Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

DOI Heft:
Nr. 5
DOI Artikel:
Ostini, Fritz von: Zu Alois Hausers 70. Geburtstag
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0254

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
224

Zu Alois Hausers 70. Geburtstag.

Professor Alois Hauser, Conservator an unsrer alten
Pinakothek, hat am 17. Februar seinen 70. Geburtstag
gefeiert und weit über Deutschlands Grenzen hinaus
haben an diesem Tage Gelehrte und Freunde alter
Kunst der Verdienste des greisen Künstlers dankbar
gedacht. Seit vollen fünfzig Jahren ist Hauser in dem
schweren und verantwortungsreichen Beruf eines Gemälde-
restaurators thätig und hat da in aller Stille ein ganz
unschätzbares Mass erfolgreicher Arbeit gethan, mit
kundiger Hand die Schäden der Zeit an alten Meister-
werken bessernd und dem Fortschreiten der Zerstörung
Einhalt gebietend. Der Beruf ist mühevoll, erfordert
eine unendliche Geduld und Sorgfalt und ist wenig dank-
bar — umso mehr will es heissen, wenn ein Mann auf
diesem Felde zu nahezu internationaler Berühmtheit ge-
langt, wenn ihm von allen Seiten künstlerische Kost-
barkeiten anvertraut werden, deren Wert ins Fabel-
hafte geht. So hat Hauser die Darmstädter Madonna
Hans Holbeins von Uebermalungen befreit und im alten
Glanze wiederhergestellt, so hat er ungezählte Werke
der alten Pinakothek von barbarischen Misshandlungen
Unverständiger geheilt. Professor Hausers Geschicklich-
keit in allen Einzelnheiten der verschiedenen Conser-
vierungsverfahren ist eben so wohl bekannt, wie seine
Kunst, schadhafte Stellen in einer Weise zu ergänzen,
dass kaum das geübteste Auge imstande ist, die Arbeit
des Autors von der des Restaurators wegzukennen.
Dass die Bilderrestauration auf solche Höhe kam, dass
man heute mit Sicherheit ein gedunkeltes oder schad-
haftes altes Bild wiederherstellen, den morschen Mal-
grund auf neue Leinwand ziehen, den geschwärzten
Firnis beseitigen, Sprünge verschwinden machen kann,
ist zum guten Teil das Verdienst des Mannes, der
dieses Handwerk zur Kunst erhoben und diese Kunst
zur Wissenschaft gemacht hat. Von ihm haben wieder-
um so viele Andere gelernt und sein Sohn, Professor
Alois Hauser jr., ist in der gleichen Stellung, wie er,
am Berliner Museum thätig. Dass Hauser bei seiner
fünfzigjährigen Beschäftigung mit den Techniken der
Alten in maltechnischen Fragen ein Sachverständiger
ohne Concurrenz geworden ist, versteht sich beinahe
von selbst und ebenso selbstverständlich ist es auch,
dass er bei dieser Vertrautheit mit der Handschrift der
Maler aller Zeiten ein Bilderkenner von seltener Sicher-

heit geworden ist. Wer ihn in seiner Werkstatt, dem
hohen, stillen Nordlichtsaal im Erdgeschosse der alten
Pinakothek aufsucht, wird ständig Bilder aus aller
Herren Ländern bei ihm finden, die er erhalten oder
bestimmen soll!
Der Geburtsort Hausers ist Burladingen in der
Rauhen Alp im ehemaligen Fürstentum Hohenzollern-
Hechingen. Sein Vater war Töpfer und er sollte das
gleiche Handwerk ergreifen, kam aber bald zu einem
Dekorationsmaler in die Lehre und damit auf den Weg
zur Kunst. In der Werkstatt des Augsburger Bilder-
restaurators A. Deschler war er von 1847 —1854 thätig
und besuchte dort gleichzeitig die Kunstschule. Bald
hatte er sich solche Fertigkeiten angeeignet, dass schon
im Jahre 1855 der Fürst von Hohenzollern-Hechingen
den 24 jährigen zu seinem Hofmaler und gleichzeitig
zum Conservator seiner bedeutenden Gemäldesammlung
machte. Als das Fürstentum mediatisiert worden war,
zog sich der Fürst mit seinen Sammlungen nach Löwen-
berg in Schlesien zurück und Hauser, der auch viele
Porträts und kirchliche Bilder in dieser Stellung schuf,
folgte ihm. 1866 rettete er die Galerie des Fürsten
vor den Oesterreichern nach Polnisch Nettkow. Die
Stadt Bamberg, mit welcher Hauser schon längere Zeit
Beziehungen unterhalten, ernannte ihn 1869 zum Con-
servator ihrer städtischen Gemäldegalerie und von dort
aus wurde er im Jahre 1875 als Conservator an die
Münchener alte Pinakothek berufen, zu dem Amte, das
er noch heute bekleidet. Hausers Verdienste um die
alte Pinakothek sind nicht gering und gleich in den
ersten Jahren warteten seiner umfangreiche Aufgaben,
da es galt eine grosse Zahl jener Bilderschätze, die
zum Teil greulich übermalt waren, von diesen Ver-
böserungen zu retten. Der gute Zustand, in welchem
sich die Bilder dieser herrlichen Sammlungen heute be-
finden, ist zum grossen Theil ihm zu danken. In fleissig
ausgenützten Urlaubszeiten hat der unermüdliche Künstler
1880 in der Budapester Gemäldegalerie und 1884 in
der zu Kassel seine Meisterschaft als Restaurator ge-
zeigt. Im Jahre 1889 verlieh ihm der Prinzregent von
Bayern den Titel eines k. Professors.
Ein Leben voll stiller, fruchtbarer Arbeit — möge
es dem Jubilar noch manches Jahr in segensreichem
Wirken bringen! O
 
Annotationen