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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 2
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Bassermann-Jordan, Ernst: Neuerwerbungen des Bayerischen Nationalmuseums
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0087

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Neuerwerbungen des Bayerischen Nationalmuseums

Zwanglose Mitteilungen

von

I.


Aus Tilmann Riemenschneiders Werkstatt.

Die Veröffentlichungen von E. Tönnies und K. Adel-
mann haben neuerdings wieder die Aufmerksamkeit auf
Tilmann Riemenschneider gelenkt, weshalb wir heute
zur Ergänzung einige Neuerwerbungen des bayerischen
Nationalmuseums zu München abbilden und besprechen,
die dem Wirkungskreise dieses Meisters angehören.
Es sind zunächst zwei einander entgegenfliegende
Engel (Abb. i), in deren Armstellung das Emportragen
eines Gegenstandes angedeutet ist. Beide Figuren sind
ein Geschenk des Herrn Oekonomierates Streit in Kis-
singen an das Nationalmuseum und stammen von dem
Magdalenenaltare der Pfarrkirche zu Münnerstadt, in
dessen Mittelschreine sie (ursprünglich 7 Engel) die
Gestalt der hl. Maria Magdalena gen Himmel trugen.
Die beiden Engelfiguren sind demnach als Arbeiten
aus der Werkstatt Tilmann Riemenschneiders urkundlich

gesichert und sind in der Zeit von ca. 1490—1492
entstanden. Als durchaus eigenhändige Arbeiten des
Meisters selbst sind sie gleichwohl nicht anzusehen.
Die unschöne Fassung stammt aus neuerer Zeit.
Abbildung 2 zeigt die vortrefflich gearbeitete,
0,85 m hohe, aus Lindenholz geschnitzte Gruppe der
hl. Anna selbdritt, die durch Kauf aus dem Besitze des
Bildhauers F. Larenz in Marsberg i. W. ins National-
museum gelangte. (Beschrieben bei Weber, Dill Riemen-
schneider, 1888, S. 24, erwähnt bei Tönnies S. 236.)
Die Gruppe zeigt grosse Verwandtschaft mit drei andern
Figuren der Anna selbdritt aus Riemenschneiders Werk-
statt, die sich in der Wallfahrtskirche auf dem Kirch-
berge bei Volkach, in der Sammlung auf Schloss Main-
berg und in der Antoniuskapelle zu Grosslangheim
befinden. Die Gruppe war früher an der Faqade eines
 
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