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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

Steengracht. Das Arrangement des Parkes, die Wasserpartie, die Gebäude im Hinter-
grund stimmen in vielen Punkten überein. Natürlich ist es selbstverständlich, daß
Rembrandts Darstellung in jeder Beziehung besser ist, nicht zum wenigsten in der
Auffassung der nackten Frauenfigur, in der man selbst auf Bramers flüchtiger Skizze
das Unbeholfene und Gesuchte, das Lastman eigen ist, erkennt." Mit diesen Worten
wies Dr. Hofstede de Groot seiner Zeit auf die enge Beziehung zwischen Lastmans
Gemälde und dem Rembrandts vom Jahre 1643 in der Sammlung Jhr. Steen-
gracht hin1).
Durch das Vorhandensein einer direkten Nachzeichnung Rembrandts nach dem
Gemälde der Susanna mit den beiden Alten von Lastman in der Sammlung P. Delaroff
in St. Petersburg -), das ebenfalls eine weibliche Aktfigur zur Trägerin der Handlung
hat, und von dem Dr. Valentiner in seinem oben zitierten Aufsatz ausging, gewinnt
die eben angeführte Beziehung zwischen den beiden ersteren Bildern an Bedeutung.
Man geht wohl nicht fehl, wenn man der Steengrachtschen Bathseba von Rembrandt
noch eine speziellere Stellung im CEuvre des Meisters, zunächst in der Gruppe mit
weiblichen Nacktfiguren, einräumt. Sie weist nicht nur Berührungspunkte mit dem
Bathsebabild Lastmans auf, sondern zeigt auch noch leise Anklänge an dessen
notorisch von Rembrandt kopiertes (wenn auch gleichzeitig korrigiertes) Susannabild
der Sammlung P. Delaroff, dessen Nachwirkung in Rembrandts Darstellungen des
gleichen Motivs von Dr. Valentiner feinsinnig beleuchtet wurde. Die von Rembrandt
1643 gemalte Bathseba bei Jhr. Steengracht wäre nun die erste Weiterbildung in einem
Gemälde des durch Lastman angeregten Susannathemas — vom Standpunkte des mehr
Künstlerischen aus. Bei der Susanna galt es, das jählings im Bade überraschte und
vor der Gier der alten Lüstlinge zitternde Weib darzustellen; beim Bathsebathema die
Frau, die vor unkeuschen Blicken sich sicher wähnend ihren Körper im Bewußtsein
seiner Schönheit schmücken läßt. Bei Lastman fand Rembrandt aber auch hierfür,
wo es sich also um ein ganz anderes Haupt-Bewegungsmotiv handelt, ein direktes
Vorbild, eben die Bathseba der Sammlung Zabielsky. Eigene Vorstudien zu seinen
Bathsebabildern finden sich unter den erhaltenen Zeichnungen Rembrandts seltsamer-
weise nicht. Mag sein, daß sie verloren gegangen sind; es ist sogar wahrscheinlich.
Sollte Rembrandt aber dennoch ohne solche an die Ausführung der Gemälde gegangen
sein, so ist es nur so zu erklären, daß ihm eben die zahlreichen Studien für seine
beiden Susannabilder auch für die Bathsebagemälde ausreichten. Jedenfalls gehen die
Spuren der ersten Susanna Rembrandts vom Jahre 1637 (im Mauritshuis im Haag,
Abb. 3) nicht allein auf die Susanna von Lastman bei Delaroff zurück. Es läßt sich
vielmehr auch schon auf diesem Susannabilde im Mauritshuis die Beschäftigung
Rembrandts mit Lastmans Bathseba der Sammlung Zabielsky aus einigen Berührungs-
punkten im Beiwerk der beiden Gemälde annehmen.
So ist doch wohl die urnenförmige Vase auf Lastmans Bathseba als Vorbild
9 Oud Holland XIII, 240.
, Gegenwärtig leihweise ausgestellt im Kaiser Friedrich-Museum in Berlin. Abgebildet
in der „Zeitschrift für bildende Kunst" N. F. XIX, 1907/08 und in den „Amtlichen Berichten aus
den königl. Kunstsammlungen", Dez. 1908.
 
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