H. Jantzen. Das holländische Kirchenstück des XVII. Jahrhunderts 89
Abb. 1. JAN VAN VUCHT, Kircheninneres
□ Schwerin, Großherz. Galerie
einem Pieter de Hoodi nennen kann. Nur sind die guten Arbeiten der Architektur-
maler seltener, wenigstens so weit sie bekannt sind. Aber man weiß, alle Bilder, und
selbst die besten, verschwinden, solange eine Zeit an ihnen nichts zu sehen hat. Schon
daraus erklärt sich, daß z. B. in den öffentlichen Galerien selten ein holländisches
Architekturstück von unmittelbarer Wirkung anzutreffen ist.
Holland allein hat dieser Bildgattung entscheidendes Gepräge gegeben. Weder
Frankreich, noch Italien oder Deutschland besaßen Darstellungen, die sich vergleichen
ließen. Deutschland nur besaß vielleicht Anfänge, die zu höchsten Schöpfungen einer
Architekturdarstellung hätten führen können. Es genügt, an Altdorfers Geburt Mariä
in der Augsburger Galerie zu erinnern, ein Bild, das von allem, was sonst auf-
zuweisen wäre, den 150 Jahre später in Delft und Amsterdam gemalten Kirchenstücken
am nächsten steht. Die Eindringlichkeit der Raumerfassung — Altdorfer gebraucht
noch jenes ungeheure Schwungrad, den dichten Engelkranz, der in die Tiefe hinunter
und wieder zur Höhe empor wirbelt — die erstaunlich optisch-subjektive Orientierung,
das in schmalen Streifen fließende Licht und selbst Zufälliges, wie bestimmte Farben,
alles dies läßt unmittelbar an Emanuel de Witte denken.
Was dagegen in Italien an Architekturdarstellungen erscheint (die Intarsien
eingerechnet) gehört einem viel weiteren Kreise an, und vor allem die Prospektmalerei
des italienischen Barock ordnet sich einem anderen Probleme unter, das mit dem
engeren Begriff des Architekturbildes nichts zu tun hat. Es entsteht damit die Frage,
Abb. 1. JAN VAN VUCHT, Kircheninneres
□ Schwerin, Großherz. Galerie
einem Pieter de Hoodi nennen kann. Nur sind die guten Arbeiten der Architektur-
maler seltener, wenigstens so weit sie bekannt sind. Aber man weiß, alle Bilder, und
selbst die besten, verschwinden, solange eine Zeit an ihnen nichts zu sehen hat. Schon
daraus erklärt sich, daß z. B. in den öffentlichen Galerien selten ein holländisches
Architekturstück von unmittelbarer Wirkung anzutreffen ist.
Holland allein hat dieser Bildgattung entscheidendes Gepräge gegeben. Weder
Frankreich, noch Italien oder Deutschland besaßen Darstellungen, die sich vergleichen
ließen. Deutschland nur besaß vielleicht Anfänge, die zu höchsten Schöpfungen einer
Architekturdarstellung hätten führen können. Es genügt, an Altdorfers Geburt Mariä
in der Augsburger Galerie zu erinnern, ein Bild, das von allem, was sonst auf-
zuweisen wäre, den 150 Jahre später in Delft und Amsterdam gemalten Kirchenstücken
am nächsten steht. Die Eindringlichkeit der Raumerfassung — Altdorfer gebraucht
noch jenes ungeheure Schwungrad, den dichten Engelkranz, der in die Tiefe hinunter
und wieder zur Höhe empor wirbelt — die erstaunlich optisch-subjektive Orientierung,
das in schmalen Streifen fließende Licht und selbst Zufälliges, wie bestimmte Farben,
alles dies läßt unmittelbar an Emanuel de Witte denken.
Was dagegen in Italien an Architekturdarstellungen erscheint (die Intarsien
eingerechnet) gehört einem viel weiteren Kreise an, und vor allem die Prospektmalerei
des italienischen Barock ordnet sich einem anderen Probleme unter, das mit dem
engeren Begriff des Architekturbildes nichts zu tun hat. Es entsteht damit die Frage,