an, ohne dennoch die übrigen Manieren zu verlassen, welchen sie, nach Erfordernis
der Umstände oder ihres Eigensinnes, annoch folgen.“
Im 19. Jahrhundert hat sie sich dann gänzlich verändert.
Die Bilder des 16. und 17. Jahrhunderts, die ausdrücklich als Ölgemälde bezeich-
net sind, haben alle einen eigenen Farbencharakter, der von dem der alten Tem-
perabilder viel weniger absticht als von dem Aussehen der modernen Ölbilder des
letzten Jahrhunderts.
Die modernen Ölfarben sind Fabrikwaren. Mit ihnen hergestellte Gemälde können,
dem äußeren Effekt nach, den alten Meisterwerken gewiß ähnlich oder gleich
werden. Das beweisen schon die Meisterkopien Lenbachs, Böcklins und anderer.
Aber haltbar sind ihre Farben nicht. Beide angeführten Meister haben wiederholt
geklagt über das Trübewerden und den Verfall ihrer Werke. Böcklin ist deswegen
zur Tempera zurückgekehrt und hat mit seiner Gummi-(Kirschgummi-) Malerei
Bilder geschaffen, die sich bis jetzt tadellos gehalten haben.
Man erinnere sich demgegenüber an die Werke Makarts. Sie wurden wegen
ihrer Farben als unübertrefflich bewundert. Und sie verdienten es auch. Er hatte
die Farbenpracht der Venezianer und des Rubens, und niemand verstand den
nackten Körper so lebenswarm zu malen als er. Und was ist von seinen Farben
heute übrig geblieben?
Große Künstler haben wir noch heute. Aber ihre Werke vergehen, während die
der alten Zeit, und unter ihnen besonders die in Tempera gemalten, noch heute
den Ruhm ihrer Schöpfer verkünden.
Und gerade darum erscheinen uns die Gemälde der alten Meister so verehrungs-
würdig, weil ihre Werke die Schönheit der Farben festgehalten haben bis auf
unsere Zeit.
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der Umstände oder ihres Eigensinnes, annoch folgen.“
Im 19. Jahrhundert hat sie sich dann gänzlich verändert.
Die Bilder des 16. und 17. Jahrhunderts, die ausdrücklich als Ölgemälde bezeich-
net sind, haben alle einen eigenen Farbencharakter, der von dem der alten Tem-
perabilder viel weniger absticht als von dem Aussehen der modernen Ölbilder des
letzten Jahrhunderts.
Die modernen Ölfarben sind Fabrikwaren. Mit ihnen hergestellte Gemälde können,
dem äußeren Effekt nach, den alten Meisterwerken gewiß ähnlich oder gleich
werden. Das beweisen schon die Meisterkopien Lenbachs, Böcklins und anderer.
Aber haltbar sind ihre Farben nicht. Beide angeführten Meister haben wiederholt
geklagt über das Trübewerden und den Verfall ihrer Werke. Böcklin ist deswegen
zur Tempera zurückgekehrt und hat mit seiner Gummi-(Kirschgummi-) Malerei
Bilder geschaffen, die sich bis jetzt tadellos gehalten haben.
Man erinnere sich demgegenüber an die Werke Makarts. Sie wurden wegen
ihrer Farben als unübertrefflich bewundert. Und sie verdienten es auch. Er hatte
die Farbenpracht der Venezianer und des Rubens, und niemand verstand den
nackten Körper so lebenswarm zu malen als er. Und was ist von seinen Farben
heute übrig geblieben?
Große Künstler haben wir noch heute. Aber ihre Werke vergehen, während die
der alten Zeit, und unter ihnen besonders die in Tempera gemalten, noch heute
den Ruhm ihrer Schöpfer verkünden.
Und gerade darum erscheinen uns die Gemälde der alten Meister so verehrungs-
würdig, weil ihre Werke die Schönheit der Farben festgehalten haben bis auf
unsere Zeit.
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