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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 1): Die Hülfswissenschaften zur Brückenbaukunde — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24549#0148
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FünsteS Capitel. Von den Spundwänden,

Um die Arbeit zu erleichtern und die Gefahr des ZerbrechenS beim Ein-
trciben der Pfäble ;u beseitigen, wurden dieselben in zwei Theilen gegossen
nud aus der Mitte zusammengesetzt, wie Fig. 89 6 zeigt. Zu diesem Zwecke
waren die Flanschen k mit angegossen, durch welche drei l'/^zöllige Schranben-
bolzen gezogen wurdcu. Eben so sieht man auch iu der Figur die Nutheu für
die Spuudbohlcu und Deckplatteu. Der untere Theil deö Psahls, der jedoch
nicht svitz gegossen, sondern unten offen uud mit einem bölzernen, mit einem
geschmiedeten Schnh versehenen Fuße, wie Fig. 69 v zeigt, welcher in die
Höhlung des Pfahls eingeschoben war, gcschloffen wurde, wurde bis auf 25 Fuß
unter das gegeuwärtige Niveau, oder 18 Fuß unter den tiefsten Wasserftand
eiugetrieben und alsdann erst der obere Thcil aufgeschranbt.

Der dunkler schrasfirte Theil der Hauptpsahle in Fig. 89 ist der Durch-
schnitt der Spnndbohlen und der Deckplatten, wobei man zugleich den über-
greifcnden Falz der letzteren sieht, welcber die Fugen deckt, wie aus Fig. 89 v
hervorgeht. Die mittlere Platte ist mit der obern und der untern allemal
durch vier ss^zöllige Schraubenbolzen verbunden, welche durch eigends zu diesem
Zwecke hinten angegossene Flanschen oder Lappen gezogen sind. Alle Fugen
des Eisenwerks sind mit dem beften Eiscnkitte versichert.

Hinter der Waud wurde der Grund ausgehoben und nsit der oben er-
wahuten Bötonlage wieder gefüllt, welche auch Fig. 89 und Fig. 89 .ä. zeigen.
Der Beton wurde aus hvdraulischem Kalke, Sand und Kieselu bereitet. Was
die Granitkrönung betrifft, so sieht man dieselbe in Fig. 89 L in der obern
Ansicht, wo man auch bemerkeu wird, daß immer zwischen je zwei Quadern ein
Döbbel, 4 Zoll im Quadrat uud 9 Zoll laug, eingelassen ift, welcher jede Ver-
sckiebnng unmöglich macht.

Während des Eiutreibens wurde die größte Vorsicht beobachtet, um daS
Zerbrechen der Piloten zn vcrhüten; nichts desto weniger trat bei einigen dieser
Fall dennoch eiu. Diejeuigeu, wclche nahe am obcren Ende brachen, wurden
dennoch brauchbar gemacht, indem man sie biS auf die gehörige Tiefe eintrieb
und sie mit eigeuds dazu gegossenen Stücken biö zur gehörigen Länge auf-
pfropfte; die tiefer abgebrocheneu aber mußten wieder ausgezogen werden, eine
Arbeit, welche sehr mülffam und zeitraubeud war, da die Pfähle in dem harten
Boden sehr fest standeu. Eiuer dieser Pfähle brach, als er acht Fuß eiuge--
trieben war und es bedurfte der angestrengten Arbeit von acht Mann während
fechs Fluthzeiten ijede etwa von 6 Stuuden) und des Anbriugens von vielen
Tauen und Kloben, bis man im Stande war, den Pfahl mittelst Leichterschiffen
durch die Wirkung der Fluth wieder ausreißen zu lassen.

Zum Eintreiben der Pfähle bediente man sich einer gewöhnlichen Ramme,
deren Bär etwa 16 Centner wog. Für die Fallhöhe hatte man, als Resultat
aus vielen Versncheu, vier Fuß augeuommen, da hierbei die Pfähle am wenig-
ften litten. Hauptsächlich mußte man darauf Rücksicht nehmen, daß der Bär
genau in der Richtung auf den Pfahl fiel, in welcher letzterer das Erdreich
durchdringen sollte. Damit die Pfähle durch den Nammbär nicht beschadigt
würden, setzte man massive gußeiserne Docken auf die Köpfe derselben, und
legte, um den widrigen Schall, den die Schläge hervorbrachten, zu vermeiden,
 
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