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Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abb. 6. S. PIETRO IN CIVATE □
Ciborium, rechte Seite (Detail)
Mauer, die mit Türmen bewehrt
ist. In dem Dunkel der Tore stehen
die Namen der Edelsteine, aus denen
die Stadt gebaut ist. Unter diesen
Namen erscheint je ein Kopf, unter
denen man wohl die 12 Stämme
Israels oder die Wache haltenden
Engel verstehen kann.
Auch sonst an anderen Stellen
der Kirche finden sich, außer Ar-
beiten der Renaissance, noch
mannigfache Reste früherer Zeit,
von denen ich leider keine Auf-
nahmen zur Verfügung habe. So
sind an den beiden Längswänden
des Eingangs 2 interessante litur-
gische Szenen, die für eine ein-
gehende Behandlung von S. Pietro in Civate wichtig sind. In den kleinen Apsiden
der beiden Seitenkapellen kann man noch flügelüberdeckte Cherubime feststellen. Von
der malerischen Dekoration der Krypta ist nur noch eine der klugen Jungfrauen vor-
handen. Sie trägt eine große, gekrümmte Fackel, an welcher die Ölflasche hängt, die
genau die Form der bekannten Ampullen von Monza hat. Auch in der kleinen Kirche
S. Benedetto sind noch einige Reste der Malerei erhalten, so an dem Altar der Kopf
des hl. Benedikt. Aus dieser nackten Aufzählung kann der Leser ermessen, welche
Fülle von Stoff noch vorhanden
ist und daß es sich verlohnen
würde, genaue Untersuchungen
anzustellen.
Welcher Zeit und welcher
Richtung gehören nun all diese
Kunstwerke an? Ich gestehe, daß
ich auf diese Fragen noch keine
vollständig befriedigende Antwort
geben kann. Klar ist es, daß bei
dem Werden dieser Kunst in weitem
Maße die Kräfte eines starken
byzantinischen Einflusses wirksam
waren. Die Formensprache ist in
ihren einzelnen Elementen voll-
ständig Byzanz entlehnt. Wer
denkt bei dem thronenden Christus
auf der Rückseite des Ciboriums
nicht an viele der byzantinischen
Abb. 7. S. PIETRO IN CIVATE
Ciborium, Rückseite □
Monatshefte für Kunstwissenschaft
Abb. 6. S. PIETRO IN CIVATE □
Ciborium, rechte Seite (Detail)
Mauer, die mit Türmen bewehrt
ist. In dem Dunkel der Tore stehen
die Namen der Edelsteine, aus denen
die Stadt gebaut ist. Unter diesen
Namen erscheint je ein Kopf, unter
denen man wohl die 12 Stämme
Israels oder die Wache haltenden
Engel verstehen kann.
Auch sonst an anderen Stellen
der Kirche finden sich, außer Ar-
beiten der Renaissance, noch
mannigfache Reste früherer Zeit,
von denen ich leider keine Auf-
nahmen zur Verfügung habe. So
sind an den beiden Längswänden
des Eingangs 2 interessante litur-
gische Szenen, die für eine ein-
gehende Behandlung von S. Pietro in Civate wichtig sind. In den kleinen Apsiden
der beiden Seitenkapellen kann man noch flügelüberdeckte Cherubime feststellen. Von
der malerischen Dekoration der Krypta ist nur noch eine der klugen Jungfrauen vor-
handen. Sie trägt eine große, gekrümmte Fackel, an welcher die Ölflasche hängt, die
genau die Form der bekannten Ampullen von Monza hat. Auch in der kleinen Kirche
S. Benedetto sind noch einige Reste der Malerei erhalten, so an dem Altar der Kopf
des hl. Benedikt. Aus dieser nackten Aufzählung kann der Leser ermessen, welche
Fülle von Stoff noch vorhanden
ist und daß es sich verlohnen
würde, genaue Untersuchungen
anzustellen.
Welcher Zeit und welcher
Richtung gehören nun all diese
Kunstwerke an? Ich gestehe, daß
ich auf diese Fragen noch keine
vollständig befriedigende Antwort
geben kann. Klar ist es, daß bei
dem Werden dieser Kunst in weitem
Maße die Kräfte eines starken
byzantinischen Einflusses wirksam
waren. Die Formensprache ist in
ihren einzelnen Elementen voll-
ständig Byzanz entlehnt. Wer
denkt bei dem thronenden Christus
auf der Rückseite des Ciboriums
nicht an viele der byzantinischen
Abb. 7. S. PIETRO IN CIVATE
Ciborium, Rückseite □