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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Ein Steinrelief des Hans Schwarz im Germanischen
Museum zu Nürnberg
Von Wilhelm Vöge

Das Relief der „Madonna mit dem Cherub" (Abb. 1), das ich Hans Schwarz
zuweisen möchte, ist von kleinen, fast winzigen Abmessungen (H. 11, Br. 6,25 cm);
die Abbildung gibt es etwas vergrößert; es hat gelitten, von Feuchtigkeit und anderen
Unbilden; doch zeigte seine Oberfläche wohl von vornherein gewisse Unebenheiten;
denn der poröse Kalkstein hat kleine kornartige Einsprengungen; er war nicht aus-
gesucht. Zwar, ein Moderner würde
gerade nach ihm gegriffen haben, und
man könnte selbst denken, daß auch
Schwarz die kleinen Tupfen nicht als
störend empfunden habe. Ihm war —
gewiß auch als Menschen — das Glatte
zuwider. „Er kennt den Reiz des un-
berührten Gusses, ein da und dort stehen-
gebliebener Gußfehler verschlägt ihm
wenig. Bisweilen beläßt er selbst die
Gußhaut, den Eindruck des Impressio-
nistischen betonend", bemerkt Habich
zu seinen Medaillen.
Wie Habich, der feinfühlige Inter-
pret des Schwarzschen CEuvres gesagt
hat 9, wurzelt des Meisters Medaillenstil
in der Plastik, im Schnitzen und Kerben.
Allerdings kann man die selbständigen
plastischen Arbeiten desselben fast an
den Fingern einer Hand aufzählen; es
sind Reliefs in Holz, alle von kleinerem
Maßstab. Das einzige, dem Meister bis-
her zugewiesene Steinrelief, ein Brust-
bild Kaiser Maximilians im Wiener Hof-
museum, will Habich (a. a. 0. S. 42 f.)
anscheinend nur als Werkstatt gelten
lassen.
Doch Schwarz hat sicher in Stein
gearbeitet; er würde sonst nicht auf


Abb. 1. HANS SCHWARZ. Die Madonna mit
dem Cherub □
□ Nürnberg, Germanisches Museum

9 Studien zur deutschen Renaissance-
medaille II, Jahrbuch der k. preuß. Kunstss.
XXVII, S. 30 ff.
 
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