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Müller, Karl Otfried
Archäologische Mittheilungen aus Griechenland (Band 1,1): Athens Antiken-Sammlung — Frankfurt a.M., 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.900#0029
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des königlichen Gartens im October 1839 ausser Inschriften etliche Statuenreste in einem Hügel un-
weit des Hiss und näher dem neuen Palast bei antiken Grundspuren Architektur- und Sculpturfrag-.
mente zum Vorschein.

Im Frühjahre 1840sah man auf der Akropolis als neuerdings ausgegrabene Partheûon-Sculptureri
eine verstümmelte Keotaurenmetope von der Nordseite, und fünf Bruchstücke vom Cella-Fries, worun-
ter drei besser erhaltene dem Männerzuge, Opferzuge und Musikchor angehörten. Es kam bald ein
kleines, aber räthselhaftes Bruchstück, gleichfalls vom Friese, hinzu. Auch grub man damals nahe am
Parthenon die obere Hälfte einer colossalen Eule aus. Später fand sich an der Ostseite des Parthenon
der Oberleib einer weiblichen Gottheit aus dem Giebel; dann an anderer Stelle von einer Metope das
Bruchstück eines kämpfenden Helden, anderweitiger Reliefreste von geringerem Werth zu geschwei-
gen. In diesem Sommer wurden auch zwischen Propyläen und Erechtheion Fundamentstücke vom
Postament der grossen Pallas-Statue blos gelegt und auf der andern Seite, südöstlich den Propyläen,
die Marmorbasis mit Inschrift, auf welcher einst das trojanische Pferd von Bronze gestanden. Zur
selben Zeit ward an der Südseite der Propyläen geräumt, woselbst dicht an die letzteren in einem
Winkel herantretende antike Wände enthüllt wurden, bei welchen sich kleine Marmorfragmente und
Terracottenreste fanden.

Im Theseion sah man im Frühling 1840 einen vor Kurzem in einiger Entfernung von der Ge-
gend des alten Theaters entdeckten Sìlen mit einem Dionysoskinde auf den Schultern. Auch waren
zwei wohlgearbeitete Reliel'stelen hierhergebracht, die man unlängst im Peiräeus aufgegriffen hatte,
wo sie, seit geraumer Zeit heimlich verwahrt, eben in's Ausland solllen entführt werden. Das bekannte
Verbot jeder Ausfuhr von Antiken, welches in Griechenland besteht, hat nämlich die Folge, dass viel
mehr Funde verhehlt und heimlich verkauft werden, als dies der Fall sein würde, wenn für die Re-
gierung blos das Vorkaufsrecht und bei gestattetem Ausverkauf ein Zoll zum Gesetz gemacht worden
wäre. Die zuvorkommende Entdeckung solcher heimlichen Verkäufe, wie eben in diesem Falle, wird
immer viel seltener bleiben, als ihr Gelingen, Ich hörte von Kellerräumen, in welchen eine gute Zahl
Antiken versteckt seien, welche Fremden, zu denen man das Zutrauen hegt, angeboten werden.

Noch erhielt das Theseion im Sommer dieses Jahres aus dem Peiräeus eine kleine Herakles-
Herme, mit dem Rücken an einen Lorbeerstamm gelehnt, einen Panisk, mit einem Pfeiler verbunden,
den Tors eines Früchte tragenden Dionysos und ein kleines Gi'abrelief.

Mit diesem Ueberblick wünschte ich dem Leser einen Begriif zu geben, woher die neuen Samm-
lungen Athens ihre Vorräthe erhalten und sich vermehrt haben. Ueber die Orte der Aulstellung ist
wenig zu sagen. Der massige Raum im Theseion, bei welchem auch aussen einige Denkmäler sich fin-
den, ist unter den dortigen Verwahrungsgemächern das grösste. Was ein Holzgitter vor einer Wand
der Hadrianischen Stoa einschliesst, sind zum grösseren Theile Stelen verschiedener Art. In seinem
Hause verwahrt Pittakis die Münzen, einige geschnittene Steine und sonst einzelne Antiken; An-
deres in seinem Amts - Zimmer im Gebäude des Cidtus-Ministeriums. Am oberen Abhang der Akro-
polis und oben allerwärts liegen oder stehen Basamente, Inschriften, plastische Reste im Freien. Es
sind aber hier andere zusammengebracht im nördlichen Flügel der Propyläen in der Pinakothek, hinter
und oberhalb derselben in einer Hütte, auf der anderen Propyläenseite in einem Verschlag; ferner in
 
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