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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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P. F. Schmidt. Der Meister des Berliner Martin und Hans von Heilbronn 555

kennzeichnet werden, fallen durch eine feine Reserviertheit auf, die wieder Riemen-
schneiderisch anmutet 9.
In welcher Weise diese verschiedenen Kunstströmungen aufeinander eingewirkt
haben und wo das geschehen ist, kann vorläufig nicht ausgemacht werden. Darf man
mit Vöge annehmen, daß in Ulm „schon in den siebziger Jahren ungefähr wie am
Blaubeurer Altar" gearbeitet wurde, und mit M. Rohe2), daß Riemenschneider in seiner
Jugend (also vor seiner Übersiedlung nach Würzburg 1483) in Schwaben gewandert
sei, so würde sich die gemeinsame Herkunft von der Schule Ulms her leicht erklären,
die auch Vöge für Meister Dill vermutet. Die Heilbronner hätten dann von dem früh-
reifen Genie ihres Arbeitsgenossen Riemenschneider noch ihren besonderen Anteil
profitiert.

9 In diesen Zusammenhang gehört eine Figur, die man wohl als Schularbeit des Meisters
Hans ansprechen darf, und die eine gewisse Anlehnung an Riemenschneiders Art zeigt. Es ist
ein hl. Johannes, aus Lindenholz, von einer Kreuzigungsgruppe, 67 cm hoch, im Germanischen
Museum (Kat.-Nr. 340) und von dem alten Katalog ebenso wie vom Klass. Skulpturenschatz
(Nr. 72) als Schule Riemenschneiders bezeichnet, von Tönnies (S. 243) schon ganz aus seiner Nähe
entfernt. Sie sieht dem händefaltenden Johannes im Heilbronner Altaraufsatz in allen wesentlichen
Stücken so auffallend ähnlich, daß sie als eine freie Kopie danach bezeichnet werden muß.
-) Nadi mündlicher Mitteilung Dr. Rohes.
 
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