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Münch, Ottheinz
Die Stiftskirche zu Hersfeld 831-1144 — Marburg/​Lahn: Universitäts-Buchdruckerei Joh. Aug. Koch (Dr. E. Hitzeroth), 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.57259#0004
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Ottheinz Münch

Nicht zuletzt danke ich dem Ver. s. Hess. Gesch. u. Landeskunde
(Dr. H- Kramm) und dem Hersselder NS.-Geschichtsring (Oberstu-
diendir. Dr. Manns) für die Ermöglichung der Drucklegung.

Einleitung: Geschichtlicher Ueberblick.
Im Jahre 736 beauftragte Bonifatius seinen Schüler Sturm, in
den dichten Waldgebieten an der Fulda einen für eine Klostersied-
lung geeigneten Ort zu suchen, wo er einen sicheren Stützpunkt für
sein Wirken, einen Ruheplatz für sein Alter und seine letzte Ruhe-
stätte finden könne. Sturm brach mit zwei Gefährten von Fritzlar
auf und gelangte endlich an eine Stelle, wo sich zwei uralte Stra-
ßen kreuzten und wo noch vor kurzem eine Siedlung bestanden
haben mutzte. Sie hietz Herolsesfeld Z. Dieser Platz erschien Sturm
für ein Missionskloster wie geschaffen, er errichtete mit seinen Ge-
führten Holzhütten und machte dem Bonifatius Meldung. Dieser
aber hielt die Nähe der Sachsen für zu gefährlich und befahl ihm
daher „einen entfernteren und tiefer in der Einöde liegenden Ort
zu suchen". Da er jedoch zunächst nichts geeignetes fand, kehrte er
einstweilen nach Hersfeld zurück, wo er mit seinen Begleitern blieb.
In diese Zeit dürfte der Bau des von Pros. Vonderau ausgegrabe-
nen steinernen „^"-Kirchleins fallen, dem sich ein „Claustrum",
unter dem wir uns kein eigentliches Kloster, sondern die Zellen für
die drei Einsiedler vorstellen müssen, anschlotz-). Das Kirchlein war
ein einschiffiger rechteckiger Raum, an dem sich im Osten eine ein-
gezogene Rundapsis unmittelbar anschlotz. Es besatz bereits drei Al-
täre, einen in der Apsis, die beiden anderen ihr zu Seiten, an der
Ostwand. Bonifatius hielt aber an seinem Plan, tiefer in Buchonia
ein Kloster zu gründen, fest und beauftragte Sturm abermals, einen
günstigen Platz dafür zu suchen. Im Jahre 744 fand dieser einen
Bonifatius zusagenden Platz und gründete dort das Kloster Fulda,
dessen erster Abt Sturm wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat man
aber die Hersselder Siedlung nicht ausgegeben, sondern sie als Vor-
posten für die Mission Thüringens beibehalten. Aus alle Fülle ha-
ben die Bauten bei der späteren Klostergründung Lulls noch be-
standen und wurden sogar zum Teil noch weiter benützt s).
1) Vgl. Joseph Vonderau, Die Ausgrabungen an der Stiftskirche
zu Hersfeld in den Jahren 1821 und 1922, 18. Veröffentlichung des Fuldaer
Gesch.-Ver. (zugleich erste des Hersselder Geschichtsvereins) Fulda 1925; zit.:
Vonderau, S. 5 und S. 48. Zu dem Jahr 736 vgl. Philipp Hafner,
Die Reichsabtei Hersfeld bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. 2. Aufl.
2. Veröff. d. Hersf. Gesch.-Ver. Hersfeld 1936, Anh. I, S. 134 ff. Daß Sturm
den Namen Herolsesfeld schon vorfand, läszt doch stark die Kontinuität der
Siedlug bis auf Sturms Zeiten herab vermuten.
2) Vonderau S. 13ff.
3) Vonderau, S. 16 u. 21 f.
 
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