F. Schottmüller. Zur Donatello-Forschung
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Abb. 2. MICHELOZZO (?) S.Donatus' Taufe
□
Arezzo Dom
weise etwas ganz Neues ist, doch steht jene in der Durchbildung der Form auf
höherer Stufe. Das Relief von Arezzo ist nicht nur flüchtiger in der Arbeit, was ja
nicht gegen Donatello spräche, ein paar schwache Einzelheiten deuten auf die Mitarbeit
eines Gehilfen hin.
Die figurenreichen Reliefs zur Seite: Die Taufe des Donatus durch den Mönch
Hilarion und Bischof Donatus tauft einen Ungläubigen — sind von ganz anderer Art.
Die Schilderung ist ziemlich temperamentlos, ja beinahe nüchtern, aber alle Formen
sind sehr zierlich behandelt, und viele Typen klingen an die Antike an; einige Profil-
köpfe, zumeist aber die entschiedene Faceansicht. Statt der breiten, flachen Falten
der Taufe Christi ziehen sich die Gewänder
in schmalen, zierlichen Parallelen zum Boden
hin. Die Architektur entspricht der Zeit um
1430, den Anfängen der Renaissance, und
gleiches gilt ja für die Taufe Christi.
Ihre Superiorität ist schon Vasari auf-
gefallen. Einzig sie hat er erwähnt: „Per lo
battesimo similmente del vescovado d'Arezzo
lavorä (Simone) in alcune storie di bassorilievo
un Cristo battezzato da S. Giovanni."1) Aber
die Guiden von Arezzo haben seine Angabe
auf alle drei Reliefs bezogen, nur von Fabriczy
nicht; er erkannte hier zwei verschiedene Stile,
und will Simones Hand zumeist in den Donatus-
Reliefs sehen.
Vasaris Kapitel „Filarete e Simone" ist
an Verwechslungen und Irrtümern besonders
reich. Schon Milanesi erkannte in dem angeb-
lichen Bruder Donatellos zwei Künstler, die
wahrscheinlich beide unter ihm gearbeitet haben,
ohne doch mit ihm verwandt zu sein: Simone
Ghini, der Goldschmied, half ihm bei der Grab-
platte für Martins V.2), der andere: Simone di Nanni Ferrucci, ein Steinmetz aus Fiesole,
ist vielleicht identisch mit Simone, dem Bruneleschi-Schüler.") Ihm pflegt man alle Stein-
arbeiten zuzuschreiben, die Vasari unter dem Kollektivnamen Simone nennt. Die urkund-
lichen Notizen über ihn hat v. Fabriczy an der schon mehrfach zitierten Stelle kürzlich
zusammengestellt, aber nur ein Werk Simones ist sicher bezeugt: der große Marmor-
Ü Milanesi II, 460.
-) E. Müntz unterscheidet sogar zwei florentinische Bronzegießer in Rom: Simone di
Giovanni di Simone Ghini (1404 bis nach 1480, der nach 12—15 Jahren nach Florenz zurückkehrte)
und Simone di Giovanni di Giovanni (1410 bis nach 1470), der wahrscheinlidi zeit seines Lebens
in der ewigen Stadt verblieb (Melanges d'Archeologie et d'histoire 1884, p. 290 -302); s. auch
Munoz-Lazzarini: Filarete p. 122.
") Milanesi II, 385.
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Abb. 2. MICHELOZZO (?) S.Donatus' Taufe
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Arezzo Dom
weise etwas ganz Neues ist, doch steht jene in der Durchbildung der Form auf
höherer Stufe. Das Relief von Arezzo ist nicht nur flüchtiger in der Arbeit, was ja
nicht gegen Donatello spräche, ein paar schwache Einzelheiten deuten auf die Mitarbeit
eines Gehilfen hin.
Die figurenreichen Reliefs zur Seite: Die Taufe des Donatus durch den Mönch
Hilarion und Bischof Donatus tauft einen Ungläubigen — sind von ganz anderer Art.
Die Schilderung ist ziemlich temperamentlos, ja beinahe nüchtern, aber alle Formen
sind sehr zierlich behandelt, und viele Typen klingen an die Antike an; einige Profil-
köpfe, zumeist aber die entschiedene Faceansicht. Statt der breiten, flachen Falten
der Taufe Christi ziehen sich die Gewänder
in schmalen, zierlichen Parallelen zum Boden
hin. Die Architektur entspricht der Zeit um
1430, den Anfängen der Renaissance, und
gleiches gilt ja für die Taufe Christi.
Ihre Superiorität ist schon Vasari auf-
gefallen. Einzig sie hat er erwähnt: „Per lo
battesimo similmente del vescovado d'Arezzo
lavorä (Simone) in alcune storie di bassorilievo
un Cristo battezzato da S. Giovanni."1) Aber
die Guiden von Arezzo haben seine Angabe
auf alle drei Reliefs bezogen, nur von Fabriczy
nicht; er erkannte hier zwei verschiedene Stile,
und will Simones Hand zumeist in den Donatus-
Reliefs sehen.
Vasaris Kapitel „Filarete e Simone" ist
an Verwechslungen und Irrtümern besonders
reich. Schon Milanesi erkannte in dem angeb-
lichen Bruder Donatellos zwei Künstler, die
wahrscheinlich beide unter ihm gearbeitet haben,
ohne doch mit ihm verwandt zu sein: Simone
Ghini, der Goldschmied, half ihm bei der Grab-
platte für Martins V.2), der andere: Simone di Nanni Ferrucci, ein Steinmetz aus Fiesole,
ist vielleicht identisch mit Simone, dem Bruneleschi-Schüler.") Ihm pflegt man alle Stein-
arbeiten zuzuschreiben, die Vasari unter dem Kollektivnamen Simone nennt. Die urkund-
lichen Notizen über ihn hat v. Fabriczy an der schon mehrfach zitierten Stelle kürzlich
zusammengestellt, aber nur ein Werk Simones ist sicher bezeugt: der große Marmor-
Ü Milanesi II, 460.
-) E. Müntz unterscheidet sogar zwei florentinische Bronzegießer in Rom: Simone di
Giovanni di Simone Ghini (1404 bis nach 1480, der nach 12—15 Jahren nach Florenz zurückkehrte)
und Simone di Giovanni di Giovanni (1410 bis nach 1470), der wahrscheinlidi zeit seines Lebens
in der ewigen Stadt verblieb (Melanges d'Archeologie et d'histoire 1884, p. 290 -302); s. auch
Munoz-Lazzarini: Filarete p. 122.
") Milanesi II, 385.