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Monatshefte für Kunstwissenschaft
linken Schulter konzentriert gewesen. Für die erste Studie hatte das Modell bequem
mit der Brust ganz fest aufgelegen. Dadurch war der Arm bewegungslos. Auch
diese Skizzen des Verso sind nach dem liegenden Modelle gezeichnet, dieses war aber
weiter nach vorn gerückt, so, daß die Brust frei war, und hielt sich, um überhaupt
wenigstens auf einige Minuten eine Beobachtung zu ermöglichen, mit der Hand an
einem herunterhängenden Ringe fest. Das ist noch verhältnismäßig leicht, wenn die
Kraft in die Schulter gelegt wird. Auf der ersten Skizze sind ihre Muskeln ge-
schwellt, der Biceps wenig. Die momentane, richtige Bewegung des wie freien Vor-
streckens legt in ihn die Kraft. Auf der zweiten ist nur schnell in ein paar Strichen
nichts anderes als seine stärkere Wölbung markiert worden. — Das rechte Bein konnte
nach dem Liegenden in der gewünschten Stellung gar nicht gezeichnet werden. Es
lag, statt sich nach unten zu neigen, platt auf dem Tische auf. Eine Aufsicht auf
einen halb Knieenden, d. h. das linke Bein knieend, das rechte gebeugt und auf dem
Fuße aufstehend, konnte dazu die Möglichkeit geben. Es ist jedoch dazu kein
Dokument erhalten. Einen Versuch nach dem ganz Knieenden zeigt der Verso unten
Dafür wurde das Blatt vorher so gedreht, daß die Richtung der Schenkel derjenigen
der anderen Zeichnungen entsprach (also auf die rechte Breitseite). Er ist für das
linke Bein zwar flüchtig verwendet worden, war aber für das rechte und für eine Er-
fassung des Zusammenhanges untauglich. — Dann wurde die erste Studie wieder
vorgenommen. Nun drehte der Zeichner zeitweise sein Blatt, zunächst die linke Seite
nach unten, in die Ansicht der Obersicht, und trug, wahrscheinlich direkt nach dem
Modelle, die Linien ein, die den Torso runden. Dann drehte er die obere Seite des
Blattes nach unten und korrigierte nach dem auf dem Rücken Liegenden, und zwar
aus zu starker Profilansicht, das linke Bein. Daher erklärt sich der unorganische
Ansatz in der Kniekehle. Eine Ansicht auf die beiden Sehnenbänder und in die
Kehlung müßte vorhanden sein. Der Fehler ist auch auf dem Fresko nicht voll-
kommen verbessert worden. — Zu dem rechten Arme und der Schulter, die in dieser
Lage wegen des Tisches nur ganz ausdruckslos gegeben werden konnten, oben eine
Spezialstudie nach dem sitzenden, nach vorn sich überbeugenden Modelle.
Ich hatte Mühe, diesen Gang der Arbeit klar erkennen zu können und mußte
mich besonders davor hüten, die Art in den Studien sehen zu wollen, die ich in einem
solchen Falle angewandt hätte, und mir deren Spuren vorzusuggerieren. In der Tat
war meine Vorstellung vom Arbeitsgange in einigen Punkten zuerst anders, als ich ihn
erklärt habe. Zu dem endgültigen Verständnisse bin ich durch eine genaue Beobachtung
der Strichführung gekommen.
Ich habe das Folgende in der Praxis und theoretisch genauestens geprüft und
gebe hier die Resultate. Die begründende Darlegung gehört nicht in meine Arbeit.
