der Prozession her-
umgetragen wurde.
Bruchstück einer Mumienhalle mit der Dar-
stellung der heute Schaduf genannten Vorrichtung
zum Bewässern der Felder.
Spiegel aus Marienglas; den Griff bildet die
Figur einer nackten Frau aus bemaltem Stuck.
g) Aus christlicher und arabischer Zeit.
Grabstein einer Maria, darauf das alte Hiero-
glyphenzeichen des Lebens als Kreuz verwendet.
Koptischer Grabstein eines Kosma vom Jahre
799 n. Chr. mit langer Inschrift, in der er seine
Krankheit und Verlassenheit schildert.
Arabischei- Grabstein eines Said vom Jahre
190 der Flucht, also dem vorigen etwa gleich-
zeitig. (Amtl. Ber.) [843
Moskau. Kaiserliche Schatzkammer. Während
der Studien zu der in unserem vorigen Hefte (S.i 11)
erwähnten Arbeit über die kostbaren Geschenke
schwedischer Könige an russische Zaren stiess
F. R. Martin auf eine grössere Anzahl pracht-
voller Silberstücke, die ehemals Dänemark gehörten
und er nahm Veranlassung quasi als Fortsetzung
der »Geschenke schwedischer Könige an russische
Zaren« zu publicieren: »Dänische Silberschätze
aus der Zeit Christians IV.«, aufbewahrt in der
Kaiserl. Schatzkammer zu Moskau, ein Pracht-
band in gr.-folio mit 21 Tafeln in feinstem Licht-
druck, nebst begleitendem Text in deutscher Sprache
und zahlreichen in den Text gedruckten Abbild-
ungen. (Stockholm 1900, nur in 150 Exemplaren
gedruckt, Preis 40 Mk.) [844
München. Glyptothek. Prof. Dr. A. Furtwängler
der Direktor dieser Sammlung, veröffentlicht: Be-
schreibung der Glyptothek König Ludwig I. in
München. (Ein Band v. IV, 384 S. in 8°, München
1900. Preis 3.50 Mk.) Dieses Buch ist nicht
etwa eine zweite Auflage des bereits vorhandenen
kurzen Führers desselben Verfassers, sondern ein
Handbuch zum eingehenden Studium der aufge-
stellten Bildwerke. Da die Glyptothek Meister-
 
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