Wert beilegen möchte, ist, daß Verfasser von ihm
verworfene Bilder, welche in der geläufigen Lite-
ratur genannt sind, ohne weitere Erklärung fort-
läßt. Und während er diese meine Bemerkung
recht gut verstanden hat, denn in dem Vorwort
verteidigt er sich gegen meinen Vorwurf, tut er
in „Zur Abwehr" als ob ich alle diese verworfenen
Bilder in Schutz nähme und es deshalb mißbilligte,
daß er sie fortgelassen hat.
Gehen wir aber sonstigen prinzipiellen Bemer-
kungen in „Zur Abwehr" nach. Daß ich die An-
ordnung in einem Nachschlagewerk als eine der
wichtigsten Angelegenheiten hervorgehoben habe,
wird mir übel gedeutet. Aber dieser meiner An-
sicht wird doch wohl ein jeder sein, der das Buch
nicht nur als eine tüchtige Leistung anerkennt,
sondern es auch täglich zu benutzen und unter
den Mängeln in der Anordnung zu leiden hat.
Nicht ist es „schlimm" und „fatal", daß Verfasser
eine andere Anordnung gewählt hat, als diejenige,
die ich für richtig halte, sondern daß er eine solche
ersonnen hat, die ihm selbst fortwährend böse
Streiche spielt. Ich werde dies, um nicht in Wieder-
holungen zu verfallen, durch Proben aus dem dritten
Bande belegen, in dem Frans Hals, die zwei Ostade
und Adriaen Brouwer behandelt sind.
Verfasser hat z. B. in Bd. I bei Dou die Bilder
darnach angeordnet, ob die Darstellung durchs
Fenster oder die Tür gesehen ist oder nicht. Ich
habe diese Anordnung getadelt, weil nur die An-
ordnung nach dem Gegenstand und nach nichts
anderem vor Verwirrungen schützen kann, schon
darum, weil bei unvollständigen Beschreibungen,
z. B. in älteren Katalogen, dieser Umstand nicht
immer angegeben ist. Bei Adriaen von Ostade hat
Verfasser aber dennoch dieses selbe System ver-
wendet. Bei Isaac aber nicht, wohl weil von ihm
weniger existiert. Und was ist ihm nun passiert?
Daß er bei den nicht durchs Fenster gesehenen
Darstellungen von Adriaen unter 437 „Der alte Fied-
ler", dasselbe Bild beschreibt, wie bei Isaac unter
216 „Der alte Geiger".
Übrigens ist die Einteilung nach Durchblicken
durch Fenster oder Türe besonders bei Ostade fatal
— Verfasser halte mir dieses Wort zugute — denn
bei ihm bildet Fenster oder Tür öfters einen Haupt-
bestandteil der Darstellung. „Der Bäcker, der frische
Backwaren ankündigt" z. B. (29) ist keine durchs
Fenster gesehene Darstellung, weil das Fenster
selbst mit zur Darstellung gehört. Ganz ähnlich
ist die Sachlage bei 56, wo die Mutter ihr Kind
über die halbgeöffnete Tür emporhält, und wo also
die Tür mit zur Komposition gehört, nicht die
Komposition umschließt. Und daß Verfasser sich
sogar nicht immer an diese merkwürdige Eintei-
lung gehalten hat, macht die Sache nicht besser.
Adr. Ostade 433 (Der wandernde Musikant) ist zwar
nicht durch eine Tür, sondern durch einen Tor-
bogen gesehen, findet sich aber dennoch bei den
Darstellungen der Berufe, und nicht bei der ersten
Gruppe.
Dasselbe gilt von der Einteilung nach der Zahl
der dargestellten Personen. Bei Adr. Ostade finden
wir : I Einzelfiguren, II zwei Figuren, III drei Figuren,
IV mehr Figuren. Wäre diese Einteilung prak-
tisch, dann hätte es keinen Sinn, bei drei Halt zu
machen. Aber Verfasser hat auch hier wieder
selber dieses System verleugnet, indem er z. B. den
Maler, der mit zwei Lehrlingen in seiner Werkstatt
tätig ist (97) zu den Einzelfiguren rechnet. Eben-
falls hat er die Kartenspieler bei ihrem Spiel ge-
lassen, auch wenn es nur drei waren (841).
