Der Name des Meisters
Das Werk dieses tüchtigen Meisters der deut-
sehen Renaissance wurde zum ersten Male 1896
von Herrn von Marcuard1) zusammengestellt,
der damals seine Identität mit Melchior Feselen
vermutete. Weder Feselen aber noch Wolf Huber,
wie man jüngst angenommen hat, kann der Maler
dieser Bilder gewesen sein, da eine Anzahl
von ihnen, die zuverlässig von der gleichen Hand
sind, das Monogramm C. v. C.2) tragen. Es sind
dies die Porträts 1. eines im Besitz der Frau v. Gün-
derode in Höchst, 2. u. 3. zwei im Palazzo Torri-
giani in Florenz, 4. u. 5. zwei in der National G allery
of Ireland, 6. das Porträt der Margareta v. Rein
im Dessauer Amalienstift, auf dessen Zugehörig-
keit zu dem Porträt des Georg Weiss in der
alten Pinakothek mich Herr Sekretär Beckmann
freundlichst aufmerksam machte. Durch die
Gleichheit des Arrangements der Vorderseiten,
wie auch der Wappendarstellungen auf den
Rückseiten, der Maße, der Jahreszahl 1533 usw.
stellte sich diese Annahme als zweifellos richtig
heraus. Vermutlich war auch das Bild der Pina-
kothek signiert, doch ist die Stelle der Rückseite,
die bei dem Dessauer Bild das Monogramm zeigt,
abgeh,belt worden.Sowohl Georg Weiss als seine
Gattin Margareta v. Rein gehörten nach Sibmacher
zum Frankfurter Patriziate, wie denn überhaupt
alle Porträts des Meisters, soweit sie bestimmbar
sind, Frankfurter Persönlichkeiten darstellen, mit
Ausnahme jenes Hans v. Schönitz, den wir uns
am Hofe Albrechts von Brandenburg in dem
benachbarten Mainz zu denken haben. Sämt-
liche Bilder sind zwischen 1529 und 1551 datiert.
Ihr Stil hat m. E. mit Bayern nicht viel zu tun. Er
9 Die Litteratur siehe bei Gebhardt, Martin Hess;
Rep. XXXI. S. 443. Abbildungen der meisten Bilder bei
v. Marcuard, das Bildnis des Hans v. Schönitz und der
Maler Melchior Feselen, München 1896.
2) Abbildungen bei Nagler, Monogrammisten Bd. V.
Nr. 1184.
der Holzhausenbildnisse.
erscheint mir vielmehr durchaus als „rheinisch",
und auch H. Voss hat die Verwandtschaft des
Schönitzbildes mit Aldegrever erkannt. Übrigens
tragen auch die recht scharf charakterisierten
Hintergrundslandschaften der Bilder, die alle die
gleiche Gegend zeigen, doch wohl eher rheini-
schen Charakter, etwa den der Binger Gegend,
und die Ähnlichkeit der Vedute mit Passau
scheint mehr eine zufällige zu sein.
Ich glaube, es kann kein Zweifel darüber
herrschen, daß wir den Maler, der durch einen
Zeitraum von mehr als 20 Jahren hindurch Frank-
furter Patrizier porträtierte, zunächst in Frankfurt
selbst suchen müssen. Da löst sich denn das
Monogramm C. v. C. zwanglos in Conrad von
Creuznach auf, den einzigen Maler in Frank-
furt a. M., dessen Lebenszeit mit den Daten der
Bilder in Einklang zu bringen ist. Wir wissen über
ihn vorläufig nur wenig zu berichten, da wir auf
die näheren Angaben Gwinners1) angewiesen
sind. Danach hieß der Maler mit Familiennamen
Faber, wurde 1537 unter die Bürger aufgenommen
und starb kurz vor dem Jahre 1553, in dem
seine Witwe erwähnt wird. Wir dürfen oder
müssen wohl annehmen, daß er schon längere
Zeit am Ort gewohnt hat, bevor er Aufnahme
in die Bürgerschaft fand, wie ja auch das Porträt
eines Gliedes der Frankfurter Familie Knoblauch
das Datum 1529 trägt. Zweifellos werden aus den
Archiven noch bestimmtere Angaben zu gewinnen
sein. Da mir selbständige Archivforschung von
hier aus nicht möglich ist, kann ich nur die Hoff-
nung aussprechen daß die Frankfurter Lokal-
forschung sich des neugewonnenen Künstlers
annehmen und bald Greifbareres über Conrad
Faber von Creuznach zutage fördern wird.
Heinz Braune.
9 Fr. Gwinner, Kunst u. Künstler, Frankf. a. M. 1862.
REDAKTIONEN DER MONATSHEFTE FÜR KUNSTWISSENSCHAFT
Herausgeber: Dr. GEORG BIERMANN, Leipzig, Liebigstraße 2.
Verantwortlich für die Redaktion: Dr. HERMANN UHDE-BERNAYS.
Zweigredaktionen:
Für Berlin: Dr. HERM. VOSS, Charlottenburg, Knesebeckstraße 32.
Für München: Dr. HERMANN UHDE-BERNAYS, München, Holbeinstr. 1.
Für Wien: Dr. WILHELM SUIDA, Mödling bei Wien, Kaiser Jubiläumsstr. 16
Für London: FRANK E. WASHBURN-FREUND, The Cottage / Harrow on Hill
bei London, Lyon Road.
