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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Franz Eduard von Heuss
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Franz Eduard von Heuss.

Die hauptsächlichste Quelle ist der „Katalog zu dem Nachlasse au Gemälden, Zeichnungen und Skizzen des Dr. Eduard von Heuss, aus-
gestellt im Akademie-Saale des ehemaligen kurfürstlichen Schlosses zu Mainz vom 14. Juli bis 10. August 1883“. Dieser Katalog enthält eine ausführ-
liche Biographie des Künstlers.

Franz Eduard von Heuss entstammt einer alten
bayerischen Beamtcn-Familie1). Der Grossvater des
Künstlers war Geheimrat und Geheimschreiber des Kur-
fürsten Karl Philipp von der Pfalz; seine Verdienste
um Erweiterung der Stadt Mannheim durch die Trocken-
legung der benachbarten Sümpfe, brachten ihm im
Jahre 1720 die Erhebung in den Adelstand und die
Frösche und Binsen in das althergebrachte Wappen der
Familie. Der Vater unseres Künstlers hatte die juristische
Laufbahn eingeschlagen und war Bezirksrat in Speier,
als ihm am 5. Juli 1808 ein Sohn geboren wurde, der
den Namen Franz Eduard empfing. Das freudige Er-
eignis fand statt zu Oggersheim, dem in der Rheinpfalz
gelegenen Familiengute. Als der Vater dann zum
Kreisdirektor in Alzey ernannt wurde, siedelte die
Familie dahin über und der junge Franz Eduard
begann in der dortigen Elementarschule seinen Bil-
dungsgang. Später wurde das Haupt der Familie als
Obergerichtsrat nach Mainz berufen und Eduard Schüler
des Mainzer Gymnasiums. Hier erhielt er von Professor
Braun die erste Unterweisung im Handzeichnen und
bald konnte das Kind seinen Lehrer, seine Eltern und
Freunde, durch Offenbarung glücklicher, vielversprechen-
der Anlagen erfreuen. Er fertigte im Alter von dreizehn
Jahren nach Vorlagen Blätter, die durch die gewissen-
hafte und fast lithographisch feine Zeichnung unbe-
dingt Beachtung verdienen. Für den damaligen Ge-
heimen Rat Dr. Leydig, seinerzeit Professor an der
Mainzer Universität, lieferte Franz Eduard viele Zeich-
nungen nach interessanten anatomischen Präparaten,
lithographierte auch dessen Bildniss, wie er auch
>) Für die Geschichte der Familie, vgl. „Genealogisches Taschen-
buch der adeligen Häuser“, bearbeitet von Alex. Frhr. v. Dachenhausen.
XIX. Jahrg. (1894) S. 247 ff.

ein noch jetzt in Mainz oft zu findendes Portrait
Gutenberg’s damals lithographierte. Im Alter von
sechszehn Jahren kam Heuss nach München und fand
in der befreundeten Familie des Baron von Seckendorf
herzliche Aufnahme. Heuss besuchte und absolvierte hier
das Gymnasium, zeichnete in seinen freien Stunden
nach der Antike und übte das Lithographieren. Aus
dieser Zeit stammen die auf Stein gezeichneten Portraits
der Königin Therese und des Kronprinzen Maximilian
von Bayern.
Obgleich dem Jüngling der Wunsch innewohnte,
sich zum Künstler auszubilden, ein Verlangen, das durch
den Aufenthalt in der Kunststadt München noch er-
heblich gesteigert worden war, genügte er doch willig
dem unumgänglichen Beschluss seiner Familie, sich
zunächst einem gelehrten Berufe zu widmen. Es ist
leicht verständlich, dass den jungen Mann nichts inten-
siver fesseln konnte, als das Gebiet, auf dem sich
Wissenschaft und Kunst in schönster und wichtigster
Ergänzung treffen: die Anatomie. So bezog er nach
bestandener Maturitätsprüfung die Universität München
und erlangte hier bald das besondere Wohlwollen des
Anatomen Döllinger. Für ihn fertigte Heuss damals
eine grosse Anzahl anatomischer und pathologisch-
anatomischer Zeichnungen, besuchte nebenbei die
Akademie und malte, nachdem er von Riedel hierzu
die ersten Anleitungen erhalten, viele Portraits der
Freunde und Studiengenossen. Er verkehrte häufig in
dem Hause des Herrn von Zwehl, wo er gleichfalls
mehrere Portraits fertigte, die allmählig die Beachtung
der Fachmänner erweckten.
Mit einigen Freunden, darunter die später be-
rühmten Naturforscher Agassiz, Schimper und Braun,
unternahm Heuss um jene Zeit eine Fussreise durch
 
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