Die essenden Bauern sind getrennt von den
trinkenden aufgeführt. Das ist nun aber öfters
sehr schwierig zu unterscheiden, und es ist frag-
lich, ob nicht z. B. Brouwers „Zehn trinkende und
rauchende Figuren" (53) besser bei den trinken-
den und rauchenden als bei den essenden einge-
reiht worden wären. Daß Ostades Trinker (137)
nicht soweit von dem Raucher (194) entfernt hätte
stehen sollen, geht schon daraus hervor, daß in
beiden Nummern dasselbe Bild beschrieben ist.
Gerne gebe ich aber zu, daß die Einteilung hier
Schwierigkeiten macht, was aber kaum der Fall ist
bei Ostades vielen Schweine- und Ochsenschlachten,
wo es nützlich gewesen wäre, das eigentliche
Schlachten von den Darstellungen der schon ge-
schlachteten Tiere zu trennen.
Auch die Musikanten hätten wie bei Hals auch
bei Ostade nach den Instrumenten, welche sie
spielen, getrennt werden müssen. Nicht alle Bilder
aber, wo nur irgendwo ein Geiger vorkommt, ge-
hören in diese Gruppe. Bei Ostade 443 z. B. nimmt
der Geiger eine sehr untergeordnete Stelle in dem
Bilde ein. Da der Verfasser das Bild nur nach
Smith erwähnt, mußte er sich freilich mit dessen
Beschreibung behelfen; im Receuil Reveil ist es
aber im Jahre 1828 gestochen.
Natürlich bleiben immer eine Anzahl Bilder üb-
rig, welche sich wegen unzureichender Beschreibung
in keiner Rubrik unterbringen lassen. Daß diese
Gruppe so klein ist, ist ein Beweis für den Spür-
sinn des Verfassers.
Bevor man zur Ordnung der Porträts schreitet,
muß man sich klar gemacht haben, was zu den
Porträts gehört und was nicht. Verfasser sagt in
seinem „Zur Abwehr", daß es nicht immer leicht
sei, zu bestimmen, ob ein Bild mehr Porträt oder
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verworfene Bilder, welche in der geläufigen Lite-
ratur genannt sind, ohne weitere Erklärung fort-
läßt. Und während er diese meine Bemerkung
recht gut verstanden hat, denn in dem Vorwort
verteidigt er sich gegen meinen Vorwurf, tut er
in „Zur Abwehr" als ob ich alle diese verworfenen
Bilder in Schutz nähme und es deshalb mißbilligte,
daß er sie fortgelassen hat.
Gehen wir aber sonstigen prinzipiellen Bemer-
kungen in „Zur Abwehr" nach. Daß ich die An-
ordnung in einem Nachschlagewerk als eine der
wichtigsten Angelegenheiten hervorgehoben habe,
wird mir übel gedeutet. Aber dieser meiner An-
sicht wird doch wohl ein jeder sein, der das Buch
nicht nur als eine tüchtige Leistung anerkennt,
sondern es auch täglich zu benutzen und unter
den Mängeln in der Anordnung zu leiden hat.
Nicht ist es „schlimm" und „fatal", daß Verfasser
eine andere Anordnung gewählt hat, als diejenige,
die ich für richtig halte, sondern daß er eine solche
ersonnen hat, die ihm selbst fortwährend böse
Streiche spielt. Ich werde dies, um nicht in Wieder-
holungen zu verfallen, durch Proben aus dem dritten
Bande belegen, in dem Frans Hals, die zwei Ostade
und Adriaen Brouwer behandelt sind.
Verfasser hat z. B. in Bd. I bei Dou die Bilder
darnach angeordnet, ob die Darstellung durchs
Fenster oder die Tür gesehen ist oder nicht. Ich
habe diese Anordnung getadelt, weil nur die An-
ordnung nach dem Gegenstand und nach nichts
anderem vor Verwirrungen schützen kann, schon
darum, weil bei unvollständigen Beschreibungen,
z. B. in älteren Katalogen, dieser Umstand nicht
immer angegeben ist. Bei Adriaen von Ostade hat
Verfasser aber dennoch dieses selbe System ver-
wendet. Bei Isaac aber nicht, wohl weil von ihm
weniger existiert. Und was ist ihm nun passiert?
