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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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K. Borinski. La Chastelaine de Vergy in der Kunst des Mittelalters 59

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Molinier in seinem Catalogue du Musee du Louvre beschreibt. Auf ihm soll jedoch
eine abschließende Darstellung zugefügt sein, die Szene wie der Herzog ins Kloster
geht, vorgeführt durch seinen Kniefall vor einem Geistlichen, der ihn segnet und mit
einem Kreuze beschenkt. Verschiedene Fragmente aus Szenenfolgen des gleichen
Stoffes verzeichnet der Catalogue de l'Exposition retrospective de l'art franpais au
Trocadero in 1889 p. 18, No. 122 und 123.
Da der genannte englische Herausgeber es unterläßt, die detaillierte Szenenfolge
seines Elfenbeinkästchens nach dem Texte des Fabliau (bis auf zwei von selber klare
Szenen!) zu erklären, sich eher durch Allgemeinheiten in der Unterschrift darum herum-
drückt, wollen wir vor einem Publikum, das die fast wörtlich mit dem Fabliau über-
einstimmende Novelle eben genossen hat, dies nachzuholen versuchen:
A. Das Eröffnungsbild der englischen Publikation, offenbar der Deckel des
Kästchens: acht Szenen in gotischem Maßwerkornament, je zu zwei nebeneinander-
gereiht und durch parallele Stäbe von einander geschieden. Man muß alsbald scheiden
zwischen den vier Szenen links und den vier rechts. Denn die ersteren (1, 2, 5, 6)
führen das Liebespaar vor, kenntlich durch die regelmäßige Assistenz des für seine
Rendezvous so wichtigen Hündchens. Dieses fehlt auf den vier letzteren (3, 4, 7, 8)
durchaus, die der Herzogin und dem Herzog gewidmet sind.
1) Der Ritter der Dame — mit dem Hündchen auf dem Schoß — kniend seine
Liebe gestehend (rechte Hand auf dem Herzen, die linke, ebenso wie sie, aus-
breitend).
2) Die Huldigung des nun neben ihr Sitzenden ist angenommen, der Bund
wird durch die rechten Hände besiegelt. Die erhobene ausgebreitete Linke der Dame
scheint zu fordern (die Verschwiegenheit), bezw. abzuwehren (den Verrat des Liebes-
geheimnisses). Das bereits dramatisch engagierte Hündchen springt fröhlich an
ihr hinauf.
 
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