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H. Voss. Charakterköpfe des Seicento III
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hunderts zu setzen. Wo sie sich nicht direkt durch die insulare Lage und die Handels-
beziehungen Siziliens erklärt, ist sie eine charakteristische Äußerung der aus Kontrasten
der Rassen und der nationalen Traditionen gemischten Kultur der Insel: man bedenke,
es ist das Land, in dem normannischer Burgen- und Tempelbau neben dem orna-
mentalen und figürlichen Stil der byzantinischen Mosaiken, d. h. also Nördliches neben
Östlichem gepflegt ward (von arabischen Einklängen zu schweigen). Es ist ganz im
Geiste dieser eigentümlichen Tradition, wenn in späteren Jahrhunderten nordische
Technik und südliche Formenwelt (sehr grob gesagt) durch einen Sizilianer, Antonello
da Messina, verschmolzen wird. Man darf nicht vergessen, daß kaum eine Land-
schaft auf Grund ihrer Rassenmischung und Tradition so geeignet war, in einem ent-
scheidungsvollen Moment wie diesem als Trait-d'union zwischen Norden und Süden
zu dienen wie Sizilien. —
Eine andere Betrachtung legt das Beispiel Siziliens nahe: die allgemeine Ein-
teilung der Kunst der europäischen Länder in Perioden, so notwendig sie ist, bedarf
für die einzelnen Nationen und deren Atome, die Landschaften, eines Korrektivs —
es genügt nicht ganz obenhin von einem Aufsteigen der Entwicklung bis zur Hoch-
renaissance und einem darauffolgenden Abflauen zu sprechen. Die Neapolitaner und
Sizilianer haben ein starkes Empfinden dafür, daß nicht das „goldene Zeitalter",
sondern die darauffolgenden beiden Jahrhunderte die Zeit ihrer höchsten lokalen Kunst-
blüte waren — genau wie umgekehrt die lokale Dekadenz in Toscana sehr stark
empfunden wird, so interessante Erscheinungen auch hier die Kunst des Seicento
gezeitigt hat.
REDAKTIONEN DER MONATSHEFTE FÜR KUNSTWISSENSCHAFT
Herausgeber: Dr. GEORG BIERMANN. Verantwortlich für die Redaktion: Dr. HERMANN
UHDE-BERNAYS. Beide in Leipzig, Liebigstraße 2.
Zweigredaktionen:
Für Berlin: Dr. HERM. VOSS, Berlin, W. 15, Uhlandstraße 44.
Für München: Dr. W. WORRINGER, München, Georgenstraße 99.
Für Wien: Dr. WILHELM SUIDA, Mödling bei Wien, Kaiser Jubiläumsstr. 16.
Für London: FRANK E. WASHBURN-FREUND, The Cottage / Harrow on Hill
bei London, Lyon Road.
Für Paris: Dr. R. MEYER-RIEFSTAHL, Paris 45 rue d'UIm.
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hunderts zu setzen. Wo sie sich nicht direkt durch die insulare Lage und die Handels-
beziehungen Siziliens erklärt, ist sie eine charakteristische Äußerung der aus Kontrasten
der Rassen und der nationalen Traditionen gemischten Kultur der Insel: man bedenke,
es ist das Land, in dem normannischer Burgen- und Tempelbau neben dem orna-
mentalen und figürlichen Stil der byzantinischen Mosaiken, d. h. also Nördliches neben
Östlichem gepflegt ward (von arabischen Einklängen zu schweigen). Es ist ganz im
Geiste dieser eigentümlichen Tradition, wenn in späteren Jahrhunderten nordische
Technik und südliche Formenwelt (sehr grob gesagt) durch einen Sizilianer, Antonello
da Messina, verschmolzen wird. Man darf nicht vergessen, daß kaum eine Land-
schaft auf Grund ihrer Rassenmischung und Tradition so geeignet war, in einem ent-
scheidungsvollen Moment wie diesem als Trait-d'union zwischen Norden und Süden
zu dienen wie Sizilien. —
Eine andere Betrachtung legt das Beispiel Siziliens nahe: die allgemeine Ein-
teilung der Kunst der europäischen Länder in Perioden, so notwendig sie ist, bedarf
für die einzelnen Nationen und deren Atome, die Landschaften, eines Korrektivs —
es genügt nicht ganz obenhin von einem Aufsteigen der Entwicklung bis zur Hoch-
renaissance und einem darauffolgenden Abflauen zu sprechen. Die Neapolitaner und
Sizilianer haben ein starkes Empfinden dafür, daß nicht das „goldene Zeitalter",
sondern die darauffolgenden beiden Jahrhunderte die Zeit ihrer höchsten lokalen Kunst-
blüte waren — genau wie umgekehrt die lokale Dekadenz in Toscana sehr stark
empfunden wird, so interessante Erscheinungen auch hier die Kunst des Seicento
gezeitigt hat.
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