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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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Nr. 5
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Neuerwerbungen des Bayerischen Nationalmuseums
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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0249

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2 19


trägt er eine Mütze mit zwei hohen, weiss und blauen
Straussenfedern, einem in damaliger Zeit ungemein
wertvollen Schmucke. Haare und Vollbart in der
Stickerei und derselben Weise ausgeführt, wie sie in
Natur mit dem heissen Eisen gekräuselt waren. Die

Gugel mit weit herabhängendem Zipfel ist um den
Hals geschlungen. Schuhe grün und blau geteilt,
am Wehrgehäng Langschwert und Dolch; die Bein-
linge bräunlich, Fusslänge und Schnabelspitze von
mässiger Länge.
Die Dame rechts hat die Hände auf dem Leibe
übereinander gelegt. Auf dem Kopfe ein Kronschapel.
Das Kleid zeigt geraden Halsausschnitt und dieselben
Farben wie die Schecke des Mannes. Rock blau.
Der Stamm eines Baumes, dessen blütenreiche
Aeste über den beiden Figurengruppen erhalten sind,
scheint ehemals die Paare getrennt zu haben. Am
Boden verschiedene Gewächse, sowie ein Hund, ein
Hase und ein Hirsch. In den Ecken des ganzen
Stoffes Vierpässe, darin links oben eine Frau in aus-
geschnittenem Kleide mit Krüseler. Rechts oben ein
sitzender Mann in der Gugel. Beinlinge dunkelgrau
und hellgrün. Links unten ein knieender Mann in
brauner Schecke und blauen Beinlingen. Rechts unten
eine sitzende Frau in ausgeschnittenem, grün-blau und
gelben Gewand. Die Vierpässe sind durch Ranken
mit einander verbunden, die für das ganze Bild die
Umrahmung bilden.
Die Stickerei ist mit bunten Seidenfäden aus-
geführt. Von den Metallfäden und den Perlen, die
für den Schmuck und die Waffen verwendet waren,
sind nur noch geringe Reste erhalten.
Um 1380. Allein schon des profanen Sujets halber
von grosser Seltenheit und durch das dargestellte reiche,
bürgerliche Kostüm von hohem Interesse.
Aus dem Kunsthandel. Provenienz unsicher, viel-
leicht rheinisch. Grösse 0,74, 0,51 m.
 
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