346 I>ie Galerie zu Dresden.
schmied war ein so vorzüglicher Zeichner, dass alle Gold-
schmiede sich seiner Zeichnungen bedienten, welche Zeich-
nungen so herrlich waren, dass noch heutigentags gar
mancher Bildhauer und Maler, und zwar von den aller-
besten, seine Zeichnungen benutzten und damit grosse
Ehre einlegten.) Ja, zur Zeit des B. Cellini wurden
sogar die Zeichnungen der hervorragendem Künstler
verkauft, wie dies Vasari ebenfalls berichtet (siehe:
Vasari, VII, 191-^-195): „ande si vedono ancora gran
numero di disegni (von Baffaellino del Garbo) per tutta
V arte mandati fuori per vilissimo prezzo da un suo
figliuolo etc."1 (Auf Deutsch: Und so sieht man eine
Masse von Zeichnungen des Baffaellino in den Händen
der Künstlerschaft, die sein Sohn um Spottpreise ver-
äusserte.)
Zur Entschuldigung der Herren Bayersdorffer und
Bode, dergleichen vlämische Nachbildungen für italie-
nische Originalarbeiten genommen zu haben, soll jedoch
hier sogleich bemerkt werden, dass sie beide sowol den
Verrocchio als namentlich dessen Schüler Lionardo da
Vinci ungefähr mit denselben Augen auffassten und wür-
digten, wie die beiden Florentiner Meister vor vier Jahr-
hunderten von den Niederländern, die nach Italien kamen,
mögen aufgefasst und verstanden worden sein. Es ist
dies ein höchst beherzigenswerthes ethnologisches Phä-
nomen, das auch diesmal zur Erklärung der Anschauungen
der obengenannten zwei nordischen Kunstforscher uns
den Schlüssel liefern dürfte.2 Ist es doch naturgemäss,
oberflächliche Kenner der italienischen Kunst verführen, sie als
Werke von seiner eigenen Hand zu betrachten.
1 Siehe über diesen für das bessere Verständniss manches
Bildes und mancher Statue nicht unwichtigen Punktauch
im Band I meiner „Kunstkritischen Studien", S. 178.
2 In dieser Beziehung stimme ich vollkommen mit den
Ansichten des Verfassers des vielgelesenen Büchleins „Kem-
brandt als Erzieher" überein.
schmied war ein so vorzüglicher Zeichner, dass alle Gold-
schmiede sich seiner Zeichnungen bedienten, welche Zeich-
nungen so herrlich waren, dass noch heutigentags gar
mancher Bildhauer und Maler, und zwar von den aller-
besten, seine Zeichnungen benutzten und damit grosse
Ehre einlegten.) Ja, zur Zeit des B. Cellini wurden
sogar die Zeichnungen der hervorragendem Künstler
verkauft, wie dies Vasari ebenfalls berichtet (siehe:
Vasari, VII, 191-^-195): „ande si vedono ancora gran
numero di disegni (von Baffaellino del Garbo) per tutta
V arte mandati fuori per vilissimo prezzo da un suo
figliuolo etc."1 (Auf Deutsch: Und so sieht man eine
Masse von Zeichnungen des Baffaellino in den Händen
der Künstlerschaft, die sein Sohn um Spottpreise ver-
äusserte.)
Zur Entschuldigung der Herren Bayersdorffer und
Bode, dergleichen vlämische Nachbildungen für italie-
nische Originalarbeiten genommen zu haben, soll jedoch
hier sogleich bemerkt werden, dass sie beide sowol den
Verrocchio als namentlich dessen Schüler Lionardo da
Vinci ungefähr mit denselben Augen auffassten und wür-
digten, wie die beiden Florentiner Meister vor vier Jahr-
hunderten von den Niederländern, die nach Italien kamen,
mögen aufgefasst und verstanden worden sein. Es ist
dies ein höchst beherzigenswerthes ethnologisches Phä-
nomen, das auch diesmal zur Erklärung der Anschauungen
der obengenannten zwei nordischen Kunstforscher uns
den Schlüssel liefern dürfte.2 Ist es doch naturgemäss,
oberflächliche Kenner der italienischen Kunst verführen, sie als
Werke von seiner eigenen Hand zu betrachten.
1 Siehe über diesen für das bessere Verständniss manches
Bildes und mancher Statue nicht unwichtigen Punktauch
im Band I meiner „Kunstkritischen Studien", S. 178.
2 In dieser Beziehung stimme ich vollkommen mit den
Ansichten des Verfassers des vielgelesenen Büchleins „Kem-
brandt als Erzieher" überein.