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Müller, Hinrich
Die Brückenbaukunde in ihrem ganzen Umfange: ein Handbuch für Ingenieure und Baumeister (Band 2): Die Erbauung der hölzernen Brücken — Leipzig, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.24550#0243
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240

Anhang.

Der Verfasser wirft den übrigen bis jetzt erbauten Dogenbrücken vor, daß
sie vermöge ihrer Construction nur kurze Zeit dauern können, und zwar rührt
dies daher, daß bei den Bogenbrücken die Bogeuhölzer unmittelbar auf einander
liegen und so das in die Fugen derselben eiugedrungene Wasser nicht rasch ver-
dunsten und das Holz wieder abtrockueu kann, sondern beständig feucht bleibt.
Ferner sagt er, es sek sehr schwierig die schadhaften Hölzer bei solchen Con-
structionen zu entdecken und durch neue gesunde Hölzer wieder zu ersetzen.
Endlich hält derselbe auch für sehr fehlerhaft, daß die Bogen mit ihren Schen-
keln in der Mauer stehen und nicht auf Holz, und entfernt von der Mauer, daß
der an der Mauer herabfließende Regen auf das Holz tröpfle und dieses dadurch
auch naß werde.

Um diese Fehler nun zu beseitigen und eine Brücke für längere Dauer zu
erhalten, hat der Verfasser die Brücke über die Eder nach beiliegender Zeich-
nung ausführen lassen. Es liegen die Bogenhölzer der Bogenrippen nicht un-
mittelbar auf einander, sondern es liegen innerhalb jeder Zangrk kurze Hölzer
dazwischen und ferner ist die Brücke mit einem Dache versehen.

Fragen wir nun aber, welche Vortheile sind durch diese Anordnung erreicht
lint) welche Fehler sind dadurch vermieden? Die Beantwortung dieser Fragen
soll hier nun folgen und gleichzeitig als Beleuchtung der Construction dienen.

Da auch hier die Hölzer der verschiedenen Bogenrippen, wenn auch nicht
durchweg, sondern nur an den Stellen, wo sie von den Zangen umfaßt werden,
dicht auf einander liegen, so ist, wenngleich die Zangen auch aus schmäleren
Hölzern bestehen, der vom Verfasser oben gerügte Uebelstand keineswegs geho-
ben. Im Gegentheil bieten die Oeffnungen in den einzelnen Bogenrippen dem
Regen viele Oberfläche und da diese immer nach einer Seite hin geneigt ist,
so wird das sich darauf sammelnde Wasser nach dieser Seite hinlaufen und theils
in das Hirnholz der Zwischenhölzer eindringen, theils aber auch in die Fugen
zwischen diesen und den Bogenhölzern. Es steht hier also eben so bald eine
Fäulniß der Hölzer zu erwarten, wie bei anderen Brücken und noch früher,
indem hier die Ansammlung von Wasser größer ist. Es ist in dieser Hinsicht
durchaus kein Vortheil durch die vorliegende Anordnung erreicht.

Was ferner die Beseitigung der großen Schwierigkeiten beim Auswxchseln
schadhafter Hölzer durch diese Anordnung betrifft, so ist dieses nur eine Mei-
nung, die aber in der Wirklichkeit gar keine Beweise für sich hat. Soll hier
ein Bogenholz ausgewechselt werden, so läßt sich dieses auch nicht anders wie-
der hineinbriugen, als nach Abnahme von wenigstens drei Zangen. Werden
aber diese drei Zangen gelöst, so verliert der Bogen seinen Zusammenhang
und würde den Einsturz des Bogens zur Folge haben, wenn nicht vorher der
Bogen und der darauf liegende Theil hinreichend unterstützt wäre. Allein selbst
wenn auch dieses der Fall ist, so ist die Wegnahme eines Zwischenbogens dennoch
nicht gleich auszusühren, denn es müssen nunmehr auch die durch sämmtliche
fünf Hölzer einer Bogenrippe, durchgezogenen Schraubenbolzen entfernt werden,
was aber nicht wohl anders möglich ist, als wenn man den oberen Belag
forträumt oder das untere Bogenholz, welches letztere aber darin in doppelter
Länge weggenommen werden muß. Von alle diesem erwähnt der Verfasser
 
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