Für Paris: OTTO GRAUTOFF, Paris 11 Quai Bourbon.
Verlag von KLINKHARDT & BIERMANN, Leipzig, Liebigstr. 2.
Das Werk dieses tüchtigen Meisters der deut-
sehen Renaissance wurde zum ersten Male 1896
von Herrn von Marcuard1) zusammengestellt,
der damals seine Identität mit Melchior Feselen
vermutete. Weder Feselen aber noch Wolf Huber,
wie man jüngst angenommen hat, kann der Maler
dieser Bilder gewesen sein, da eine Anzahl
von ihnen, die zuverlässig von der gleichen Hand
sind, das Monogramm C. v. C.2) tragen. Es sind
dies die Porträts 1. eines im Besitz der Frau v. Gün-
derode in Höchst, 2. u. 3. zwei im Palazzo Torri-
giani in Florenz, 4. u. 5. zwei in der National G allery
of Ireland, 6. das Porträt der Margareta v. Rein
im Dessauer Amalienstift, auf dessen Zugehörig-
keit zu dem Porträt des Georg Weiss in der
alten Pinakothek mich Herr Sekretär Beckmann
freundlichst aufmerksam machte. Durch die
Gleichheit des Arrangements der Vorderseiten,
wie auch der Wappendarstellungen auf den
Rückseiten, der Maße, der Jahreszahl 1533 usw.
stellte sich diese Annahme als zweifellos richtig
heraus. Vermutlich war auch das Bild der Pina-
kothek signiert, doch ist die Stelle der Rückseite,
die bei dem Dessauer Bild das Monogramm zeigt,
abgeh,belt worden.Sowohl Georg Weiss als seine
Gattin Margareta v. Rein gehörten nach Sibmacher
zum Frankfurter Patriziate, wie denn überhaupt
alle Porträts des Meisters, soweit sie bestimmbar
sind, Frankfurter Persönlichkeiten darstellen, mit
Ausnahme jenes Hans v. Schönitz, den wir uns
am Hofe Albrechts von Brandenburg in dem
benachbarten Mainz zu denken haben. Sämt-
liche Bilder sind zwischen 1529 und 1551 datiert.
Ihr Stil hat m. E. mit Bayern nicht viel zu tun. Er
9 Die Litteratur siehe bei Gebhardt, Martin Hess;
Rep. XXXI. S. 443. Abbildungen der meisten Bilder bei
v. Marcuard, das Bildnis des Hans v. Schönitz und der
Maler Melchior Feselen, München 1896.
2) Abbildungen bei Nagler, Monogrammisten Bd. V.
Nr. 1184.
der Holzhausenbildnisse.
erscheint mir vielmehr durchaus als „rheinisch",
und auch H. Voss hat die Verwandtschaft des
Schönitzbildes mit Aldegrever erkannt. Übrigens
tragen auch die recht scharf charakterisierten
Hintergrundslandschaften der Bilder, die alle die
gleiche Gegend zeigen, doch wohl eher rheini-
schen Charakter, etwa den der Binger Gegend,
und die Ähnlichkeit der Vedute mit Passau
scheint mehr eine zufällige zu sein.
Ich glaube, es kann kein Zweifel darüber
herrschen, daß wir den Maler, der durch einen
Zeitraum von mehr als 20 Jahren hindurch Frank-
furter Patrizier porträtierte, zunächst in Frankfurt
selbst suchen müssen. Da löst sich denn das
Monogramm C. v. C. zwanglos in Conrad von
Creuznach auf, den einzigen Maler in Frank-
furt a. M., dessen Lebenszeit mit den Daten der
Bilder in Einklang zu bringen ist. Wir wissen über
ihn vorläufig nur wenig zu berichten, da wir auf
die näheren Angaben Gwinners1) angewiesen
sind. Danach hieß der Maler mit Familiennamen
Faber, wurde 1537 unter die Bürger aufgenommen
und starb kurz vor dem Jahre 1553, in dem
seine Witwe erwähnt wird. Wir dürfen oder
müssen wohl annehmen, daß er schon längere
Zeit am Ort gewohnt hat, bevor er Aufnahme
in die Bürgerschaft fand, wie ja auch das Porträt
eines Gliedes der Frankfurter Familie Knoblauch
das Datum 1529 trägt. Zweifellos werden aus den
Archiven noch bestimmtere Angaben zu gewinnen
sein. Da mir selbständige Archivforschung von
hier aus nicht möglich ist, kann ich nur die Hoff-
nung aussprechen daß die Frankfurter Lokal-
forschung sich des neugewonnenen Künstlers
annehmen und bald Greifbareres über Conrad
Faber von Creuznach zutage fördern wird.
Heinz Braune.
9 Fr. Gwinner, Kunst u. Künstler, Frankf. a. M. 1862.
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Verantwortlich für die Redaktion: Dr. HERMANN UHDE-BERNAYS.
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Für München: Dr. HERMANN UHDE-BERNAYS, München, Holbeinstr. 1.
Für Wien: Dr. WILHELM SUIDA, Mödling bei Wien, Kaiser Jubiläumsstr. 16
Für London: FRANK E. WASHBURN-FREUND, The Cottage / Harrow on Hill
bei London, Lyon Road.
Für Paris: OTTO GRAUTOFF, Paris 11 Quai Bourbon.
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