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122 Die Galerie zu München.

an der Wandlung der florentinischen Kunst in der
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hat er keinen An-
theil genommen. Alle seine Werke hauchen nur Liebe
und fromme Sanftmuth aus, und in dieser Hinsicht
dürfte er der Franz von Assisi der italienischen Kunst
genannt werden. Dass er, wie im neuen Münchener
Katalog behauptet wird, sogar auch nach Orcagna sich
zum Maler ausgebildet habe, ist eine ganz neue Hypo-
these, die wir vorderhand auf sich beruhen lassen
wollen. Weder schriftliche Documente, noch die Werke
des Künstlers selbst berechtigen uns dies anzunehmen.
Mir erscheint es dagegen wahrscheinlicher, dass dieser
fromme Mönch in seiner Jugend sich mit der Miniatur-
malerei beschäftigt und erst in seiner spätem Zeit, d. h.
in den zwanziger Jahren des 15. Jahrhunderts, vor'den
Wandgemälden des Masolino und des Masaccio in der
Brancacci-Kapelle sich weiter ausgebildet habe.

Er Starb im Jahre 1455 in Rom und wurde in der
Kirche von S. Maria della Minerva begraben. Ein
länglicher Quadratstein, den seine Ordensbrüder ihm
setzen Hessen, zeigt uns noch heute den letzten Ruhe-
ort dieses wahrhaft edeln und frommen Künstlers an.
Mancher unter uns wird den einfachen Grabstein des
Giovanni da Fiesole nicht ohne ironisches Lächeln ver-
lassen, wenn ihm dabei die pompösen Marmorstatuen
so vieler Scheingrössen unserer Tage in den Sinn
kommen.

Das Halbrund (Nr. 998) mit Gottvater inmitten
mehrerer Reihen musicirender und anbetender Engel
dagegen muss ihm abgesprochen werden; dieses Ge-
mälde gehört augenscheinlich einer viel spätem Zeit
an und darf nur als Copie nach Fra Angelico betrachtet
werden. Derselben Meinung sind die Herren Crowe
und Cavalcaselle, sowie auch die Galerdirection.

Auch Fra Filippo Lippi, ein jüngerer floren-
tinischer Zeitgenosse des Fra Angelico, war Mönch,
 
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