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mehr vollkommenen Äußeren läßt Harmonie entstehen. (Harmonie als vollen-
dete Aktivität, nicht als ländliche Ruhe der alten Harmonie. Über die neue
Harmonie siehe »Die neue Gestaltung«.)
Wird nicht auch in dieser fernen Zukunft das vollendete Leben durch die
zurückgebliebene Masse unmöglich gemacht werden? Das ist für die Evolution
gleichgültig, — sie schreitet fort und nur mit ihr haben wir zu rechnen.
Kunst war jahrhundertelang das Surrogat, das die Menschen mit dem äußeren
Leben versöhnte. »Gestaltete« Schönheit hielt den Glauben an »wahre« Schön-
heit aufrecht, wenn auch nur bedingterweise auf bedingtem Boden, sie erlebt
die Schönheit im Schauen. Wo der »Glaube« eine übermenschliche Abstraktion
zum harmonischen Leben verlangt, wo Wissenschaft nur vernunftmäßige Har-
monie bietet, da läßt uns die Kunst diese Harmonie in unserem ganzen Wesen
erleben. So kann sie dies mit Schönheit durchdringen, bis diese eins mit uns
geworden ist. Dann realisieren wir in allem Schönheit: Das Äußere um uns
kommt zu gleichwertigem Verhältnis zum Menschen-Sein. —
Die Materie außer uns ist dann dazu allmählich verarbeitet. Diese »Ver-
arbeitung« ist notwendig. Sowohl die äußere Wirklichkeit als die Kunst be-
weisen, daß es, um zu wesentlicher Harmonie zu kommen, nicht genügt, wenn
nur das Menschentum gereift ist. (Die Harmonie ist dann nur als Idee da. Ge-
rade durch das »Gereiftsein« ist das Individuum der natürlichen Harmoni {ent-
wachsen, gerade deshalb muß es eine neue Harmonie schaffen.) — Die Wirk-
lichkeit wie die Kunst werden sehen, daß auch das Äußere, in dem wir leben,
reduziert und so weit als möglich grundsätzlich gemacht werden muß, um mit
dem »Vollmenschentum« (das heißt reduzierte Äußerlichkeit und prononzierte
Verinnerlichung) zu harmonieren. So baut sich ein neuer Schönheitsbegriff auf,
eine neue Ästhetik.
In der Wirklichkeit um uns sehen wir das vorherrschend Natürliche aus Not-
wendigkeit immer mehr verschwinden. Das Launenhafte der ländlichen Natur
stilisiert sich bereits in der »Weltstadt«. Die natürliche Materie sehen wir in
der Maschine, den Fahrzeugen usw. schon harmonischer, übereinstimmender
mit dem langsam reifenden Individuum werden. Das äußere Leben ist gerade
durch Konzentration aufs Materielle auf dem Wege, sich vom Zwang desselben
mehr vollkommenen Äußeren läßt Harmonie entstehen. (Harmonie als vollen-
dete Aktivität, nicht als ländliche Ruhe der alten Harmonie. Über die neue
Harmonie siehe »Die neue Gestaltung«.)
Wird nicht auch in dieser fernen Zukunft das vollendete Leben durch die
zurückgebliebene Masse unmöglich gemacht werden? Das ist für die Evolution
gleichgültig, — sie schreitet fort und nur mit ihr haben wir zu rechnen.
Kunst war jahrhundertelang das Surrogat, das die Menschen mit dem äußeren
Leben versöhnte. »Gestaltete« Schönheit hielt den Glauben an »wahre« Schön-
heit aufrecht, wenn auch nur bedingterweise auf bedingtem Boden, sie erlebt
die Schönheit im Schauen. Wo der »Glaube« eine übermenschliche Abstraktion
zum harmonischen Leben verlangt, wo Wissenschaft nur vernunftmäßige Har-
monie bietet, da läßt uns die Kunst diese Harmonie in unserem ganzen Wesen
erleben. So kann sie dies mit Schönheit durchdringen, bis diese eins mit uns
geworden ist. Dann realisieren wir in allem Schönheit: Das Äußere um uns
kommt zu gleichwertigem Verhältnis zum Menschen-Sein. —
Die Materie außer uns ist dann dazu allmählich verarbeitet. Diese »Ver-
arbeitung« ist notwendig. Sowohl die äußere Wirklichkeit als die Kunst be-
weisen, daß es, um zu wesentlicher Harmonie zu kommen, nicht genügt, wenn
nur das Menschentum gereift ist. (Die Harmonie ist dann nur als Idee da. Ge-
rade durch das »Gereiftsein« ist das Individuum der natürlichen Harmoni {ent-
wachsen, gerade deshalb muß es eine neue Harmonie schaffen.) — Die Wirk-
lichkeit wie die Kunst werden sehen, daß auch das Äußere, in dem wir leben,
reduziert und so weit als möglich grundsätzlich gemacht werden muß, um mit
dem »Vollmenschentum« (das heißt reduzierte Äußerlichkeit und prononzierte
Verinnerlichung) zu harmonieren. So baut sich ein neuer Schönheitsbegriff auf,
eine neue Ästhetik.
In der Wirklichkeit um uns sehen wir das vorherrschend Natürliche aus Not-
wendigkeit immer mehr verschwinden. Das Launenhafte der ländlichen Natur
stilisiert sich bereits in der »Weltstadt«. Die natürliche Materie sehen wir in
der Maschine, den Fahrzeugen usw. schon harmonischer, übereinstimmender
mit dem langsam reifenden Individuum werden. Das äußere Leben ist gerade
durch Konzentration aufs Materielle auf dem Wege, sich vom Zwang desselben