Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
52

lodie zieht die Aufmerksamkeit auf sich, sie »begrenzt«. Es ist interessant zu
beobachten, wie schon im modernen Tanz das intuitive Erleben eben durch
das Individuelle hindurch zum Universellen geht, sich realisierend, vernichtet
sich das Individuelle. Zum Beispiel gab es im Tango Figuren (wie die »Corte«),
die man anfänglich stark betonte, während diese Betonung heute fast ver-
schwindet. Die Figuren folgen sich schnell und vernichten sich gegenseitig.
Trotzdem ist die Zweiteilung in der modernen Tanzmusik keine Gegenüber-
stellung tatsächlicher Kontraste, trotzdem wir vom Jazzband Geräusche hören,
die sich dem traditionellen harmonischen Ton mehr oder weniger entgegen-
stellen und durch »Klang« und »Stoß« deutlich beweisen, daß es möglich ist,
»Nichttöne« zu schaffen.

Auch der Ort, wo die Musik der neuen Gestaltung gegeben wird, hat neue
Forderungen zu stellen. Dieser wird ein ganz anderer sein müssen, als der
traditionelle Konzertsaal. — Es gibt sowohl für das Haus als für den Saal
verschiedene Möglichkeiten. Das Ganze kann nicht auf einmal entstehen. Ob-
wohl das Haus nicht ganz nach der Auffassung der neuen Gestaltung gebaut
werden kann, kann es dieser Auffassung wenigstens im Maße der Möglichkeiten
entsprechen. Anfänglich könnte, was dem Haus in ästhetischer Hinsicht fehlt,
durch Bilder der neuen Gestaltung, die man an schicklichen Stellen zeigte,
ersetzt werden. Durch ihren eigenen Ausdruck werden diese Bilder die ästhe-
tischen Bedürfnisse befriedigen; man wird »Decor« nicht gestatten. Der Saal
muß das Kommen und Gehen leicht machen (Promenoir). Man muß die Sitze
ohne Störung einnehmen und verlassen können, bequem hören und sehen
können. Die elektrische Installation muß unsichtbar bleiben, und dort ange-
bracht sein, wo sie am besten hingehört. Was die Akustik betrifft, muß sie
sich den Forderungen der Tongeräusche anpassen.

Kurz, der Saal wird weder Kirche noch Theater sein, sondern eine Raum-
bildung, die allem, was schön und nützlich ist, was Geist und Materie erfordern,
Genüge tut. Weder Angestellte noch Beamtete, sondern automatisches Buffet,
oder besser gar keines. Denn man kann das Haus verlassen, ohne etwas zu
versäumen. Jawohl, die Kompositionen werden von Zeit zu Zeit wiederholt
werden können, wie heute im Kino die Filme zu bestimmten Stunden gezeigt
 
Annotationen