Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

Citation link:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/monatshefte_kunstwissenschaft1911/0385
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
MISZELLEN .
Zu „A. VICTORYNS“.
Mit einer Abbildung auf einer Tafel.
Dr. Kurt Freise hat im Heft VIII des Jahrgangs
1910 dieser Zeitschrift ein in Kopenhagener Privat-
besitz befindliches Gemälde von A. Victoryns:
„Schule" veröffentlicht.
Diesem sehr ähnlich ist ein in der Sammlung
des Freiherrn von Bissing, München, befindliches
Ölgemälde, das im Kunsthandel als „Adrian von
Ostade" erworben wurde. Die, nicht sehr erheb-
lichen, Abweichungen in Einzelheiten der Kompo-
sition (z. B. in der Haltung des Schulmeisters, in
der Anzahl der Figuren, in der Anordnung des
Raumes, im Stilleben) sind aus der beigegebenen
Abbildung, die leider nicht besser zu bringen ist
(Tafel 79), ersichtlich. Auch ist unser Bild be-
trächtlich größer: 46,0X64,2 Lichtmaß; Eichen-
holz. Der Erhaltungszustand ist ausgezeichnet. Die
Farben sind in der Hauptsache: ein verschieden
heller (hell z. B. die Balken, dunkel der Speicher-
raum) blond-brauner Grundton, der beim Boden,
bei der Zimmerwand in Grau-weiß übergeht. Von
diesem nüancierten Braun heben sich die lebhaften
Farben der Kopfbedeckungen und Bekleidungs-
stücke energisch ab; vor allem ein leuchtendes
Rot, ein helles Violett und Rosa, ein kräftiges Gelb
und Braungelb, Grün und Weiß.
Ich halte unser Bild, wenn auch keinerlei Sig-
natur vorhanden ist, für eine sehr gute veränderte
Replik jenes Stückes in Kopenhagen, das, obwohl
voll signiert, doch nach Freise ziemlich schwach
sein soll. Alle stilistischen Merkmale sprechen für
REZENSIONEN .
DR. C. HOFSTEDE de GROOT, Be-
schreibendes und kritisches Verzeichnis
der Werke der hervorragendsten hollän-
dischen Maler des XVII. Jahrhunderts.
Bd. III: unter Mitwirkung vonKurtFreise
und Dr. Kurt Erasmus, Esslingen a. N.
Paul Neff (Paris 1910).
Ich hatte die Absicht, mich bei der Besprechung
des dritten Bandes wesentlich kürzer zu fassen, als
ich es bei den früheren Bänden getan habe, denn
wo meine Bemerkungen zum Teil prinzipielle An-
sichten betreffen, hat es keinen Zweck, nun ich
meine Ansicht über verschiedene Punkte einmal
klargelegt habe, dies freilich an der Hand neuer
Belege, noch einmal zu erörtern. Aber seitdem
meine zweite Besprechung erschienen ist, hat der Ver-

Victoryns, da „Ostade" keinesfalls in Betracht
kommen kann. Sie stimmen auch überein mit
dem von Freise als für Victoryns charakteristisch
Angeführten: Die derben, plumpen und untersetz-
ten Figuren mit den klobigen Nasen, die nüchterne
Wand, das Fehlen jeder Lichtquelle im unbe-
stimmt entwickelten Raum, der bei Ostade stets
klar gegeben und durchgeführt wird. Von dessen
bekannten, bei Hofstede de Groot („Beschreibendes
und kritisches Verzeichnis der Werke der hervor-
ragendsten holländischen Maler, Band III") ange-
führten oder beschriebenen ähnlichen Darstellungen
(Louvre, Straßer in Wien, Bunbury in London usw.)
weicht unser Gemälde überall, in allen Punkten,
(nicht nur in den Maßen) ganz beträchtlich ab.
Derartige Kompositionen Ostades mögen Victoryns
als Vorbilder gedient haben, von direkten Kopien
kann man aber, soviel ich sehe, nicht sprechen.
Übrigens macht das Kopenhagener Bild mir den
Eindruck, als sei es am oberen Rande beschnitten.
Jedenfalls fehlt ihm, wie aus einem Vergleich
beider Abbildungen hervorgeht, der ganze Speicher-
raum, der unser Bild abschließt. Ferner ist auch
die Zeichnung der Figuren und Gegenstände bei
unserem Bilde viel schärfer. Wir verstehen auf
den ersten Blick Haltung und Gestus jeder ein-
zelnen der vielen Figuren.
Zum Schluß möchte ich nicht vergessen zu be-
merken, daß mich (im Anschluß an Freises Arbeit)
die dankenswerte Anregung Dr. Cohens in Heft XI,
1910, auf die Bestimmung des von Bissingschen
Bildes gebracht hat. Hermann Nasse.

fasser es für gut befunden, eine kleine Schrift „Zur
Abwehr" einer Lieferung dieses Blattes beizulegen,
welche mich nötigt, mich dennoch wieder ein-
gehender mit der Sache zu befassen.
Der vom Verf. für seine Schrift gewählte Titel
wird, wie mich, wohl viele gewundert haben. „Zur
Abwehr" schreibt man, wenn man angefallen ist,
und nicht nur bin ich mir nicht bewußt den hoch-
verdienten Verfasser des von mir sehr anerkannten
Werkes angefallen zu haben, sondern auch Verf.
selber zollt mir in dem Vorwort seines dritten
Bandes Dank eben für das, was ich geschrieben.
Jedem muß sofort die verschiedene Tonart auf-
fallen, in der dieses Vorwort und in der „Zur Ab-
wehr" geschrieben ist. Aber nicht nur die ver-
schiedene Tonart ist es, welche mich gewundert
hat. Eine meiner Bemerkungen, der ich am meisten

371
 
Annotationen