Je nach der Art des zu ziehenden Striches wird die Hand in eine andere Lage
gebracht, unter Umständen die strichziehende Bewegung durch Zuhilfenahme des Armes
unterstützt. Die einfachst zu ziehende, freieste Linie, da sie mit der natürlichsten
Handstellung ausgeführt wird, ist die von unten-innen nach oben-außen, resp. als
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linken Schulter konzentriert gewesen. Für die erste Studie hatte das Modell bequem
mit der Brust ganz fest aufgelegen. Dadurch war der Arm bewegungslos. Auch
diese Skizzen des Verso sind nach dem liegenden Modelle gezeichnet, dieses war aber
weiter nach vorn gerückt, so, daß die Brust frei war, und hielt sich, um überhaupt
wenigstens auf einige Minuten eine Beobachtung zu ermöglichen, mit der Hand an
einem herunterhängenden Ringe fest. Das ist noch verhältnismäßig leicht, wenn die
Kraft in die Schulter gelegt wird. Auf der ersten Skizze sind ihre Muskeln ge-
schwellt, der Biceps wenig. Die momentane, richtige Bewegung des wie freien Vor-
streckens legt in ihn die Kraft. Auf der zweiten ist nur schnell in ein paar Strichen
nichts anderes als seine stärkere Wölbung markiert worden. — Das rechte Bein konnte
nach dem Liegenden in der gewünschten Stellung gar nicht gezeichnet werden. Es
lag, statt sich nach unten zu neigen, platt auf dem Tische auf. Eine Aufsicht auf
einen halb Knieenden, d. h. das linke Bein knieend, das rechte gebeugt und auf dem
Fuße aufstehend, konnte dazu die Möglichkeit geben. Es ist jedoch dazu kein
Dokument erhalten. Einen Versuch nach dem ganz Knieenden zeigt der Verso unten
Dafür wurde das Blatt vorher so gedreht, daß die Richtung der Schenkel derjenigen
der anderen Zeichnungen entsprach (also auf die rechte Breitseite). Er ist für das
linke Bein zwar flüchtig verwendet worden, war aber für das rechte und für eine Er-
fassung des Zusammenhanges untauglich. — Dann wurde die erste Studie wieder
vorgenommen. Nun drehte der Zeichner zeitweise sein Blatt, zunächst die linke Seite
nach unten, in die Ansicht der Obersicht, und trug, wahrscheinlich direkt nach dem
Modelle, die Linien ein, die den Torso runden. Dann drehte er die obere Seite des
Blattes nach unten und korrigierte nach dem auf dem Rücken Liegenden, und zwar
aus zu starker Profilansicht, das linke Bein. Daher erklärt sich der unorganische
Ansatz in der Kniekehle. Eine Ansicht auf die beiden Sehnenbänder und in die
Kehlung müßte vorhanden sein. Der Fehler ist auch auf dem Fresko nicht voll-
kommen verbessert worden. — Zu dem rechten Arme und der Schulter, die in dieser
Lage wegen des Tisches nur ganz ausdruckslos gegeben werden konnten, oben eine
Spezialstudie nach dem sitzenden, nach vorn sich überbeugenden Modelle.
Ich hatte Mühe, diesen Gang der Arbeit klar erkennen zu können und mußte
mich besonders davor hüten, die Art in den Studien sehen zu wollen, die ich in einem
solchen Falle angewandt hätte, und mir deren Spuren vorzusuggerieren. In der Tat
war meine Vorstellung vom Arbeitsgange in einigen Punkten zuerst anders, als ich ihn
erklärt habe. Zu dem endgültigen Verständnisse bin ich durch eine genaue Beobachtung
der Strichführung gekommen.
Ich habe das Folgende in der Praxis und theoretisch genauestens geprüft und
gebe hier die Resultate. Die begründende Darlegung gehört nicht in meine Arbeit.
Je nach der Art des zu ziehenden Striches wird die Hand in eine andere Lage
gebracht, unter Umständen die strichziehende Bewegung durch Zuhilfenahme des Armes
unterstützt. Die einfachst zu ziehende, freieste Linie, da sie mit der natürlichsten
Handstellung ausgeführt wird, ist die von unten-innen nach oben-außen, resp. als