262 Exkurs F.
Die Vikramädltya-Periode der Litteratur.
Diese Voruntersuchungen53 sind notwendig gewesen, ehe
wir an die uns näher angehende Frage naeli dem wirklichen
Zeitalter desKälidäsa und der mehr oder weniger mit ihm gleich-
zeitigen Litteratur herantreten konnten.
Wenn Vikramäditya, unter dessen Kegierung die Ära von
56 v. Chr. erfunden wurde, im sechsten Jahrhundert nach, statt
im ersten Jahrhundert vor Christus lebte, erheben wir jetzt die
Frage, ob Kälidäsa und seine Freunde nicht zu derselben Zeit
gelebt haben können54. Wir sehen die Namen Kälidäsa's und
Bhäravi's, des Dichters des Kirätär^uniya, in einer Inschrift
angeführt, welche nach früheren Annahmen aus dem Jahre
-Saka 506 (585n. Chr.), nach einem neuerdings geführten Beweise
aber aus dem Jahre Saka, 5 56 (634 n.Chr.) herrührt55. Dies giebt
uns die Grenze auf einer Seite, und wir dürfen selbst sagen, dass
zu jener Zeit sowohl Kälidäsa als Bhäravi wahrscheinlich in
Indien berühmt geworden waren. Wir wollen nun sehen, ob wir
auch auf der anderen Seite eine Art Grenze festsetzen können.
Vasubandhu.
Hiuen-thsang50 erzählt uns, dass Vasubandhu, der Schüler
des Manorhita üVIanoratha) ein Zeitgenosse des Vikramäditya
53 Ich habe alle diese chronologischen und litterarischen Pro-
bleme im Jahre 1863 mit Bhao Dhaji durchgesprochen, und wiewohl
ich im Allgemeinen noch dieselben Ansichten hege, die ich damals
aussprach, und von denen einige zu jener Zeit von ihm veröffentlicht
worden sind, habe ich sie doch in gewissen Punkten verändert, und
möchte auch jetzt, dass das, was ich hier gebe, nur als ein Versuch,
und zwar als ein verbesserungsfähiger, betrachtet werde.
54 Es scheint beinahe unmöglich, die Meinungen der verschiede-
nen Sanskrit-Gelehrten über das Zeitalter desKälidäsa oder gewisser
ihm zugeschriebener Werke anzugeben. Weber scheint Kälidäsa's
drei Dramen zwischen das zweite und vierte Jahrhundert n. Chr., in
die Periode der Gupta-Fürsten, des Ä'andragupta u. s. w. zu setzen,
siehe Ind. Litt. Gesch., S. 221, Note; aber ich bin nicht ganz sicher,
ob dies seine wirkliche Meinung ist.
55 Siehe Bhao Daji, J. E. A. S., Bombay, IX, p. 315; Fleet, Ind.
Ant., VII, p. 209, und in Burgess' Third Archaeological Beport;
Bhandarkar, J. B. A. S., Bombay, XIV, p. 24. Ich verdanke diesen
Nachweis Professor Bühler.
56II, 115. Vgl. auch Bhao Daji, On Kälidäsa, p. 25.
Die Vikramädltya-Periode der Litteratur.
Diese Voruntersuchungen53 sind notwendig gewesen, ehe
wir an die uns näher angehende Frage naeli dem wirklichen
Zeitalter desKälidäsa und der mehr oder weniger mit ihm gleich-
zeitigen Litteratur herantreten konnten.
Wenn Vikramäditya, unter dessen Kegierung die Ära von
56 v. Chr. erfunden wurde, im sechsten Jahrhundert nach, statt
im ersten Jahrhundert vor Christus lebte, erheben wir jetzt die
Frage, ob Kälidäsa und seine Freunde nicht zu derselben Zeit
gelebt haben können54. Wir sehen die Namen Kälidäsa's und
Bhäravi's, des Dichters des Kirätär^uniya, in einer Inschrift
angeführt, welche nach früheren Annahmen aus dem Jahre
-Saka 506 (585n. Chr.), nach einem neuerdings geführten Beweise
aber aus dem Jahre Saka, 5 56 (634 n.Chr.) herrührt55. Dies giebt
uns die Grenze auf einer Seite, und wir dürfen selbst sagen, dass
zu jener Zeit sowohl Kälidäsa als Bhäravi wahrscheinlich in
Indien berühmt geworden waren. Wir wollen nun sehen, ob wir
auch auf der anderen Seite eine Art Grenze festsetzen können.
Vasubandhu.
Hiuen-thsang50 erzählt uns, dass Vasubandhu, der Schüler
des Manorhita üVIanoratha) ein Zeitgenosse des Vikramäditya
53 Ich habe alle diese chronologischen und litterarischen Pro-
bleme im Jahre 1863 mit Bhao Dhaji durchgesprochen, und wiewohl
ich im Allgemeinen noch dieselben Ansichten hege, die ich damals
aussprach, und von denen einige zu jener Zeit von ihm veröffentlicht
worden sind, habe ich sie doch in gewissen Punkten verändert, und
möchte auch jetzt, dass das, was ich hier gebe, nur als ein Versuch,
und zwar als ein verbesserungsfähiger, betrachtet werde.
54 Es scheint beinahe unmöglich, die Meinungen der verschiede-
nen Sanskrit-Gelehrten über das Zeitalter desKälidäsa oder gewisser
ihm zugeschriebener Werke anzugeben. Weber scheint Kälidäsa's
drei Dramen zwischen das zweite und vierte Jahrhundert n. Chr., in
die Periode der Gupta-Fürsten, des Ä'andragupta u. s. w. zu setzen,
siehe Ind. Litt. Gesch., S. 221, Note; aber ich bin nicht ganz sicher,
ob dies seine wirkliche Meinung ist.
55 Siehe Bhao Daji, J. E. A. S., Bombay, IX, p. 315; Fleet, Ind.
Ant., VII, p. 209, und in Burgess' Third Archaeological Beport;
Bhandarkar, J. B. A. S., Bombay, XIV, p. 24. Ich verdanke diesen
Nachweis Professor Bühler.
56II, 115. Vgl. auch Bhao Daji, On Kälidäsa, p. 25.