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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 1
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Seydlitz, Reinhard von: Eröffnung des neuen Bayerischen Nationalmuseums
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Koch, Günther: Die Schabkunst in England bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0048

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34

unermesslichen Fülle: Rudolf Seitz. Höchste Kenner-
schaft, feinstes Empfinden und liebevollste Hingabe an
das grosse und schöne Werk: dies die drei grossen
Triebfedern, die den ausgezeichneten Meister nicht ruhen
liessen, bis er vollbracht hatte, was beinahe wie das
Werk eines ganzen Menschenlebens sich ausnimmt. Ebenso
viel Zeit als er brauchte, nähme es wohl, in jedem Stück
zu erkennen und nachzuweisen, warum ers so machte
und nicht anders, — wie er für alles mit untrüglichem
Feingefühl und sicherer Hand die rechte Stelle, das
rechte Licht und den rechten Hintergrund zu finden
oder zu erfinden wusste; man möchte behaupten, all
die schönen Dinge machten jetzt ein zufriedenes Gesicht,
und ich bin sicher, wenn sie einmal gerade unbelauscht
sind, gestehen sie sich gegenseitig, wie wohl, wie »zu

Hause« sie sich hier fühlen; wären lebende Menschen
aus jenen Zeiten übrig, so wären sie ohne Zweifel beim
Eintritt in ein Gemach ihrer Zeit freudig angeheimelt:
»Ja, so war’s bei uns.« Denn jedes ist ein dramatisch
lebendiger Akt aus dem grossen Schauspiel, dem tausend-
jährigen, das da heisst: »Der Mensch im Kampf um
Schönheit.«
In diesem Kampfe ist das neue Nationalmuseum
der prächtige Denkstein eines neuen grossen Sieges;
den Siegern selbst also gebührt aller Welt herzlicher
Dank. Und dieses Gefühl wird von nun an Alle erfüllen,
die das Museum durchwandert haben und beim Heraus-

treten sich ergriffen fragen müssen:
wir denn so reich?«

»Mein Gott, sind
R. v. Seydlitz.

Die Schabkunst in England bis zum Ende des 17. Jahrhunderts.
Von Günther Koch.

Nachstehender Aufsatz ist der Eingang einer grös-
seren im Druck befindlichen »Geschichte der Schab-
kunst in England von ihren frühesten Anfängen bis zur
Gegenwart«. Ich bin weit davon entfernt, diese Arbeit
einzuführen mit dem Hinweise, dass sie eine »längst
schmerzlich empfundene Lücke« unserer Kunstlitteratur
füllt oder mit ähnlichen Phrasen; ich gestehe vielmehr
offen, dass ich an die Bearbeitung dieses wichtigen
Capitels der Geschichte der englischen Kunst nur heran-
trat, da das einzige Buch über dieses Thema, das schöne
Werk von Alfred Whitman, bereits vergriffen und selten
ist, obgleich es erst vor zwei Jahren veröffentlich wurde,
eine entsprechende Arbeit in deutscher Sprache aber
nicht existiert, somit einige Chancen für den Absatz
des Buches vorhanden sind — und dergleichen Chancen
sind doch bei jedem Buche die Hauptsache. Den um-
fangreichen Stoff habe ich in folgende Capitel zerglie-
dert: Geschichte der Schabkunst in England bis zum
Ende des 17. Jahrhunderts — Die erste Hälfte des
18. Jahrhunderts (Regierung der Königin Anna, der
Könige Georg I. und Georg II.) — Die irischen Meister
— Die Zeit der höchsten Entwickelung (1770—1800),
in zwei Capiteln behandelt — Die ersten Decennien des
19. Jahrhunderts — Charles Turner — Die übrigen
Künstler des 19. Jahrhunderts. Schluss. Allgemeiner
Überblick. — Register. Als Format des Buches ist das
vorliegende gewählt, und zwar waren mir die gleichen
Gesichtspunkte massgebend, die das Format der »Monats-
berichte« bestimmten: Ich wollte die Reproductionen
in Grössenverhältnissen geben, die eine hinreichende
Vorstellung von der Schönheit und Eigenartigkeit der
Originale ermöglichen, ohne das Format unhandlich zu
machen. Der Schatz an Illustrationen wird ein sehr
reicher sein, so werden dem Buche in nachstehend
abgedrucktem ersten Kapitel äusser dem Blatte nach

Is. Beckett noch das Porträt Karls II. nach Sherwin und
eine Reproduction nach R. Williams beigegeben sein.
Natürlich ist Wert darauf gelegt, die Reproduktionen
dem Eindrücke der Originale möglichst nahe zu bringen,
ich habe daher sogenannte Kornautotypie und Licht-
druck als reproducierende Verfahren gewählt.
Als meine hauptsächlichsten Quellen seien folgende
genannt: Grundlegend für die früheste Geschichte
der Schabkunst ist immer noch das vortreffliche Werk:
Leon de Laborde, Histoire de la gravure en maniere
noire. Mit vielen Facsimila. Paris 1839. Gross-Oktav.
In nur 300 Exemplaren gedruckt, ist das Buch heute
eine grosse Seltenheit, die selbst vielen Kupferstich-
kabineten fehlt. Die Geschichte der Schwarzkunst in
England ist zum ersten Male dargestellt worden in dem
bereits erwähnten Werke: The Masters of Mezzotint:
The Men and their Work. By Alfred Whitman. (London
1898. Quart.) 60 Tafeln geben die charakteristischsten
der besprochenen Blätter in meisterhafter Reproduction
wieder. Das Buch ist nur in 550 Exemplaren gedruckt
und längst vergriffen. Unentbehrlich für Bestimmung
der Blätter ist schliesslich das Werk von John Chaloner
Smith : British Mezzotinto Portraits, being a descriptive
catalogue of these engravings from the introduction
of the art to the early part of the present Century.
Arranged according to the engravers; the inscriptions
given at full length, and the variations of state precisely
set forth; accompagnied by biographical notes, and
appendix of a selection oft the prices produced at Public
Sales by somes of the specimens, down the present
time. 4 Bde. Lond. 1878 — 83. Impl. 8vo. Mit einigen
Tafeln. Für die vorliegende Arbeit kommt speciell in
Betracht: Hugo Helbings Katalog XXIX: Englische
Schule (Schabkunststiche; Farbstiche; Linienstiche; Cari-
caturen). Mit 20 Abbildungen ausserhalb des Textes.
 
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