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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 2.1909

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Monatshefte für Kunstwissenschaft

rippengewölbten Kapelle an der Westseite der Neuffener Kirche, ist von dem in
kniender Stellung abgebildeten Aberlin Schech, wahrscheinlich einem Weingärtner,
gestiftet und mit der Jahreszahl 1504 bezeichnet; mit der Stifterstatue sind 15 Personen
auf ihm angebracht. Die Apostel Johannes und Jakobus haben ähnliche Stellungen
wie auf dem Speyerer Ölberg, während Petrus mehr dem Petrus des Heilbronner
Ölbergs ähnlich ist; der Boden ist wie beim Speyerer Ölberg mit vielen verschieden-
artigen Pflanzen bedeckt, dagegen sind keine Tiere zu sehen. Unter den Häschern
können einzelne den originellen Gestalten des Speyerer Ölbergs an die Seite gestellt
werden, namentlich der über den Zaun hereinstürmende Kerl mit dem gierig grinsenden
Gesicht. Der Beurener Ölberg ist ganz ähnlich angelegt wie der Neuffener, den er
an Größe noch übertrifft; einzelne Figuren sind stark ergänzt.
Von einem Ölberg bei der sog. Klosterkirche zu Adelberg (Oberamt Schorndorf)
sind die großen, schönen Figuren des betenden Christus und der drei schlafenden
Jünger ^ erhalten, sowie der tröstende Engel, der, wie der Engel des Speyerer Ölbergs,
ein Kreuz hält. Der Gedanke an Meister Hans liegt bei diesem Ölberg um so näher,
als auf ihm eine Eidechse, eines der Lieblingstiere des Meisters, angebracht ist.
Mit Bestimmtheit möchte ich für Hans Seyfer einen sandsteinernen Christuskopf
(Abb. 9) des Heilbronner Historischen Museums 2) in Anspruch nehmen; dieser Kopf
wurde vor wenigen Jahren bei Grabarbeiten im ehemaligen Amtshaus des Heilbronner
Predigers (jetzt Klostergasse 4) aufgefunden, leider ist er, namentlich an der Nase,
beschädigt; der edle Ausdruck erinnert stark an den Christus der Stuttgarter Kreuzigungs-
gruppe, auch die Dornenkrone stimmt überein.
Eduard Tönnies schreibt „dem Meister des Heilbronner Hochaltars" das hölzerne
Brustbild des hl. Kilian im Sakramentshäuschen der Heilbronner Kilianskirche zu").
Wenn diese Annahme von Tönnies richtig ist, liegt es nahe, auch beim Sakraments-
häuschen selbst an Meister Hans zu denken; dieses hübsche Werk4), bei dem der
Sakramentsschrank in origineller Weise von Wendeltreppchen flankiert wird, ist gestiftet

S. 36—40, und (von demselben) in der Besond. Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg
1904, S. 250—253. — Daß die Ölberge in Neuffen und Beuren auf Hans Seyfer zurückgehen, ist
mir zur Gewißheit geworden, seit ich den jedenfalls der gleichen Werkstatt wie jene zuzuweisenden
Ölberg in Großsüßen (O/A Geißlingen) gesehen habe; auf diesem sind auch die für Seyfer
charakteristischen Tiere (5 Schnecken, 2 Frösche, 2 Eidechsen, 1 Schlange, 1 Vogel) zu sehen; unter
den Großsüßener Ölberg sind in einer Nische die drei Frauen mit dem (modernen) Leichnam
Christi dargestellt.
9 Abbildungen von Christus und Petrus in einem Aufsatz über den Adelberger Ölberg
im Christlichen Kunstblatt 1866, S. 185—186.

2) Katalog (Historischer Verein Heilbronn, Heft VIII, 1903—6), S. 107 (IX D 57). —
P. F. Schmidt in seinem erwähnten Aufsatz (a. a. 0., S. 348—349) schreibt den Heilbronner
Christuskopf ebenfalls dem Meister Hans zu. — Man vergleiche den Heilbronner Christuskopf mit
der Abbildung des Christuskopfs der Stuttgarter Kreuzigungsgruppe im Christlichen Kunstblatt
1892, S. 104.

3) Tönnies, Riemenschneider, S. 166. — Der etwas mürrisch aussehende Kilian ist auf den
Schulerschen Photographien des Heilbronner Hochaltars mit abgebildet.

4) Abbildung bei Heinrich Titot, Beschreibung der evangelischen Hauptkirche zu Heilbronn
(Hlbr. 1833.)
 
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