G. J. Kern. Karl Blechen in Berlin. Die Zeit vor der italienischen Reise. 433
KARL BLECHEN: Selbstbildnis (Ölstudie)
□ National-Galerie, Berlin
Der Zufall wollte, daß Blechen den Sekretär Schumann von der Aka-
demie kennen lernte 1). Dem leutseligen Manne schüttete er sein Herz aus. In
Skizzen, die ihm der junge „Kaufmann" vorlegte, erkannte Schumann Regungen eines
beachtenswerten Talents. Er
riet ihm, zur Vervollkomm-
nung seiner Technik, in freien
Stunden den Unterricht an
der Akademie zu besuchen
und verschaffte ihm eine Frei-
stelle 2). Vermutlich in der
Landschafterklasse des Pro-
fessors P. Lütke, in dessen
Atelier wir ihn bald darauf
antreffen "). Am 28. August
1822 schrieb sich Blechen als
Schüler in die Listen der
Akademie ein 4). Künstlerische
Fortschritte, der ständige Ver-
kehr mit Gesinnungsgenossen
hatten den Widerwillen gegen
die geschäftliche Tätigkeit ge-
steigert, der Entschluß war
gereift: Blechen kündigte, ob-
schon bar jeglicher Mittel,
1823 der Firma Koehne den
Dienst, um sein Leben der
Kunst zu widmen ").
Der Name Lütke 6) hatte
einen guten Klang, kein ge-
ringerer als Gottfried Schadow
zollte ihm Anerkennung 7).
Die Berliner Presse verglich ihn mit Ruisdael s), erwies ihm also die höchste Ehre, die
sie einem Landschafter erweisen konnte. Von dem alten Ruhm ist wenig übrig
9 Desgl.
-) Desgl.
") „Nach einem Vermerk vom Januar 1823 war er P. Lütkes Atelierschüler". Festschrift
zur Jubelfeier der Kgl. akad. Hochschule f. d. b. K. zu Berlin 1896. Text von Dr. Seeger. S. 86.
Wird im folgenden als „Festschrift" zitiert.
') Daselbst.
5) Daselbst.
6) Betr. P. L. Lütke siehe Festschrift S. 84, 85. Die Schreibweise des Namens schwankt zwischen
„Lütke" und „Lüttke". Der Künstler signiert „Lütke" (Ansicht von Tivoli, Stadtschloß Potsdam).
7) Festschrift, S. 85.
8) „Herr Lütke ist unser Ruisdael", Berlinische Zeitung vom 27. Okt. 1826 (Nr. 252).
KARL BLECHEN: Selbstbildnis (Ölstudie)
□ National-Galerie, Berlin
Der Zufall wollte, daß Blechen den Sekretär Schumann von der Aka-
demie kennen lernte 1). Dem leutseligen Manne schüttete er sein Herz aus. In
Skizzen, die ihm der junge „Kaufmann" vorlegte, erkannte Schumann Regungen eines
beachtenswerten Talents. Er
riet ihm, zur Vervollkomm-
nung seiner Technik, in freien
Stunden den Unterricht an
der Akademie zu besuchen
und verschaffte ihm eine Frei-
stelle 2). Vermutlich in der
Landschafterklasse des Pro-
fessors P. Lütke, in dessen
Atelier wir ihn bald darauf
antreffen "). Am 28. August
1822 schrieb sich Blechen als
Schüler in die Listen der
Akademie ein 4). Künstlerische
Fortschritte, der ständige Ver-
kehr mit Gesinnungsgenossen
hatten den Widerwillen gegen
die geschäftliche Tätigkeit ge-
steigert, der Entschluß war
gereift: Blechen kündigte, ob-
schon bar jeglicher Mittel,
1823 der Firma Koehne den
Dienst, um sein Leben der
Kunst zu widmen ").
Der Name Lütke 6) hatte
einen guten Klang, kein ge-
ringerer als Gottfried Schadow
zollte ihm Anerkennung 7).
Die Berliner Presse verglich ihn mit Ruisdael s), erwies ihm also die höchste Ehre, die
sie einem Landschafter erweisen konnte. Von dem alten Ruhm ist wenig übrig
9 Desgl.
-) Desgl.
") „Nach einem Vermerk vom Januar 1823 war er P. Lütkes Atelierschüler". Festschrift
zur Jubelfeier der Kgl. akad. Hochschule f. d. b. K. zu Berlin 1896. Text von Dr. Seeger. S. 86.
Wird im folgenden als „Festschrift" zitiert.
') Daselbst.
5) Daselbst.
6) Betr. P. L. Lütke siehe Festschrift S. 84, 85. Die Schreibweise des Namens schwankt zwischen
„Lütke" und „Lüttke". Der Künstler signiert „Lütke" (Ansicht von Tivoli, Stadtschloß Potsdam).
7) Festschrift, S. 85.
8) „Herr Lütke ist unser Ruisdael", Berlinische Zeitung vom 27. Okt. 1826 (Nr. 252).