F. Sarre. Rusafa-Sergiopolis
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und die Befestigung an? Wer ist der Bauherr dieser einen gemeinsamen Charakter
tragenden, imposanten Ausgestaltung des Sergius-Heiligtums, dessen erste Gründung
vielleicht noch auf Constantin zurückgeht? Wir kennen den Zeitpunkt der Gründung
der ersten Sergiuskirche am Märtyrerorte selbst nicht, wohl aber den einer Kirche des
Heiligen in Eitha, der in das Jahr 354 fällt. Vielleicht trägt eine Stelle bei Georg
von Cypern (883) zur Klärung dieser Frage bei; sie lautet: „^e^iovnohG frot
'Ava^raciovno^G, ^ cQu^ov 'PairagQ ev9a tya^rv^oev 6 @io; ^&()„o;"
Wenn hiernach der Ort den Namen UvaaTa^ovTrohg führte, d. h. wegen
besonderer, vom Kaiser Anastasius empfangener Gunstbezeigungen nach ihm genannt
worden ist, so liegt die Vermutung nahe, daß es der Kaiser Anastasius (491—518)
gewesen ist, der vor Beginn der Perserkriege, also in dem Jahrzehnt von 491 bis 501,
nach einheitlichem Plan die beiden Hauptkirchen und die Befestigung des Wallfahrts-
ortes herstellen ließ, die Procop dem Justinian zuschreibt. Dieser letztere Kaiser mag
dann bei der systematisch vorgenommenen Verstärkung der östlichen Reichsgrenze
auch die fortifikatorischen Anlagen von Rusafa ausgebessert haben; die ursprüngliche
Maueranlage mit dem nördlichen Prachttor geht auf eine frühere, mit der Errichtung
der Kirchen zusammenfallende Zeit zurück und zeigt einen von den justinianischen
Befestigungen ') vollständig abweichenden Charakter. Der Umbau der Sergius-Basilika
dürfte 100 bis 200 Jahre später sein, aus dem VI. bis VII. Jahrhundert stammen.
Dafür spricht die Formgebung der Kapitelle, dafür die beiden auf ihnen befindlichen
griechischen Inschriften. Vielleicht gelingt es, den hier genannten Bischof Sergios von
Sergiopolis und den gleichzeitigen Erzbischof Maronios von Hierapolis zu identifizieren
und damit den Umbau der Basilika sicher zu bestimmen. Der gleichen Zeit gehört
im Norden außerhalb des Mauervierecks die kleine Zentralkirche an.
Einen Teil der Reste der Chalifenbauten werden wir nicht innerhalb des Mauer-
vierecks — es blieb mit seinen Heiligtümern auch zu islamischer Zeit wohl hauptsächlich der
christlichen Bevölkerung reserviert — sondern außerhalb, unter den vielen, hier liegen-
den Schutthügeln zu suchen haben. Eine systematische Untersuchung und Ausgrabung
der Ruinen von Rusapha-Sergiopolis dürfte nicht nur für die christliche, sondern auch
für die islamische Kunstgeschichte von nicht geringer Bedeutung sein. Auch die
Schwierigkeiten der Wasserversorgung könnten durch regelmäßig zwischen dem
Euphrat und Rusafa hin und hergehende Kameltransporte gehoben werden.
0 Sicher aus Justinians Zeit stammen die mächtigen Befestigungen des östlich von Rusafa
am Euphrat gelegenen Ortes Halebije-Zenobia, dessen Ruinen von Dr. Herzfeld und mir gleich-
falls aufgenommen und untersucht worden sind.
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und die Befestigung an? Wer ist der Bauherr dieser einen gemeinsamen Charakter
tragenden, imposanten Ausgestaltung des Sergius-Heiligtums, dessen erste Gründung
vielleicht noch auf Constantin zurückgeht? Wir kennen den Zeitpunkt der Gründung
der ersten Sergiuskirche am Märtyrerorte selbst nicht, wohl aber den einer Kirche des
Heiligen in Eitha, der in das Jahr 354 fällt. Vielleicht trägt eine Stelle bei Georg
von Cypern (883) zur Klärung dieser Frage bei; sie lautet: „^e^iovnohG frot
'Ava^raciovno^G, ^ cQu^ov 'PairagQ ev9a tya^rv^oev 6 @io; ^&()„o;"
Wenn hiernach der Ort den Namen UvaaTa^ovTrohg führte, d. h. wegen
besonderer, vom Kaiser Anastasius empfangener Gunstbezeigungen nach ihm genannt
worden ist, so liegt die Vermutung nahe, daß es der Kaiser Anastasius (491—518)
gewesen ist, der vor Beginn der Perserkriege, also in dem Jahrzehnt von 491 bis 501,
nach einheitlichem Plan die beiden Hauptkirchen und die Befestigung des Wallfahrts-
ortes herstellen ließ, die Procop dem Justinian zuschreibt. Dieser letztere Kaiser mag
dann bei der systematisch vorgenommenen Verstärkung der östlichen Reichsgrenze
auch die fortifikatorischen Anlagen von Rusafa ausgebessert haben; die ursprüngliche
Maueranlage mit dem nördlichen Prachttor geht auf eine frühere, mit der Errichtung
der Kirchen zusammenfallende Zeit zurück und zeigt einen von den justinianischen
Befestigungen ') vollständig abweichenden Charakter. Der Umbau der Sergius-Basilika
dürfte 100 bis 200 Jahre später sein, aus dem VI. bis VII. Jahrhundert stammen.
Dafür spricht die Formgebung der Kapitelle, dafür die beiden auf ihnen befindlichen
griechischen Inschriften. Vielleicht gelingt es, den hier genannten Bischof Sergios von
Sergiopolis und den gleichzeitigen Erzbischof Maronios von Hierapolis zu identifizieren
und damit den Umbau der Basilika sicher zu bestimmen. Der gleichen Zeit gehört
im Norden außerhalb des Mauervierecks die kleine Zentralkirche an.
Einen Teil der Reste der Chalifenbauten werden wir nicht innerhalb des Mauer-
vierecks — es blieb mit seinen Heiligtümern auch zu islamischer Zeit wohl hauptsächlich der
christlichen Bevölkerung reserviert — sondern außerhalb, unter den vielen, hier liegen-
den Schutthügeln zu suchen haben. Eine systematische Untersuchung und Ausgrabung
der Ruinen von Rusapha-Sergiopolis dürfte nicht nur für die christliche, sondern auch
für die islamische Kunstgeschichte von nicht geringer Bedeutung sein. Auch die
Schwierigkeiten der Wasserversorgung könnten durch regelmäßig zwischen dem
Euphrat und Rusafa hin und hergehende Kameltransporte gehoben werden.
0 Sicher aus Justinians Zeit stammen die mächtigen Befestigungen des östlich von Rusafa
am Euphrat gelegenen Ortes Halebije-Zenobia, dessen Ruinen von Dr. Herzfeld und mir gleich-
falls aufgenommen und untersucht worden sind.