G. J. Kern. Karl Blechen in Berlin. Die Zeit vor der italienischen Reise 469
Schöne auf den leeren Käfig hin. Grinsend schauen hinter einem Baume Faune dem
Spiele zu.
Das Thema des Erotenverkaufs gehört zu den bevorzugten Motiven der
klassizistischen Kunst. Es ist hellenistischen Ursprunges. Das 1759 entdeckte berühmte
Fresko von Gabiae1) wurde zu Anfang des XIX. Jahrhunderts sogar in Porzellan nach-
gebildet 2). Die anmutige Erzählung fand durch Goethe ihren Weg in die romantische
Oper. Goethe hatte sein bekanntes Lied „Liebesgötter auf dem Markte" für die Zauber-
flöte gedichtet, es sollte von dem Vogelhändler Papageno und von Papagena gesungen
werden8). Möglich, daß die Erzählung auf diesem Wege in den Bereich Blechens
gelangte.
Die Landschaft trägt, als Ganzes, einen südlichen Charakter, Einzelheiten er-
innern an die Heimat des Malers, märkische Kiefern nehmen sich, hat man sie
erst entdeckt, wunderlich neben den Agaven des Bildes aus. Über den Ursprung der
Komposition besteht kein Zweifel. Der Claude der Bühne gab auch diesem Werke
sein Gepräge. Bei einer gewissen stilistischen Verwandtschaft ist es entschieden un-
freier als das Semnonenbild. Auf Fontane wirkte es „unreifer, unfertiger 4)", aus dem
Grunde verlegte er seine Entstehung vor das Jahr 1828. Fontane dürfte Recht
behalten, wenn er mit der Datierung nicht hinter die dunklen Bilder von 1826
zurückgeht.
Mit dem Venusfest spiegelt die Sehnsucht Blechens nach Italien ein unschein-
bares kleines Bild aus dem Besitz des Berliner Malers Alexander Brendel. Es stellt
einen Entwurf für eine italienische Phantasielandschaft dar und ist bezeichnet: „C. Blechen
1827". Ein Bach, der in Kaskaden vom Berge herabstürzt, eine ansteigende staubige
Landstraße, flache Dächer im Sonnenschein: die Gegend von Trient.
Italien! wie ein Zauberwort klang es in Blechens Ohren. Goethe hatte 1786 in
Italien geschrieben: „ein neues Leben fängt an, wenn man das Ganze mit Augen sieht,
was man teilweise in und auswendig kann", Blechen hatte die Stelle aus Goethe
notiert, — 1828 durfte er sie auf sidi selbst anwenden. Ein erneuter Besuch bei
Dahl °) gab ihm neue künstlerische Anregung, praktische Ratschläge Dahls für die
geplante große Reise hieß Blechen hoch willkommen. Im September 1828 trat er
mit seinem Schüler und Freunde Leopold Schlösser die Fahrt nach Italien an.
9 Abbildung bei Wolfgang Helbig, Die Wandgemälde Campaniens 1868, Nr. 824. Vergl.
die hübsche antike Statuette des Mädchens mit den beiden Liebesgöttern im Nest im alten
Museum zu Berlin. 1829 für die Sammlung erworben. (Verzeichnis der Skulpturen, Nr. 95).
2) Gruppe der Meißener Porzellanmanufaktur. Abbild, bei Hans Kraemer, Das XIX. Jahrh.,
Bd. I, S. 168.
") Das Lied „gehört zu dem Ende 1794 oder 1795 begonnenen Entwürfe eines zweiten Teiles
der Zauberflöte". Zuerst veröffentlicht in Voss' „Müsen-Almanach für das Jahr 1896" unter der
Überschrift „Die Liebesgötter auf dem Markt". S. Goethes ges. Werke, Deutsche National-Literatur.
Hist.-krit. Ausg., Bd. 82 (Düntzer), S. 28, Anm.
4) v. Donop, Karl Blechen, S. 34.
