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Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel — 1.1900/​1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.47723#0179

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155

Notizen.

Eine babylonische Bücherei. Aus New York
wird (nach der »Neuen Hamburger Zeitung) ge-
meldet, dass Professor Hilprecht von Pennsylvania
während seiner jüngsten Erforschung der Ruinen
in Babylonien und Assyrien die Bibliothek des
grossen Tempels zu Nippur entdeckte, der im
Jahre 238 v. Chr, zerstört wurde. Diese Samm-
lung von Schriften soll aus nicht weniger als
aus 16000 Documenten bestehen, die auf Steine
und Ziegel geschrieben sind und Astronomie,
Theologie und Sprachenkunde behandeln. Des
weiteren sind ca. 5000 Briefe privater und amt-
licher Natur, sowie zahlreiche Biographien von
Männern und Frauen vorhanden, was die stattliche
Anzahl von über 23 000 beschriebenen Steinen
ergiebt. Professor Hilprecht wird so bald als mög-
lich Einzelheiten über diese interessante Entdeck-
ung veröffentlichen. [850
Die punische Nekropole von Thapsus. Die
Franzosen Novak und Epinat haben die punische
Nekropole von Thapsus in Nordafrika, dem heut-
igen Mahedia, entdeckt und zum Teil schon aus-
gegraben. Die Gräberstadt liegt im Nordwesten
des Vorgebirges, auf dem die alte Stadt gestanden
hat, sie ist wie die benachbarten von Monastir
und Lemta im Norden, von Salakta und El-Alia
im Süden aus der Zeit vom vierten bis zum
zweiten vorchristlichen Jahrhundert. Die in den
Tufffelsen hineingehauenen Gräber sind schacht-
förmig, etwas breiter als die von Karthago, aber
weniger tief, höchstens 2—3 m. An der einen
Wand ist zum Hinabsteigen eine sehr enge Leiter
mit etwa 5 bis 7 Stufen angebracht. Hat man
den Boden des Schachtes erreicht, so gelangt man
durch eine auf der der Leiter entgegensetzten
Seite angebrachte Oeffnung in die Grabkammer;
gewöhnlich ist die Oeffnung durch einen grossen
Stein verschlossen. Die Kammer selbst ist recht-
eckig, mehr breit als lang, mit oder ohne Nische;
die an den Wänden angebrachten Verzierungen
sind sehr einfach, meist horizontal laufende Band-
streifen. Ueber der punischen Nekropole wurde
in späterer Zeit eine römische angelegt, wodurch
die meisten punischen Gräber zerstört oder verletzt
wurden, so dass unter den 54, die man bis jetzt
festgestellt hat, nur vier unberührt geblieben sind.
Aus dem reichen Inhalt dieser vier Gräber er-
wähnen wir schöne grosse punische Amphoren,
italogriechische Vasen, Buccherogefässe, Metall-
gegenstände, darunter Bronzefibeln, und Lampen.

Auf einer Vase findet sich eine prächtige Ratte
dargestellt. Interessanter ist noch eine kleine
Terracottafigur alexandrinischer Kunst, welche
Orpheus mit der Leier zeigt. Orpheus ist auf un-
gewohnte, orientalische Weise bekleidet. Dazu trägt
er die hohe, phrygische Mütze. Die römischen
Gräber boten nichts Besonderes. Eine Bemerkung
aber verdienen noch zwei punische Grabaufsätze,
dazu bestimmt, die obere Oeffnung des Schachtes
abzuschliessen. Der eine von diesen ist ein Mono-
lith, gegen 80 cm hoch, oben in eine pyramiden-
förmige Spitze auslaufend; man hat ihn jetzt in
das Bardomuseum geschafft. Aehnliche Steine hat
man bis jetzt nur auf Sardinien gefunden , das
Museum von Cagliari birgt eine ganze Anzahl
solcher Aufsätze, welche aus Tharros stammen.
Die Franzosen werden die ergebnisreichen Grab-
ungen fortsetzen. (Beil. »Allg. Ztg.«) [851
Albrecht Dürers Wandgemälde im grossen
Rathaussaale zu Nürnberg. Die berühmten
Wandmalereien Dürers haben im Laufe der Zeit
manche Einbusse erlitten und die Stadtgemeinde
beschäftigte sich daher mit der Frage der Restau-
rierung dieser Bilder. Eine Kommission, der u. a.
die Herren Prof. Gabriel Seidl und Prof. Rud. Seitz
angehörten, hat nun ihr Gutachten dahin abge-
geben, dass der jetzige Zustand der Wandgemälde
jedenfalls zum nicht geringsten Teil durch die
mangels einer Heizung des Saales eintretenden
grossen Temperatur-Unterschiede veranlasst ist, da
infolge derselben häufig Feuchtigkeits-Niederschläge
eintreten, welche die Farbschichten und den Mörtel-
grund ungünstig beeinflussen und nach und nach
schuppenartige Farbteile zum Abspringen bringen.
Aehnliche ungünstige Einflüsse habe die Gasbe-
leuchtung. Es sei daher eines der wichtigsten
und notwendigsten Mittel zur Hintanhaltung des
weiteren Verfalls der Gemälde durch entsprechende
Heizeinrichtungen, wozu sich Niederdruck-Dampf-
heizung empfiehlt, eine möglichst gleichmässige
Temperatur in dem Saale herzustellen, welche jeden-
falls nicht unter 5 bis 6 Grad über Null betragen
darf. Was nun die Wandgemälde selbst betrifft,
so hat die Kommission einstimmig ihr Gutachten
dahin abgegeben, dass die vollständige Erneuerung
der Gemälde unter allen Umständen unterbleiben
muss, zumal sie grösstenteils noch sehr gut erhalten
sind und aus historischen Gründen so lange als
möglich erhalten bleiben sollen. Da nach Wunsch
der Kommission auch Herr Konservator Haggen-
 
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