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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 5
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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 8, Zu Jan Lys
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Neuerwerbungen des Bayerischen Nationalmuseums
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0248

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2l8

die in der Sammlung Reynst vorhanden waren. Ich
kenne diese Blätter nicht alle genau und merke nur
an, dass die Sammlung Reynst (Reinst) um 1660 in
Venedig bestanden hat.
Ob die Bilder, die in Cassel und Pommersfelden
mit einer gewissen Berechtigung dem Jan Lys zuge-
schrieben werden, mit den Aufenthalten des Künstlers
in Venedig Zusammenhängen oder nicht, ist vorläufig
nicht zu entscheiden. Auffallend ist allerdings ein enger
stilistischer Zusammenhang zwischen der „ Venus nach
dem Bade“ in Pommersfelden und dem Hieronymus-
bilde in Venedig bei den Tolentini. Ein anderes Bild,
„Das galante Paar“, in Pommersfelden schliesst sich
mehr an die Malweise des verlorenen Sohnes in der
venezianischen Accademia an. Die Venus scheint auf
Pappelholz gemalt zu sein, was italienischen Ursprung
verraten würde.
Ohne weitere Vermutungen auch nur anzudeuten,
sei auf die ziemlich sichere Beobachtung hingewiesen,
dass unser Jan Lys (aus Hoorn) in vielen alten Ver-
zeichnissen und Büchern, seltener in neuen Katalogen,
mit zwei andern Künstlern verwechselt worden ist, die
in ihrer Malweise von der seinigen sehr verschieden
sind. Diese Künstler sind J. Olis und Dirck van
der Lisse. Ueber beide gedenke ich in anderem
Zusammenhänge zu schreiben. Hier sei nur angedeutet,
dass es meines Wissens das Verdienst W. Bodes ist,
den Jan Lys von J. Olis getrennt zu haben. Der ge-
nannte Gelehrte schrieb im Repertorium für Kunstwissen-

schaft (III. 316) über diese Frage. Ein vertieftes Stu-
dium des Dirck van der Lisse ist durch Bredius im
»Nederlandschen Kunstbode« von 1881 eingeleitet wor-
den. Seither hat sich auch Veth in Oud-Holland über
D. v. d. Lisse ausgesprochen, und was der Andeutungen
mehr wären. Die Angelegenheit muss deshalb berührt
werden, um vor einer Missdeutung alter Katalogangaben
zu warnen. Die vielen Landschaften mit Nymphen, die
als Werke des Jan Lys verzeichnet stehen, dürften in
den meisten Fällen Werke des Dirck van der Lisse
sein.
Nicht allzu klar ist die Angelegenheit mit einem
Gesellschaftsbilde, das vor einigen Jahren als signiertes
Werk des Jan Lys von 1625 ins Ryksmuseum einge-
reiht wurde. Die Mache erinnert an die des Gesell-
schaftsmalers van Limborch, von dem die Liechtenstein-
galerie in Wien ein signiertes Stück besitzt. Und doch
ist die Lys-Signatur wenigstens nicht modern. Ich lege
diesen Fall den Fachgenossen ans Herz, die mir zuge-
stehen werden, dass man keine rechte Verbindung
zwischen den bekannten sicheren Bildern des Jan Lys.
aus Hoorn und diesem gewiss alten, aber in der Signatur
und Datierung nicht unbedingt sicheren Bildchen nach-
weisen kann.
Bilder, die in der Lysfrage noch gelegentlich gründ-
lich zu studieren wären, befinden sich in der Galerie
zu Mainz (Nr. 146) in der Braunschweiger Galerie (Nr.37)
und ohne Nummer im Schlosse Ennsegg bei Enns.

Neuerwerbungen des Bayerischen Nationalmuseums.

Zwanglose Mitteilungen

von

Dr. Ernst Bassermann-Jordan.

III.

Die hier abgebildete, aus Lindenholz geschnitzte
und braun gebeizte Büste stammt aus Ulm und ge
langte aus dem Kunsthandel kürzlich durch Kauf in
den Besitz des bayerischen Nationalmuseums. Die
Büste zeigt in allen charakteristischen Punkten voll-

kommene Uebereinstimmung mit den Figuren des
Chorgestühles im Ulmer Münster und kann darum
als sichere Arbeit des älteren Jörg Syrlin angesehen
werden. Die Finger der linken Hand, der Daumen
ausgenommen, fehlen. Höhe 0,31 m.

IV.

Stickerei auf ehemals hellrosa Seide, die mit rot-
gefärbter Leinwand unterlegt ist. Die Darstellung
zeigt einen Liebesgarten mit 2 Paaren. Das linke
Paar hat sich die Hand gereicht. Der Mann in hell-
blau und dunkelblau gestreifter und in den Farben
geteilter Schecke. Auch die Beinlinge von getrennten
Farben, rechts gelb, links grau. Das Wehrgehäng,
an dem ein Langschwert angebracht ist, sitzt auf den

Hüften. Um den Kopf ist die Gugel gewunden, mit
lang herabhängendem, blauem Zipfel.
Die Frau in hochgeschlossenem, unter der Brust ge-
gurtetem, blauem Kleid. Die engen Aermel grün, braun
und weiss carirt, darüber Flügelärmei von geringer Länge.
Rock grün und gelb gestreift. Auf dem Kopfe eine Krone.
Der Mann rechts reicht seiner Dame einen jetzt
nicht mehr erkenntlichen Gegenstand. Auf dem Kopfe
 
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