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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 1
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Frimmel, Theodor von: Bilder von seltenen Meistern, 1
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Furtwängler, Adolf: Die knidische Aphrodite des Praxiteles
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0040

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26

derlei Figürchen als Monogramm benützt. Die Land-
schaft bei Rätky fällt aber viel zu spät, um noch auf Patenier
bezogen werden zu können. (Auf Leinwand. Br. 1,13,
H. 0,66). Ich unterlasse es vorläufig, den Vornamen
des van der Borcht auf diesem Bilde zu ergänzen. Die
Van der Borchts,- deren die Litteratur so viele kennt,
sind noch wenig studiert. Nur möchte ich den älteren
Peeter v. der Borcht ausschliessen (diesem schreibe ich
nach Analogien mit seinen Stichen ein alterthümliches
Bild der Galerie Nostitz in Prag zu) und die Aufmerksam-
keit auf den jüngeren Künstler dieses Namens hinlenken.
Ich kann nicht umhin, dankend zn erwähnen, dass
ich auf die Bilder bei Herrn Sectionschef v. Rätky im
Allgemeinen durch Herrn F. v. Sagburg in Wien auf-
merksam gemacht worden bin.
III.
Der Gruppe des Peeter Snayers gehört der Schlach-
tenmaler P. Meulener an, dessen Werke sehr selten
sind. In der schon genannten gräflich Brunsvik’schen
Galerie zu Sommerau habe ich ein signiertes Bild von
1652 (52 undeutlich) kennen gelernt, das bisher von
der Litteratur übersehen worden ist. Woermann’s Ge-
schichte der Malerei führt einige Werke dieses Meulener
an, von dem seit 1884 auch im Ryksmuseum zu Amster-
dam ein signiertes Bild zu finden ist. Ein spätes Werk
hängt in der Galerie zu Hermannstadt (besprochen in
der neuen Folge meiner kleinen Galeriestudien). Das
Wenige, das über Meulener’s Leben zu finden ist, steht
bei Van den Branden in den Antwerpener Liggeren,
bei De Bie und Rooses.
IV.
Ein tüchtiger Stilllebenmaler des 18. Jahrhunderts
ist der Römer Gabriello Salci gewesen. Augen-

scheinlich ist er durch niederländische Vorbilder stark
beeinflusst, besonders durch Jan Weenix, den Hasenmaler.
Salci’s Pinsel ist fein und zart, obwohl er verhältnis-
mässig grosse Bilder malte mit allerlei Gegenständen,
annähernd in natürlicher Grösse. Seine Werke sind
sehr selten. Ich habe notiert:
1. Ein Stillleben in der fürstlich Joh. Liechten-
stein’schen Galerie zu Feldsberg. Es ist signiert „Gabriele
Salci Romano 1716“ (links unten). Reiche Zusammen-
stellung aus Früchten, Blumen, venezianischem Glas,
Geige, Notenheft, Spitzentuch auf einem blaugedeckten
Tisch. Links auf einem Obstkorbe ein Papagei. Sorg-
same, glatte Mache; etwas bunt; Leinwand : wohl über
einen Meter hoch und etwa 3ü Meter breit.
2. Ein Stillleben mit allerlei Anspielungen auf die
Jagd und mit einem hängenden toten Hasen. Signiert
„Gabriello Salci Romano Pinx“ (das x nicht ganz deutlich).
Dieses Bild befindet sich in der gräflich Brunsvik’schen
Galerie zu Sommerau.
3. u. 4. Zwei Stillleben in der Galerie zu Hermann-
stadt, ganz in der Art gehalten, wie die erwähnten Bilder
in Feldsberg und Sommerau. Die Bilder in Hermann-
stadt, die nächstens in einem Katalog beschrieben werden
sollen, sind nicht signiert. Ich erkannte sie nach der
Übereinstimmung mit dem Salci in Feldsberg und fand
meine Benennung durch die Angabe des ältesten Jnven-
tars gestützt. Dieses Inventar hat um 1800 die über-
lieferten Benennungen festgehalten und bezieht die Bilder
auf „Maria Scalzo“. Die Künstlernamen in dem er-
wähnten Inventar sind meist recht übel weggekommen,
so dass ich mir die* Annahme erlaube, mit: Maria
Scalzo sei unser Gabriello Salci gemeint gewesen.
(Fortsetzung folgt.)

Die knidische Aphrodite des Praxiteles.

Das berühmteste Werk des Praxiteles und eine
der berühmtesten Statuen des Altertums war die der
Aphrodite zu Knidos, welche die Göttin unbekleidet
darstellte. Uns sind ziemlich zahlreiche Kopien der-
selben erhalten; allein es waltete ein ungünstiges Ge-
schick über diesen. Nur die unbedeutenden kleinen
Nachbildungen auf Münzen und in Statuetten nämlich
zeigen Kopf und Körper vereint; sie können von dem
künstlerischen Werte des Werkes aber keinen Begriff
geben. An den Kopien in der Grösse des Originales
dagegen, die uns zugänglich sind, ist leider Kopf und
Körper immer getrennt, und wo man die Teile zusam-
mengefügt hat, da ist dies in schlechter, falscher Weise
geschehen. Nur an einer zur Renaissancezeit im Bel-
vedere des Vatikan aufgestellten Kopie, die aber im
19. Jahrhundert in die Magazine verbannt und seitdem
gänzlich unsichtbar wurde, sollen Kopf und Körper in
ursprünglichem Zusammenhänge erhalten gewesen sein.
Allein nach einem im Louvre befindlichen, 1540 für
König Franz I. gemachten Bronzeabguss dieser Statue
ist mir dies zweifelhaft geworden. Jedenfalls muss man
das Wiederauftauchen dieser Statue abwarten, um da-
rüber entscheiden zu können.
Die bekannteste Kopie der Knidierin, die alljähr-
lich von zahllosen kunstbegeisterten Romfahrern be-
wundert wird, steht in der Sala a croce greca des

Vatikan. Allein diese Statue gibt nur einen traurig
verzerrten Begriff von der holdseligen Schönheit der
praxitelischen Göttin. Ihr Unterkörper ist mit einem
Gewände von Blech umkleidet worden, wodurch ihr
Motiv ganz unverständlich ward. Aber schlimmer noch
als dies ist, dass der Kopf ganz verkehrt auf den Körper
gesetzt ist. Wir geben beistehend unter a eine Ab-
bildung der Statue nach einem Abgusse, an welchem
zwar das störende Blechgewand beseitigt ist, der aber
den Kopf zeigt, wie er im Vatikan auf die Statue auf-
gesetzt ist. Es ist die Abbildung, die in Brunn-Bruck-
manns Denkmälern veröffentlicht und sonst allgemeiner
bekannt geworden ist. Wer ehrlich ist, muss sich trotz
des Ruhmes des Praxiteles immer schon gesagt haben,
dass die Figur mit dieser Kopfhaltung ja ganz blöde,
langweilig und leblos ist.
Glücklicherweise wissen wir aber sicher, wie die
Haltung war. An mehreren Exemplaren der ohne Kör-
per, abgebrochen, einzeln erhaltenen Köpfe ist der ganze
Hals antik, der an jener vatikanischen Statue fehlte und
ergänzt werden musste. Ein vorzügliches, noch wenig
bekanntes Exemplar des Kopfes mit Hals befindet sich
im Museum zu Toulouse. Ein anderes, in Deutschland
durch Abgüsse viel verbreitetes Exemplar besitzt Herr
von Kaufmann in Berlin. Man braucht nun nur einen
dieser Köpfe mit vollständigem Halse auf den Torso
 
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