198 Siebente Vorlesung.
dargebracht; aber es ist bekannt, wie weit das moderne Cere-
moniell sich von den Regeln entfernt hat, die in den alten Äästras
niedergelegt sind, und die Beschreibungen, welche uns neuere
Reisende geben, lassen keinen Zweifel darüber übrig, dass nie-
mand die Bedeutung selbst dieser Überbleibsel des alten Cere-
moniells zu verstehen vermag, wenn er nicht Sanskrit versteht
und die alten Sütras lesen kann. Wir erfahren freilich mit
allen Einzelheiten, wie die Kuchen gemacht wurden, welche die
Geister nach dem allgemeinen Glauben aßen, wie viele Gras-
stengel nötig waren, um jene darauf darzubringen, wie lang
jeder Stengel sein, und in welcher Richtung er gehalten werden
musste. Alle Dinge, die uns nichts lehren, werden uns mit
größter Ausführlichkeit auseinandergesetzt; aber die wenigen
Dinge, nach denen der wahre Gelehrte fragt, werden über-
gangen, als ob sie überhaupt kein Interesse für uns hätten, und
müssen erst unter einem Haufen von Sehutt hervorgesucht
werden.
Um ein wenig Licht zu gewinnen, müssen wir, denke ich,
folgende Einteilung machen:
1. Das tägliche Ahnenopfer, PhVyajrwa, als eins der fünf
großen Opfer (Mahäya^reas);
2. Das monatliche Ahnenopfer, Pmrfapitryajmta, als Teil
des Neu- und Vollmondopfers;
3. Die Begräbnisceremonien beim Tode eines Hausvaters;
4. Die Agapen oder Liebesfeste, gewöhnlich Är&ddhas ge-
nannt, bei welchen Speisen und andere Liebesgaben an verdiente
Personen gespendet wurden, zum Andenken an die verstorbenen
Vorfahren. Der Name Ä-äddha kommt eigentlich nur dieser
letzten Klasse zu, ist aber ebenfalls auf die zweite und dritte
Klasse der Opfer übertragen worden, weil das «Sräddha eine
wichtige Rolle darin spielte.
Das tägliche Ahnenopfer, Pitrya^na, ist eins der fünf
Opfer, welche manchmal die großen Opfer30 genannt werden,
die jeder verheiratete Mann täglich vollziehen soll. Sie werden
in den Grhyasütras aufgeführt (Asv. IH, 1), als Devayayüa, für
die Devas, Bhütaya^wa, für die Tiere u. s. w., Pitrya^wa, für die
dargebracht; aber es ist bekannt, wie weit das moderne Cere-
moniell sich von den Regeln entfernt hat, die in den alten Äästras
niedergelegt sind, und die Beschreibungen, welche uns neuere
Reisende geben, lassen keinen Zweifel darüber übrig, dass nie-
mand die Bedeutung selbst dieser Überbleibsel des alten Cere-
moniells zu verstehen vermag, wenn er nicht Sanskrit versteht
und die alten Sütras lesen kann. Wir erfahren freilich mit
allen Einzelheiten, wie die Kuchen gemacht wurden, welche die
Geister nach dem allgemeinen Glauben aßen, wie viele Gras-
stengel nötig waren, um jene darauf darzubringen, wie lang
jeder Stengel sein, und in welcher Richtung er gehalten werden
musste. Alle Dinge, die uns nichts lehren, werden uns mit
größter Ausführlichkeit auseinandergesetzt; aber die wenigen
Dinge, nach denen der wahre Gelehrte fragt, werden über-
gangen, als ob sie überhaupt kein Interesse für uns hätten, und
müssen erst unter einem Haufen von Sehutt hervorgesucht
werden.
Um ein wenig Licht zu gewinnen, müssen wir, denke ich,
folgende Einteilung machen:
1. Das tägliche Ahnenopfer, PhVyajrwa, als eins der fünf
großen Opfer (Mahäya^reas);
2. Das monatliche Ahnenopfer, Pmrfapitryajmta, als Teil
des Neu- und Vollmondopfers;
3. Die Begräbnisceremonien beim Tode eines Hausvaters;
4. Die Agapen oder Liebesfeste, gewöhnlich Är&ddhas ge-
nannt, bei welchen Speisen und andere Liebesgaben an verdiente
Personen gespendet wurden, zum Andenken an die verstorbenen
Vorfahren. Der Name Ä-äddha kommt eigentlich nur dieser
letzten Klasse zu, ist aber ebenfalls auf die zweite und dritte
Klasse der Opfer übertragen worden, weil das «Sräddha eine
wichtige Rolle darin spielte.
Das tägliche Ahnenopfer, Pitrya^na, ist eins der fünf
Opfer, welche manchmal die großen Opfer30 genannt werden,
die jeder verheiratete Mann täglich vollziehen soll. Sie werden
in den Grhyasütras aufgeführt (Asv. IH, 1), als Devayayüa, für
die Devas, Bhütaya^wa, für die Tiere u. s. w., Pitrya^wa, für die