Daß er bei den nicht durchs Fenster gesehenen
Darstellungen von Adriaen unter 437 „Der alte Fied-
ler", dasselbe Bild beschreibt, wie bei Isaac unter
216 „Der alte Geiger".
Übrigens ist die Einteilung nach Durchblicken
durch Fenster oder Türe besonders bei Ostade fatal
— Verfasser halte mir dieses Wort zugute — denn
bei ihm bildet Fenster oder Tür öfters einen Haupt-
bestandteil der Darstellung. „Der Bäcker, der frische
Backwaren ankündigt" z. B. (29) ist keine durchs
Fenster gesehene Darstellung, weil das Fenster
selbst mit zur Darstellung gehört. Ganz ähnlich
ist die Sachlage bei 56, wo die Mutter ihr Kind
über die halbgeöffnete Tür emporhält, und wo also
die Tür mit zur Komposition gehört, nicht die
Komposition umschließt. Und daß Verfasser sich
sogar nicht immer an diese merkwürdige Eintei-
lung gehalten hat, macht die Sache nicht besser.
Adr. Ostade 433 (Der wandernde Musikant) ist zwar
nicht durch eine Tür, sondern durch einen Tor-
bogen gesehen, findet sich aber dennoch bei den
Darstellungen der Berufe, und nicht bei der ersten
Gruppe.
Dasselbe gilt von der Einteilung nach der Zahl
der dargestellten Personen. Bei Adr. Ostade finden
wir : I Einzelfiguren, II zwei Figuren, III drei Figuren,
IV mehr Figuren. Wäre diese Einteilung prak-
tisch, dann hätte es keinen Sinn, bei drei Halt zu
machen. Aber Verfasser hat auch hier wieder
selber dieses System verleugnet, indem er z. B. den
Maler, der mit zwei Lehrlingen in seiner Werkstatt
tätig ist (97) zu den Einzelfiguren rechnet. Eben-
falls hat er die Kartenspieler bei ihrem Spiel ge-
lassen, auch wenn es nur drei waren (841).
Die essenden Bauern sind getrennt von den
trinkenden aufgeführt. Das ist nun aber öfters
sehr schwierig zu unterscheiden, und es ist frag-
lich, ob nicht z. B. Brouwers „Zehn trinkende und
rauchende Figuren" (53) besser bei den trinken-
den und rauchenden als bei den essenden einge-
reiht worden wären. Daß Ostades Trinker (137)
nicht soweit von dem Raucher (194) entfernt hätte
stehen sollen, geht schon daraus hervor, daß in
beiden Nummern dasselbe Bild beschrieben ist.
Gerne gebe ich aber zu, daß die Einteilung hier
Schwierigkeiten macht, was aber kaum der Fall ist
bei Ostades vielen Schweine- und Ochsenschlachten,
wo es nützlich gewesen wäre, das eigentliche
Schlachten von den Darstellungen der schon ge-
schlachteten Tiere zu trennen.
Auch die Musikanten hätten wie bei Hals auch
bei Ostade nach den Instrumenten, welche sie
spielen, getrennt werden müssen. Nicht alle Bilder
aber, wo nur irgendwo ein Geiger vorkommt, ge-
hören in diese Gruppe. Bei Ostade 443 z. B. nimmt
der Geiger eine sehr untergeordnete Stelle in dem
Bilde ein. Da der Verfasser das Bild nur nach
Smith erwähnt, mußte er sich freilich mit dessen
Beschreibung behelfen; im Receuil Reveil ist es
aber im Jahre 1828 gestochen.
Natürlich bleiben immer eine Anzahl Bilder üb-
rig, welche sich wegen unzureichender Beschreibung
in keiner Rubrik unterbringen lassen. Daß diese
Gruppe so klein ist, ist ein Beweis für den Spür-
sinn des Verfassers.
Bevor man zur Ordnung der Porträts schreitet,
muß man sich klar gemacht haben, was zu den
Porträts gehört und was nicht. Verfasser sagt in
seinem „Zur Abwehr", daß es nicht immer leicht
sei, zu bestimmen, ob ein Bild mehr Porträt oder
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