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Monatshefte für Kunstwissenschaft — 4.1911

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zeitalter hat als die Gabe einer „protestantischen" Kunst die Genre- und Land-
schaftsmalerei geboten; ich trenne hier wieder die Kirchenbaukunst ab. Abgesehen
von allgemeinen Zeittendenzen, die zu künstlerischen Vorwürfen aus der Gegen-
wart anreizten, war der Hauptanstoß aus der wirtschaftlichen Lage der durch die
neue Lehre mehr oder weniger brotlos gewordenen Maler und Bildhauer gegeben.
Die überschüssige Kraft dieser Leute suchte aber noch auf andern Gebieten Be-
tätigung. Die Architektur und das Kunstgewerbe wurden von ihnen aufgesucht;
nicht durchgängig zum Vorteil dieser Künste. Dem Fachmann wurde dadurch
nicht selten ein Malerurteil und auch ein Laienurteil, das sich hier bestochen
fühlte, aufgezwungen. Der Baukunst mußte dies Beginnen um so verderblicher
werden, als die Zierlust der Maler geringe Geldmittel und nichts grundstürzendes
verlangte. Diese Materie, die kunstgeschichtlich jedem bekannt ist, aber noch
weiter zu verfolgen, hieße Überflüssiges sagen. Ich hatte nur die Absicht, in die
rein kunstwissenschaftliche Entwicklungstheorie ein Moment aus dem rauhen Wirk-
lichkeitsleben einzusetzen, den Kampf um die wirtschaftliche Existenz. Er dürfte
in diesem Falle sogar von ausschlaggebender Kraft gewesen sein.

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