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Münch, Ottheinz
Die Stiftskirche zu Hersfeld 831-1144 — Marburg/​Lahn: Universitäts-Buchdruckerei Joh. Aug. Koch (Dr. E. Hitzeroth), 1940

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57259#0021
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Die Stiftskirche zu Hersfeld 831—1144 Z27
durch eine Balkenlage voneinander getrennt und nicht mehr durch
eine Treppe verbunden sind. Auf jeder der vier Seiten finden sich
in jedem dieser Geschosse je zwei gekuppelte rundbogige Doppel-
fenster, die sowohl außen als auch innen in großen Rundbogenflach-
nischen mit Kämpfern liegen. In der Mitte ist jedes Doppelfenster
durch ein kleines Säulchen mit steiler, attischer Basis ohne Ecksporen,
in verschiedenen Variationen reicher ornamentierten Würfel-
kapitellen mit Schilden und darüberliegenden quergestellten Kämp-
fern geteilt. Die Technik der Steinbearbeitung ist an den Fenster-
gewänden eine Flächung, in derselben Art, wie sie etwa an den
Schallarkaden des Siidturms der Abteikirche zu Murbach im Elsaß
zu sehen ist^s. Ueber diesen Geschossen bildet das mehrfach er-
neuerte Dach den Abschluß des Turms.
Außen wird der ganz in sorgfältiger Quaderung ausgeführte
Turm durch mehrere Gurtgesimse unterteilt. Das erste führt das
Gesims der Westapsis, das zweite das des Westgiebels weiter, beide
sind genau in der gleichen einfachen Art dieser Gesimse, Platte mit
Schräge, gebildet. Das dritte bezeichnet den Fußpunkt des vor-
letzten Geschosses und ist reicher profiliert: Platte, Kehle mit schach-
brettartiger Ornamentierung, Plättchen, Kehle, Wulst. Das vierte
endlich bezeichnet den Fußpunkt des obersten Geschosses und ist wie-
der etwas einfacher profiliert: Platte, Plättchen, Kehle. Bis etwa
zur Höhe des ersten Gesimses steht der Turm mit der Mittelschiss-
wand in Verband, darüber ist außen wie innen eine Fuge zu er-
kennen: der Turm weist hier Eckquaderung aus. Ein Blick auf den
eingestürzten Nordturm und unsere dortigen Beobachtungen berech-
tigt uns aber zu der Annahme, daß auch das Südturmmauerwerk in
der Mitte bis oben mit der Mittelschisfhochwand in Verband steht.
In der oben beschriebenen rätselhaften Nische, sowie in den Durch-
gängen von den Türmen zur Empore ist keine Naht Mischen Turm-
mauerwerk und Mittelschisfwand festzustellen.
An der südlichen Außenwand ist der Anschluß des Klostergebäu-
des und des Kreuzganges noch deutlich zu erkennen. Die Kloster-
mauer bindet regelrecht in das Turmmauerwerk ein und der Sockel
- des Turmes hört vor dem Klostergebäude auf.
II. Ausgrabungen.
In den Jahren 1921 und 1922 sanden unter Leitung von Prof.
Vonderau-Fulda Ausgrabungen in der Stiftskirche statt, die vor
allem den karolingischen und vorkarolingischen Anlagen galten
Ich will hier nur kurz die wichtigsten Ergebnisse der Ausgrabungen
: 27) Vgl. Friederich, a. a. O., Abb. 5.
1) Die Ergebnisse wurden von Professor Jos. Von der au veröffentlicht,
zunächst als Vorberichte in: Mein Heimatland, Bd. V, Nr. 5 v. 16.1.1922 und
- Bd. VI, Nr. 3 v. 28. 4. 1923. Die endgültige Veröffentlichung erschien als
IS.Veröff. des Fuldaer Gesch.-Ver. 1925.
 
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