Die vedischen Gottheiten. 167
finge das Blut plötzlich durch die Adern alter Mumien zu fließen
an, oder als thäten die ägyptischen Statuen von schwarzem
Granit ihren Mund zum Reden auf. Getroffen von den Strahlen
der modernen Wissenschaft, beginnen die Wörter — man nenne
sie Mumien oder Statuen — wirklich aufs neue zu leben, die
alten Namen der Götter und Helden wirklich aufs neue zu
sprechen. Alles was alt ist, wird neu, alles was neu ist, wird
alt, und jenes eine Wort, Par^anya, scheint wie ein Zauber vor
unseren Aagen die Höhle oder Hütte zu öffnen, in welcher die
Väter der indogermanischen Kasse, unsere eigenen Väter — ob
wir nun an der Ostsee oder am indischen Ocean wohnen —
versammelt sind, wie sie eine Zuflucht suchen vor den Eimern
des Par^anya und sagen: »Halte nun ein, Paryanya; du hast
Regen gesandt; du hast in den Wüsten Wege geschaffen und
hast die Pflanzen wachsen lassen, und du hast Preis erlangt von
den Menschen.«
Wir haben noch die dritte Klasse von Göttern zu betrachten,
neben den Göttern der Erde und der Luft, nämlich die Götter
des höchsten Himmels, heiterer in ihrem Charakter als die
thätigen und kämpfenden Götter der Luft und der Wolken, und
den Augen des Menschen mehr entrückt, darum aber auch ge-
heimnisvoller in der Ausübung ihrer Macht, als die Götter der
Erde oder der Luft.
Die oberste Gottheit Ist hier ohne Zweifel der lichte Himmel
selbst, der alte Dyaus, welcher bekanntlich von den Indoger-
manen schon angebetet wurde, ehe sie sich in einzelne Völker und
Sprachen trennten, und welcher diese Trennung in Griechen-
land als Zeus, in Italien als Jupiter (Himmel-Vater), und unter
den germanischen Stämmen als T y r und T i u überlebt hat. Im
Veda sahen wir ihn namentlich in Verbindung mit der Erde an-
gerufen, als Dyävä-pHMvf, Himmel und Erde. Er wird auch
allein gepriesen, aber er ist ein Gott, dessen Macht im Ab-
nehmen begriffen ist, und seine Stelle wird in den meisten vedi-
schen Gedichten von einem jüngeren und thätigeren Gotte,
Indra, eingenommen.
finge das Blut plötzlich durch die Adern alter Mumien zu fließen
an, oder als thäten die ägyptischen Statuen von schwarzem
Granit ihren Mund zum Reden auf. Getroffen von den Strahlen
der modernen Wissenschaft, beginnen die Wörter — man nenne
sie Mumien oder Statuen — wirklich aufs neue zu leben, die
alten Namen der Götter und Helden wirklich aufs neue zu
sprechen. Alles was alt ist, wird neu, alles was neu ist, wird
alt, und jenes eine Wort, Par^anya, scheint wie ein Zauber vor
unseren Aagen die Höhle oder Hütte zu öffnen, in welcher die
Väter der indogermanischen Kasse, unsere eigenen Väter — ob
wir nun an der Ostsee oder am indischen Ocean wohnen —
versammelt sind, wie sie eine Zuflucht suchen vor den Eimern
des Par^anya und sagen: »Halte nun ein, Paryanya; du hast
Regen gesandt; du hast in den Wüsten Wege geschaffen und
hast die Pflanzen wachsen lassen, und du hast Preis erlangt von
den Menschen.«
Wir haben noch die dritte Klasse von Göttern zu betrachten,
neben den Göttern der Erde und der Luft, nämlich die Götter
des höchsten Himmels, heiterer in ihrem Charakter als die
thätigen und kämpfenden Götter der Luft und der Wolken, und
den Augen des Menschen mehr entrückt, darum aber auch ge-
heimnisvoller in der Ausübung ihrer Macht, als die Götter der
Erde oder der Luft.
Die oberste Gottheit Ist hier ohne Zweifel der lichte Himmel
selbst, der alte Dyaus, welcher bekanntlich von den Indoger-
manen schon angebetet wurde, ehe sie sich in einzelne Völker und
Sprachen trennten, und welcher diese Trennung in Griechen-
land als Zeus, in Italien als Jupiter (Himmel-Vater), und unter
den germanischen Stämmen als T y r und T i u überlebt hat. Im
Veda sahen wir ihn namentlich in Verbindung mit der Erde an-
gerufen, als Dyävä-pHMvf, Himmel und Erde. Er wird auch
allein gepriesen, aber er ist ein Gott, dessen Macht im Ab-
nehmen begriffen ist, und seine Stelle wird in den meisten vedi-
schen Gedichten von einem jüngeren und thätigeren Gotte,
Indra, eingenommen.