Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

DOI Heft:
Nr. 9
DOI Artikel:
Koch, Günther: I. Ausstellung für Kunst im Handwerk, München 1901
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0416

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
374


I. Ausstellung für Kunst im Handwerk, München 1901.

Der glückliche, mit allseitigem Beifall aufge-
nommene Versuch, in den Ausstellungen des Glas-
palastes die angewandte Kunst neben die sogenannte
reine Kunst in die Erscheinung treten zu lassen,
ist bekanntlich in diesem Jahre nicht wiederholt
worden. Und während man auf der gleichzeitigen
Internationalen Kunstausstellung in Dresden dem
Münchener Kunstgewerbe bereitwilligst den ihm
zukommenden Platz eingeräumt hat, ist das Zentral-
Komite der Münchener VIII. Internationalen Kunst-
ausstellung wieder in die alten Geleise eingelenkt,
die „angewandte“ von der „reinen“ Kunst auf das
Unerbittlichste zurückweisend. Auch der „Bayer.
Kunst-Gewerbe-Verein“ verhielt sich in seiner
Sommerausstellung 1900 gegenüber den modernsten
Strömungen auf dem Gebiete des Kunsthandwerks
ziemlich indifferent, trotz der beredten Proben ihres
Könnens, womit sie auf der Pariser Weltausstellung
vertreten waren. So blieb denn der Gruppe moderner
Münchner Kunstgewerbler nichts anderes übrig,
als eine eigene Ausstellung zu organisieren. Das
Komite, das die Initiative hierzu ergriff, bestand
aus den Kunstmalern Bernhard Pankok, F. A. 0.
Krüger, Bruno Paul, Eugen Berner, Theo Schmuz-
Baudiss und den Bildhauern Theodor von Gosen
und Hermann Obrist. Das schwierigste Problem
war die Erlangung eines geeigneten Ausstellungs-

lokal und nur nach angestrengten Bemühungen ge-
lang es dem Komite in den z. Zt. leer stehenden
Räumen des alten Heims des Bayerischen National-
museums den entsprechenden Platz überlassen zu
bekommen. Das bayerische Kultusministerium hat
durch die Hergabe der Räumlichkeiten in aner-
kennendster Weise bekundet, dass es in seiner
Sorge für die Gesamtentwicklung des Kunstfleisses
völlig über den Parteien steht und die Wünsche
der alten Vereinigungen ebenso zu berücksichtigen
bestrebt ist, wie diejenigen der jüngeren Gruppen.
Besonders günstig sind die Lokalitäten des
Alten Nationalmuseums für eine Ausstellung, wie
die hier in Rede stehende allerdings nicht, und dass
man trotzdem beim Durchwandern der Räume
einen durchaus befriedigenden, ja anheimelnden
Gesamteindruck gewinnt, ist gewiss das vorteil-
hafteste Zeugnis für das Können der arrangierenden
Künstlergruppe.
Da in der vorliegenden Zeitschrift später ausführ-
licher über einzelne Künstler dieser Vereinigung ge-
sprochen werden soll, kann hier eine flüchtige Ueber-
sicht über das in der gegenwärtigen Ausstellung heute
Gebotene genügen. Den Beginn machen die ganzen
Zimmereinrichtungen. Die Natur der Räumlich-
keiten zwang zu Kompromissen, wie sie oft genug
in unseren heutigen Wohnungen geschlossen werden
 
Annotationen