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Müller, Karl Otfried
Archäologische Mittheilungen aus Griechenland (Band 1,1): Athens Antiken-Sammlung — Frankfurt a.M., 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.900#0028
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handelten, ist zufallig herausgerissen und in keiner Beziehung geordnet Alles Interessante abbilden
zu lassen, mögen die Mittel nicht reichen, aber doch wohl, um ein geordnetes Verzeichniss zugeben.
Indessen hätten wir, selbst wenn das Letztere versucht würde, nicht das Nötinge, weil Mangel an
Sachkenntniss unbrauchbare Bestimmungen und Beschreibungen zur Folge haben würde. Es enthält
jedoch diese Zeitschrift einzelne dankenswerthe Gaben, und wir sind zum Theil auf andern Wegen
über die Fortsetzung der Akropolis-Räumung und die Funde der nächsten Jahre doch so ziemlich
unterrichtet

Im Winter 1836 wurde das Mittelgebäude der Propyläen und der nördliche Flügel von seinen
modernen Vermauerungen und Ueberbauungen befreit, dann im Frühjahr 1837 auch am Erechtheion
gegraben. Von den Karyatiden, deren sich nur noch drei au der kleinen südlich vorspringenden Halle
des Erechtheion befanden, lag eine vierte am Boden, welche, da auch ihr Kopf bereits vor einigen
Jahren gefunden war, mit geringen Ausbesserungen wieder an ihre Stelle gebracht werden konnte;
auch fand sich die fünfte, jedoch ohne Kopf und Capital, und in Stücke zerbrochen. Die sechste ist
bekanntlich durch Elgin in England. Die Südseite des Tempels ward von modernem Gemäuer ge-
reinigt und die Cellamauer einigermassen hergestellt, an der Ostseite die Stufen aufgedeckt, auch
sonst die Ruine einigermassen gedickt. Bei diesen Räumungen fand man den Tors eines Pferdes aus
Pentelischem Marmor von vorzüglicher Arbeit, nahe au Naturgrösse, auch einen Pferdekopf, ausser-
dem das Bruchstück einer Friesplatte von der Nordseite des Parthenon, und ein kleines altertüm-
liches Votivrelief ; endlich von den schönen marmornen Friesbildern des Erechtheion 16 Fragmente.

Im Frühling desselben Jahres (1837) ward auch in der Stadt unweit des nördlichen Abhanges
vom Theseion bei Gelegenheit eines Privatbaues das Denkmal des Eubulides aulgedeckt, bei welchem
drei Marmorköpfe und ein colossaler weiblicher Torso ausgegraben wurden. Aus demPeiräeus erhielt
man um diese Zeit an 12 Stelen und eine namhafte Anzahl Thongefässe. In der Stadt aber brachte
im November wieder die Grundgrabung für einen Privatbau einen zwar unverzierten Sarkophag zum
Vorschein, dessen Skeiet neben sich zwei silberne, jedoch zerfallene, Candelaber, auch Elfenbein-
täfelchen und Glaslläschchen, über der Brust aber von der linken Schulter die Goldblätter einer Guir-
laude und an den Fingerknochen sieben Goldringe mit geschnittenen Steinen stecken hatte.

Im Jahre 1838 wurden die Arbeiten auf der Akropolis theils an den schon bezeichneten Orten
fortgesetzt, theils auch der Weg zwischen Propyläen und Parthenon aufgedeckt. Ausser Inschriften
oder Resten von solchen, deren man fortwährend viele, wo immer gewühlt wurde, fand, kamen hier
ebenfalls manche plastische Ueberbleibsel zum Vorschein. Votifreliefs, Stelenreste traten in diesem
und den folgenden Jahren an verschiedenen Stellen der Akropolis zu Tage; wie denn auch im Pei-
räeus die Funde einzelner Grabstelen von Zeit zu Zeit sich erneuerten. Eine Reliefstele dieser Art,
so wie eine marmorne Graburne ward im Jahre 1839 in der Landschaft nördlich vom Peiräeus, in der
Gegend des alten Gaues Oa, entdeckt. Und bei VelanJdeza in der Mesogüa, wo etwa das alte Phegus
lag, zog man im Frühjahr 1839 die altertümlichste aller bis jetzt gefundenen Stelen mit der Relief-
figur des Aristion, und eine Vase, die Knochen enthielt, dann in der Nähe andere Vasen hervor. Auf
der Akropolis war in diesem Jahre einer der interessanteren Funde eine Nikefigur, die wohl gleich
den früher geförderten zur Balustrade am Niketempel gehört hat. Bei der Stadt brachte die Anlage
 
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