5) Aubert, Dahl I, S. 197.
Schöne auf den leeren Käfig hin. Grinsend schauen hinter einem Baume Faune dem
Spiele zu.
Das Thema des Erotenverkaufs gehört zu den bevorzugten Motiven der
klassizistischen Kunst. Es ist hellenistischen Ursprunges. Das 1759 entdeckte berühmte
Fresko von Gabiae1) wurde zu Anfang des XIX. Jahrhunderts sogar in Porzellan nach-
gebildet 2). Die anmutige Erzählung fand durch Goethe ihren Weg in die romantische
Oper. Goethe hatte sein bekanntes Lied „Liebesgötter auf dem Markte" für die Zauber-
flöte gedichtet, es sollte von dem Vogelhändler Papageno und von Papagena gesungen
werden8). Möglich, daß die Erzählung auf diesem Wege in den Bereich Blechens
gelangte.
Die Landschaft trägt, als Ganzes, einen südlichen Charakter, Einzelheiten er-
innern an die Heimat des Malers, märkische Kiefern nehmen sich, hat man sie
erst entdeckt, wunderlich neben den Agaven des Bildes aus. Über den Ursprung der
Komposition besteht kein Zweifel. Der Claude der Bühne gab auch diesem Werke
sein Gepräge. Bei einer gewissen stilistischen Verwandtschaft ist es entschieden un-
freier als das Semnonenbild. Auf Fontane wirkte es „unreifer, unfertiger 4)", aus dem
Grunde verlegte er seine Entstehung vor das Jahr 1828. Fontane dürfte Recht
behalten, wenn er mit der Datierung nicht hinter die dunklen Bilder von 1826
zurückgeht.
Mit dem Venusfest spiegelt die Sehnsucht Blechens nach Italien ein unschein-
bares kleines Bild aus dem Besitz des Berliner Malers Alexander Brendel. Es stellt
einen Entwurf für eine italienische Phantasielandschaft dar und ist bezeichnet: „C. Blechen
1827". Ein Bach, der in Kaskaden vom Berge herabstürzt, eine ansteigende staubige
Landstraße, flache Dächer im Sonnenschein: die Gegend von Trient.
Italien! wie ein Zauberwort klang es in Blechens Ohren. Goethe hatte 1786 in
Italien geschrieben: „ein neues Leben fängt an, wenn man das Ganze mit Augen sieht,
was man teilweise in und auswendig kann", Blechen hatte die Stelle aus Goethe
notiert, — 1828 durfte er sie auf sidi selbst anwenden. Ein erneuter Besuch bei
Dahl °) gab ihm neue künstlerische Anregung, praktische Ratschläge Dahls für die
geplante große Reise hieß Blechen hoch willkommen. Im September 1828 trat er
mit seinem Schüler und Freunde Leopold Schlösser die Fahrt nach Italien an.
9 Abbildung bei Wolfgang Helbig, Die Wandgemälde Campaniens 1868, Nr. 824. Vergl.
die hübsche antike Statuette des Mädchens mit den beiden Liebesgöttern im Nest im alten
Museum zu Berlin. 1829 für die Sammlung erworben. (Verzeichnis der Skulpturen, Nr. 95).
2) Gruppe der Meißener Porzellanmanufaktur. Abbild, bei Hans Kraemer, Das XIX. Jahrh.,
Bd. I, S. 168.
") Das Lied „gehört zu dem Ende 1794 oder 1795 begonnenen Entwürfe eines zweiten Teiles
der Zauberflöte". Zuerst veröffentlicht in Voss' „Müsen-Almanach für das Jahr 1896" unter der
Überschrift „Die Liebesgötter auf dem Markt". S. Goethes ges. Werke, Deutsche National-Literatur.
Hist.-krit. Ausg., Bd. 82 (Düntzer), S. 28, Anm.
4) v. Donop, Karl Blechen, S. 34.
5) Aubert, Dahl I, S. 197.